04-10-2010, 00:29
(03-10-2010, 21:36)Ekkard schrieb: Um auf die Eingangsfragen zurück zu kommen:
Ich denke, wer hier in Mitteleuropa seine Sozialisation erlebt hat, hat dermaßen viel von der hellenistischen Weltsicht mitbekommen, dass er oder sie den asiatischen Lehren gegenüber kaum mit der gebotenen Aufgeschossenheit gegenüber steht. [..]
Es bleibt also die Frage, welche Denkgewohnheiten man als "abendländischer Mensch" (mit hellenistischer Naturphilosophie im Hinterkopf) ablegen müsste, um auch nur annähernd zu verstehen, was uns der Buddhismus mitteilen will.
Genau so sehe ich es auch.
Es gibt eine nette Anekdote: Leute aus dem Westen kommen zu einem Zen Meister und bitten um Belehrung/Auskünfte - was immer. Ohne viel Erfolg.
Dann beginnt der Meister Tee in die Tassen der Besucher zu schütten. Immer wieder, bis dass die Tassen überlaufen.
Die Besucher sind konsterniert und sagen, er müsse doch erst mal warten bis die Tassen leer sind, bevor er neuen Tee reinschütten könne.
Genau" erwidert er er. "So ist es mit meinen Belehrungen. Sie müssen ihren Geist von dem alten Inhalt erst frei machen, bevor Sie das, was ich sage, aufnehmen können.
Man merkt es sehr stark, wenn man z. B. eine nicht-indo-europäische Sprache lernt. Da muss man erst mal eine Menge aus dem Geist entfernen, was man über "Sprache" im Hinterkopf hat, bevor man überhaupt mit der Sprache anfangen kann

(03-10-2010, 21:36)Ekkard schrieb: Ich denke, dass es sich dabei um den Primat der empirischen Evidenz handelt (= messbares, von jedem beobachtbares, naturgegebenes Ergebnis). Beispiel: ich schließe a priori aus, dass ein Stein kraft meditativer Energieübertragung in der Schwebe bleibt, sondern von jedem beobachtbar zu Boden fällt.
Ja - und alles, was es (im Osten) an gegenteiliger Evidenz geben mag, ist a priori Quatsch oder Täuschung gewesen oder Allegorie oder Erfindung oder ...
