(31-05-2010, 12:51)helmut schrieb: Manches von diesen "Wunschergebnissen" ist an Universitäten im Ausland Standard. Hab mal eine theologische Dissertation einer nichtdeutschen Person sprachlich unterstützt und dabei einige Einblicke bekommen. Vor allem im Bereich "Apostelgeschichte".
"...Dissertation einer nichtdeutschen Person..."
Und das von jemandem, dem Hinweise auf wissenschaftliche Literatur nicht konkret genug sind!
helmut schrieb:Ist es nicht eher umgekehrt? Dass die Abfassungszeit des Briefs dazu benutzt wird, die gemeinten Irrlehrer zu identifizieren? Ich finde die Beschreibung in 2.Pt so allgemein, dass ich noch nicht mal einen speziellen Bezug zur Gnosis sehe.
Bion schrieb:Meiner Meinung nach, nein!
helmut schrieb:Ist diese Meinung nur ein subjektiver Eindruck, oder kannst du auch sagen, was konkret für die von dir favorisierte These spricht?
…subjektiver Eindruck…?
Was würdest Du denn unter einem "objektiven Eindruck" verstehen?
…spezieller Bezug zu Gnosis…
Was soll das heißen?
Ein Bezug zur Gnosis ist in einigen Texten des NTs auszumachen. Ob solche Bezüge für Dich speziell genug sind, will ich nicht beurteilen.
Du siehst als (evangelikaler) Leser des 2Petr solche Bezüge nicht, ich schon (zB in 1,3 oder 2,20).
Wenn Dein Einwand kommen sollte, das wäre nicht speziell genug, auch gut. Ich muss Dich davon nicht überzeugen.
Zur Erinnerung: Es ging um die Datierung v. 2Petr. Manche Evangelikale meinen, Petrus habe ihn eigenhändig verfasst (oder zumindest diktiert). Die meisten Fachgelehrten datieren zwischen 120-125 nC, einige bis 150, wenige bis 180. Alle haben ihre guten Gründe meist über viele Buchseiten ausgebreitet.
Sollte Dich ein fundierter Forschungsbericht zu 2Petr interessieren, hebe Dir die Theologische Rundschau 66 (aus 2001) aus und lese die Seiten 310 – 337 nach.
helmut schrieb:Bion schrieb:Ich nehme einmal an, dass Du weißt, wo dieser "mittelalterliche Standpunkt" historisch zu verorten ist.Nö. Das Argument von Lewis habe ich auch nur über einen Umweg, und da war außer "Mittelalter" keine Quellenangabe.
helmut schrieb:Der Beweis auf Grund von Autorität ist der schwächste aller Beweise.
Du hast also ein Zitat aufgeschnappt, ohne zu wissen, wo es herkommt und in welchem Zusammenhang es gedacht gewesen war.
Das hindert Dich aber nicht, es polemisch gegen das Zitieren wissenschaftlicher Arbeiten und Autoritäten zu verwenden!
Also nochmals:
Thomas v. Aquin stellte fest, dass Beweise im Bereich des Glaubens unangebracht seien. Er stellte auch fest, dass die heilige Lehre kein Beweisverfahren kenne. Wenn man aber beweisend vorzugehen die Absicht habe, dann müsse man entweder aus der Autorität oder aus der Vernunft heraus beweisen. Das Argument aus der Autorität heraus, meine Thomas v. Aquin, wäre das schwächste.
helmut schrieb:Ich stelle nichts in Frage, ich frage nach Argumenten.
Und der Gebrauch, den Theologen von Forschungsergebnissen aus anderen Disziplinen machen, ist manchmal schon merkwürdig. Es war C.S. Lewis, der so manche Aussagen von Theologen kritisierte, eben weil sie mit der Literaturwissenschaft (Lewis' Fachgebiet), auf die sie sich beriefen, nicht vereinbar waren. Der Vortrag steht auch members.tripod.com/orthodox-web/papers/fern_seed.html. Wenn jemand, der "gebildet, aber nicht theologisch gebildet" (so das Understatement von Lewis) ist, Thesen von Theologen in Frage stellt, kann das auf Unwissen oder auf Wissen beruhen.
Stelle Dir einmal die Frage, warum ein (1963 verstorbener) Spezialist für mittelalterliche Literatur besser Auskunft zum Stand der heutigen theologischen Forschung geben können sollte, als die Fachgelehrten, die derzeit an europäischen Universitäten wissenschaftlich tätig sind!
helmut schrieb:Doch, so was interessiert mich schon. Mich interessiert schon, dass es (eine der ersten computergestützen Untersuchungen in dem Gebiet) keinen vernünftigen Grund gibt, zwischen Jahwist und Elohist zu unterscheiden.
Wenn Du darüber reden willst, mach ein neues Thema auf!
helmut schrieb:Bion schrieb:Wenn ich meine Meinung zu theologischen und historischen Fragen abgebe, gebe ich (spätesten auf Rückfrage) die Quellen meiner Meinungsbildung bekannt. Begründungen, die Du einforderst, kannst Du, sollten sie Dich wirklich interessieren, in den Arbeiten der genannten Autoritäten nachlesen. Du wirst mir doch nicht zumuten wollen, dass ich sie Dir seitenweise abtippe.Verlangt auch niemand. Ein Beweis, der nicht in wenigen Zeilen zusammengefasst werden kann, verläuft entweder "parallel" - dann reichen mir aufs Erste zwei oder drei kurze Beispiele - oder "sequentiell" - dann ist er nicht besonders überzeugend.
Nochmals: Ich fasse nicht Arbeiten anderer zusammen, sondern gebe einen Hinweis, wo nachgelesen werden kann (wenn ich das Buch zur Hand habe, dann auch mit Seitenangabe). Wer Interesse hat, gehe in eine Bibliothek und lese nach. Wer nicht, der nicht! Auch gut!
helmut schrieb:Zur Illustration noch ein Zitat aus der o.g. Dissertation (ohne Fußnoten), es geht um Apg 20,35):
"Meist ist von einem griechischen „Sprich¬wort“ die Rede. Nun ist ein Sprichwort ein fest gefügter Satz, und der Wortlaut der einzelnen Belege weist so große Unterschiede auf, dass man nur von einer Redewen¬dung oder einem Grundsatz sprechen kann. Möglicherweise wirkt hier die inzwischen veraltete Be¬deutung von „Sprüchwort“ als Redensart oder sprichwört¬liche Redewendung nach, die bis ins 19.Jh. lebendig war."
Dazu dann noch die Fußnote am Ende: "Daraus ließe sich folgern, dass mehrere Generationen von Theologen diese Angabe ungeprüft wei¬ter¬ge¬geben haben! - Zu Schreibweise und Bedeutung vgl. Paul, Wb, S.832." - Die Literaturangabe bezieht sich auf Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch, 9., vollständig neu bearbeitete Auflage von Hel-mut Henne und Georg Objartel, Tübingen 1992.
Auch wenn es sich in der Sache um eine Trivialität handelt: das "ungeprüft weitergeben" scheint es doch öfters zu geben. Anders kann ich mir manche Merkwürdigkeiten in der theologischen Fachliteratur nicht erklären.
Ich werde hier nicht über ein paar Sätze aus einer Dissertation eines/einer (mir) Unbekannten urteilen.
MfG B.