14-11-2010, 20:10
(14-11-2010, 19:03)Conform schrieb:(14-11-2010, 00:04)humanist schrieb:Zunächst ein Argument, das nicht jeden überzeugen kann, allein schon deshalb nicht, weil es von Paulus stammt. Nämlich, dass allen Völkern das Bewusstsein eines allgemein verbindlichen Sittengesetztes zu eigen ist. Insofern kann ein tief verwurzeltes Christentum die Motivation zur Beachtung des Sittengesetzes höchsten verstärken. Nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang aber, dass der überzeugte Christ bei Übertretung dieses Naturgesetzes mehr zu verlieren hat als etwa ein “Nichtgläubiger”. Nur - von dieser Art Christen gibt es nicht viele.(13-11-2010, 20:15)Conform schrieb: Nun hat man beim Christentum eher den Eindruck, dass auch eine nicht völlig mit den Grundlagen des christlichen Glaubens konforme Sicht die Christenheit nicht auseinander brechen lässt. Doch hat dieser laxe Umgang mit den Grundlagen - den Schriften von Altem und Neuen Testament - durchaus Folgen für den Verlauf der Geschichte. Dass durch diesen Prozess einige moralische Bremsen gelöst wurden, kann man an den Ursachen der Wirtschafts- und Finanzkrise erkennen. Dass man derartige Exzesse nicht unterschätzen sollte, wissen wir vom letztendlichen Ausgang der Weltwirtschaftskrise der zwanziger/ dreißiger Jahre.
Diese Schlussfolgerung scheint doch sehr weit hergeholt.
Das setzt voraus, dass zuvor nach den christlichen Leitsätzen gelebt wurde und ein Abweichen zu unmoralischem Verhalten führt.
Das wiederum unterstellt Ungläubigen im Sinne der strengen christlichen Lehre generell unmoralisches Verhalten.
Europa war wohl zu keiner Zeit wirklich christlich, jedenfalls weniger als Amerika. Doch so sehr die Kirchen auch das Vertrauen ihrer Schäfchen verloren haben mögen, oder auch nie richtig hatten: Die frühere Allgegenwart der Kirchen nicht zuletzt in den Schulen hat eben doch Spuren bei einigen Mitgliedern hinterlassen. Einen gewissen Zugriff der Kirchen auf das Gewissen selbst der Eliten kann man wohl kaum in Abrede stellen. Doch in dem Maß wie sich das naturalistische Weltbild und die Bibelkritik durchsetzte, gingen die letzten Reste des Vertrauens in die Grundlagen des Christentums verloren. Und damit fielen auch Hemmungen gegen offensichtliches Unrecht.
Das muss man anders ausdrücken.
Dem Menschen an sich ist ein soziales und empathisches Bewusstsein zu eigen.
Teils angeboren, teils anerzogen. Das Christentum kann man als eine Morallehre unter vielen ansehen.
Eine Abkehr vom Christentum bedeutet deshalb nicht zwangsweise auch eine Abkehr von Moral.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]