(22-02-2021, 16:59)Reklov schrieb: wie ich lesen konnte, hast Du profunde Kenntnisse über die Menschenopfer-Riten der "alten Germanen".
Ohne das in diesem Thread allzu auszuwalzen, so ist die Sachlage nicht so einfach, und zum Teil sind wohl auch Berichte ueber neuere Forschungsergebnisse missverstanden worden. So hat ein bekannter und auf dem Gebiet massgeblicher Forscher ueber Moorleichen wohl vor vielen Jahrzehnten eine ganze Reihe Befunde ueber Moorleichen gefaelscht, so dass die von ihm behauptete Inzidenz fuer Menschenopfer bei den Germanen heutzutage als viel zu hoch gilt. Dass aber in Notsituationen und zu bestimmten Hochfesten Menschen geopfert wurden, gilt immer noch als sicher. Da hat wohl jemand die Richtigstellungen, die ja auch durch die Presse gingen, ueberinterpretiert. Dazu kommt dann noch die in rechten Kreisen wieder grassierende Germanentuemelei, wo unsere angeblichen Vorfahren (als ob Kelten, Roemer und so mancher Slawenstamm nicht auch dazu gehoeren wuerden) doch so viel besser waren als die "Anderen".
(22-02-2021, 16:59)Reklov schrieb: Die "Geschichte von Abraham und seinem Sohn" sollte nun allen sagen: "Hört damit auf, denn Jahwe hat keinen Gefallen an solchen Opfern."
Genau. In der Hinsicht ist das Jesus-Opfer ein Atavismus. In der Vorstellung, Jesus waere fuer unsere Suenden gestorben, liegt doch ein Gedanke, der eigentlich zu der Zeit, als die Geschichte spielte, schon lange als ueberwunden galt, ausser fuer Tieropfer (da galt immer noch das kanaanaeische Erstgeborenen-Prinzip). Wieso waescht dieses Opfer uns rein? Wieso war es notwendig, einem allmaechtigen Gott gegenueber? Aber das ist, glaube ich, jetzt alles schon in diesem Thread behandelt worden.