05-08-2009, 01:20
(04-08-2009, 14:24)Ekkard schrieb: Ja, das beißt sich. Allerdings beißt es sich nicht mehr, als die Akzeptanz der „Realität“, mit der wir nur über die Abbildungsfunktion unserer Sinnesorgane und die nachgeschaltete Tätigkeit eines Gehirns verbunden sind. Auch das Gehirn steckt voller „Konventionen“ (Annahmen, was man an Sinnestäuschungen studieren kann).
Der Vergleich hinkt, da es für die Konvention über die "Realität" eindeutige Grundlagen gibt, die in intersubjektiv vermittelbaren Sinneswahrnehmungen liegen.
Auch wenn unser Gehirn nur Bilder des "tatsächlich" Existierenden zeichnet, und diese Bilder nicht die Wirklichkeit darstellen, so zeugt allein die Wahrnehmung schon von der Existenz der Umwelt.
Und diese Wahrnehmung funktioniert bereits auf rein biologischer Ebene, also auch ohne das aufgesetzte Weltbild eines Menschen.
Der Stein, der dem Menschen auf den Kopf fällt, tut jedem auch weh.
Wir brauchen dafür die Konvention also gar nicht.
Die Information fliesst auch so. Und deshalb ist die Konvention "Stein auf Kopf tut weh" auch grandios erfolgreich.
Für Gott würde das also nur dann gelten, wenn man ihn durch allgemein wahrnehmbare Eigenschaften definiert .
(04-08-2009, 14:24)Ekkard schrieb: Ich halte auch die „objektive Welt“ für eine menschliche Fiktion. Da „existiert“ nichts, ohne dass unser Gehirn „seinen Senf dazu tut“, sprich eine Beziehung aufbaut. Anderenfalls wäre eine Orientierung in der Welt ausgeschlossen.
Das "Bild", welches wir Menschen uns von der objektiven Welt zeichnen, mag ja eine Fiktion sein, weil unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten beschränkt sind, aber die Existenz einer objektiven Welt bleibt doch davon unberührt.
(04-08-2009, 14:24)Ekkard schrieb: Einen Gott, „über“ den man philosophisch reden könnte, wäre ein sehr eingeschränktes Ding.
Ein Gott, über den man nicht zumindest philosophisch reden könnte, wäre in einer Weise unerreichbar, daß seine Existenz aus unserer Sicht völlig belanglos wäre, weil wir niemals irgendeine Beziehung zu ihm aufbauen könnten.
(04-08-2009, 14:24)Ekkard schrieb: Natürlich! Nur das, was Atheisten vorbringen, ist, dass sie „nicht an ein transzendentes Wesen“ glauben. Ok, daran glaube ich auch nicht. Meine Gottesvorstellung ist vollkommen innerweltlich. Es ist ein Kennzeichen dieser Welt, dass sie Bewusstsein darstellen kann. Denk dir diese Fähigkeit universal!
Ekkard, ich denke, du wärest irgendwo eher im Pantheismus aufgehoben .
Bei der Sache mit der Transzendenz mache ich es mir einfach, indem ich sie schlicht relativiere.
"Transzendent" ist ganz banal etwas, das den menschlichen Horizont, also seine Sinneswahrnehmungen und Verständnisfähigkeiten übersteigt, also etwas was recht eindeutig existiert.
Jedoch können Grenzen dieser Art auch durchbrochen werden.
Somit wäre aus meiner Sicht das Durchbrechen der letzten Grenze, also die totale Erkenntnis über diese Welt gleichzusetzen mit der religiösen Verheissung der Einheit mit Gott.
Inwieweit sowas mit naturwissenschaftlichen Methoden (oder überhaupt für den Menschen) erreichbar ist, ist eine andere Frage.
Bei der Frage nach "Gott" suche ich erstmal die historischen Wurzeln des Begriffes ab.
Und da muss man irgendwann zwischen "Volksglauben" und "Theologie" unterscheiden.
Die Vorstellungen, die wir alle aus dem Kindergarten kennen,und über die sich strenge Atheisten mit religiösen Fundamentalisten gerne streiten, fallen unter ersteres.
Aber die "eigentliche" Lehre von Gott sah schon immer etwas anders aus.
Jedenfalls war den Priestern im alten Ägypten und in Sumer sehr wohl bewusst, daß die Götter keine prominenten Personen sind, sondern eben abstrakte Beschreibungen von Kräften, die in der Welt als wirksam wahrgenommen wurden.
"Gott" war immer schon etwas, was in entscheidender Weise Einfluss auf die Welt und die Menschen nahm, somit also keineswegs völlig transzendent.
Philosophisch gesehen vielleicht die Summe aller Kräfte, bzw. eben die Kraft, welche als erstes das positive Merkmal "existent" hatte, und somit alles andere hervorgebracht hat, auch wenn das natürlich nicht zeitlich zu sehen ist.
Auf jeden Fall definiere ich ihn - wie oben angedeutet- durch allgemein wahrnehmbare Eigenschaften.
Denn nur dann hat die Konvention wirklich Sinn. Andersfalls darf man m.E. schon auch den Begriff der "Phantasievorstellungen" bemühen.
Kurz : Gott äußert sich in allen Kräften, die uns beeinflussen.
Die Frage, ob dahinter dieser "theistische" Gott steht, oder ob es am Ende nur "die Welt selbst" ist, nimmt dem Begriff "Gott" nichts weg, weil die "übermächtigen" Kräfte, die uns bestimmen, für niemanden zu leugnen sind.

