25-06-2010, 22:53
(25-06-2010, 20:02)Hikikomori schrieb: Aber ich glaube daß viele Menschen durchaus dazu neigen sich eher einem Führer unterzuordnen als selbst Verantwortung zu übernehmen und alle Entscheidungen selbst zu treffen
ja, das ist so. und kann man dem einzelnen auch nicht wirklich immer vorwerfen. wir alle kennen situationen, wo wir selber zu keiner entscheidung fähig sind und gerne rat annehmen. das mag bei manchen - aus welchen gründen auch immer - öfter oder gar überwiegend der fall sein. was zum einen die frage nach den gründen aufwirft (ist diese "unmündigkeit" persönlich bedingt oder anerzogen), zum anderen natürlich den ratgebern/"führeren" besondere verantwortung auferlegt
Zitat:Aber Du hast natürlich auch recht, wir legen diesen Drang mit zunehmendem Maße ab, ganz loswerden werden wir ihn aber vermutlich nie, von der Notwendigkeit die hierarchische Strukturen für die menschliche Gesellschaft haben ganz zu schweigen
dennoch sprichst du hier einen wichtigen aspekt an. ohne eine gewisse "unterordnung" des individuums (ganz wertfrei gesagt, ungeachtet der kautelen) dem "system" gegenüber kann gesellschaft nicht funktionieren. das ist die andere seite
Zitat:Schließlich und endlich ist der pluralistische Ansatz nichts grundsätzlich antiauthoritäres, im Gegenteil, es ist nur eine Weise die größten Gefahren die in hierarchischen Strukturen lauern zu minimieren. Die Gemeinsamkeiten zwischen der Diktatur einzelner und der "Dikatur" des Konsens ist immer dann direkt erfahrbar wenn man sich als Mensch ausserhalb der üblichen Kreise bewegt, nämlich beispielsweise in der Psychiatrie
das ist richtig. die gesellschaft kann nur ein gewisses maß an individueller "abweichung" dulden, um nicht daran zu zerbrechen. auch wenn dieses maß gerne sehr tief ansetzt wird, um den populistischen instinkt der "nichtabweichler" zu befriedigen (gehe es nun um andere kulturen oder psychische auffälligkeit). bei gegebener selbstgefährdung eröffnet sich zusätzlich die ethische frage, wie weit eben individualrechte eingeschränkt werden zugunsten einer präsumtiven pflicht der gesellschaft, menschliches leben zu erhalten. auch das ist eine frage der abwägung, wie nicht zuletzt das heutige bgh-urteil beweist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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