(15-06-2019, 20:53)Sinai schrieb: Die Details der Thronwirren in Israel zur Zeitenwende interessieren mich nicht besonders, da ohnehin sehr viele blinde Flecken vorhanden sind.
Das erklaert zumindest, warum Du so wenig Ahnung hast, sobald es um die historische Einordnung von biblischen Geschichten geht. Jedenfalls funktionieren roemische Klientelkoenigreiche nicht so, wie Du Dir das vorstellst; sie waren, was interne Angelegenheiten anging, vollkommen unabhaengig, solange sie die Ordnung aufrecht erhalten konnten. Gelang das, waren sie fuer die Roemer aeusserst nuetzlich, da die Laender vordergruendig von Einheimischen regiert wurden.
(15-06-2019, 20:53)Sinai schrieb: Ich fand in Jesaja 19 keinen solchen Hinweis; könntest Du den betreffenden Vers nennen ?
Oder am besten gleich hier her kopieren ?
Ist Dir das wieder zu vage? Alle Prophezeiungen in Jesaja zu Jesus haben rein offensichtlich nichts mit Jesus zu tun, auch nicht die in anderen Kapiteln, die die Grundlage der christlichen Botschaft bilden. So arbeiteten die Ausleger der Schrift damals halt. Der "leidende Diener" der Kapitel 40-55 bezieht sich offensichtlich auf Israel, das Volk, und das Christentum hat das auf seinen Messias uebertragen.
Wenn Dir das nicht gefaellt, nimm Hosea 11:1: "1 Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten." (Einheitsuebersetzung).
Klar, auch das bezieht sich offensichtlich auf Israel und nicht auf Jesus, aber das gilt, wie gesagt, auch fuer alle sogenannten "Jesus-Prophezeiungen" in Jesaja. Jedenfalls wissen wir, dass die Interpretation, dass der Sohn Gottes aus Aegypten kommen wuerde, im Judaea des 1. Jhdts. n.Chr. verbreitet war, weil genau das woertlich (das ist wichtig!) hier bei Hosea steht. Einer der gescheiterten Messias-Anwaerter wird von Josephus nur "der Aegypter" genannt.
Die Evangelien versuchen hier, moeglichst alle Prophezeiungsvarianten, die damals in Judaea diskutiert wurden, fuer Jesus abzudecken (daher auch die erfundene Bethlehem-Geschichte). Nur aus Galilaea durfte er halt nicht kommen, wie wir aus dem Johannes-Evangelium wissen, und das war fuer die Evangelisten ein Problem, das sie so loesen wollten. Matthaeus ist in dieser Hinsicht der Dreisteste von allen.