11-04-2010, 14:41
(06-04-2010, 11:12)Bion schrieb: Somit sind in den johanneischen Schriften (JohEv, etc.), die frühestens um 100 nC, aber eher danach entstanden sind, und in anderen Schriften des NT aus dem 2. Jh solche Gedanken vorzufinden.Also warum dien Johannesschriften frühestens 100 entstanden sein sollen, ist mir unklar.
Gegen diese Annahme spricht:
*Es gibt ein Fragment des Jh-Evangeliums, das auf 125 datiert wird, und bestimmt nicht das erste Exemplar war.
*Im sog. Jh-Prolog wird in einer aus Qumran bekannten Ausdrucksweise die ewige Existenz des Logos dargestellt. Ersetze Logos durch "Thora", und es ergeben sich Aiussagen, die im Judentum gemacht wurden.
*Ebenfalls auf die Zeit vor 70 deuten die Angaben zur Geographie Jerusalems, wie der Teich Bethesda (Jh 5,2) oder das Gabbata (Jh 19,8), die vor ihrer Wiederentdeckung durch Archäologen nur aus dem Jh-Ev bekannt waren.
*Der Verfasser des Jh-Ev wird ausdrücklich mit jemanden identifiziert, der Jesus persönlich begegnet ist.
*Der Stil des Jh-Ev ist der eines Augenzeugenbericht (siehe z.B. hier - darin nach two possible views suchen. Der verlinkte Text ist zwar schon ziemlich alt, geht aber auch ein wenig darauf ein, wie solche Datierungen wie "Jh-Schriften nach 100" zustande kommen).
Das deutet also darauf hin, dass das Jh-Ev von einem Zeitgenossen Jesu geschrieben wurde. Der muss schon ziemlich alt geworden sein, wenn er es nach 100 geschrieben hat.
Die Alternative dazu wäre, dass das Jh-Ev eine Fälschung ist, und zwar aucvh nach den antiken Maßstäben (der unter Theologen beliebte Trick "das war damals üblich" verfängt hier nicht).
Und wenn das Jh-Ev vor 100 geschrieben wurde, warum nicht auch die Jh-Briefe?
Relativismus: "du hast deine Wahrheit, ich habe meine, beide sind richtig"
Toleranz: "was du sagst ist falsch, aber du hast das Recht, es zu sagen"
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