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Theorie: Warum die Juden nicht an eine Hölle glauben
#16
(13-10-2020, 23:38)Geobacter schrieb:
(13-10-2020, 23:07)Dschannah schrieb: also, bitte. dass die juden sich für ein "auserwähltes volk" halten ist doch wohl seit zig Jahren bekannt?

dazu gibt es sogar einen Wikipedia Eintrag.
https://de.wikipedia.org/wiki/Auserw%C3%...%C3%A4ngen.

Zitat aus deinem Link: Die „Auserwählung“ im Judentum bezieht sich auf das jüdische Kollektiv und nicht auf Individuen

ja und jetzt?

die juden denken ihre ganze gruppe/religionszugehörige wären von gott auserwählt worden.

für einen juden macht es keinen sinn zu glauebn er kommt in die hölle, ein jude denkt er ist hier um die welt besser zu machen oder sowas
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#17
(13-10-2020, 23:44)Dschannah schrieb: ja und jetzt?

die juden denken ihre ganze gruppe/religionszugehörige wären von gott auserwählt worden.

für einen juden macht es keinen sinn zu glauebn er kommt in die hölle, ein jude denkt er ist hier um die welt besser zu machen oder sowas

Nein, das ist falsch. Bion hat Dich schon gefragt, wo Du solche Ideen her hast.

Das mit der "Auserwaehlung" ergibt sich schlicht aus der Bibel, aus den Buechern Genesis und Exodus. Im Buch Exodus wird beschrieben, wie ein Volk ohne eigenen Gott und ohne eigenes Land auf einen Gott trifft, der kein eigenes Volk hat. Beide haben dann einen Deal gemacht: Jahwe befreit die Israeliten aus Aegypten und gibt ihnen ein eigenes Land, dafuer akzeptieren sie ihn als ihren einzigen Gott. Das ist es, was die Auserwaehlung beinhaltet: dass dieses Volk einen eigenen Gott bekommen hat, genau so, wie jedes der Voelker um sie herum seinen eigenen Gott hatte.

Und zimperlich war dieser Gott nie mit ihnen. Auch als es keine Hoellenvorstellung im eigentlichen Sinn gab, gab es doch immer die Strafe von Tod, Verderben und Sieg eines anderen Volks ueber sie. Die Bibel ist voll von solchen Bestrafungen Gottes fuer sein auserwaehltes Volk, sobald es sich nicht an den geschlossenen Vertrag hielt.

Solche heutigen Missverstaendnisse wie Deine kommen im Prinzip daher, dass sich ein Gutteil der heutigen Welt (Christen und Muslime) den juedischen Gott angeeignet hat.
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#18
(14-10-2020, 00:04)Ulan schrieb:
(13-10-2020, 23:44)Dschannah schrieb: ja und jetzt?

die juden denken ihre ganze gruppe/religionszugehörige wären von gott auserwählt worden.

für einen juden macht es keinen sinn zu glauebn er kommt in die hölle, ein jude denkt er ist hier um die welt besser zu machen oder sowas

Nein, das ist falsch. Bion hat Dich schon gefragt, wo Du solche Ideen her hast.

Das mit der "Auserwaehlung" ergibt sich schlicht aus der Bibel, aus den Buechern Genesis und Exodus. Im Buch Exodus wird beschrieben, wie ein Volk ohne eigenen Gott und ohne eigenes Land auf einen Gott trifft, der kein eigenes Volk hat. Beide haben dann einen Deal gemacht: Jahwe befreit die Israeliten aus Aegypten und gibt ihnen ein eigenes Land, dafuer akzeptieren sie ihn als ihren einzigen Gott. Das ist es, was die Auserwaehlung beinhaltet: dass dieses Volk einen eigenen Gott bekommen hat, genau so, wie jedes der Voelker um sie herum seinen eigenen Gott hatte.

Und zimperlich war dieser Gott nie mit ihnen. Auch als es keine Hoellenvorstellung im eigentlichen Sinn gab, gab es doch immer die Strafe von Tod, Verderben und Sieg eines anderen Volks ueber sie. Die Bibel ist voll von solchen Bestrafungen Gottes fuer sein auserwaehltes Volk, sobald es sich nicht an den geschlossenen Vertrag hielt.

Solche heutigen Missverstaendnisse wie Deine kommen im Prinzip daher, dass sich ein Gutteil der heutigen Welt (Christen und Muslime) den juedischen Gott angeeignet hat.
das hat du sehr schön erklärt und beschrieben, wenn ich ehrlich bin.

danke schön. ich bin jetzt ein ticken weiser.

Die Juden wurden also, bereits während des lebens "gestraft", damit sie dann gereinigt ins Paradies eintreten dürfen. Interessant.

Lieber jetzt leiden als später yani.
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#19
(14-10-2020, 00:04)Ulan schrieb: Solche heutigen Missverstaendnisse wie Deine kommen im Prinzip daher, dass sich ein Gutteil der heutigen Welt (Christen und Muslime) den juedischen Gott angeeignet hat.

Und nicht nur ihn. Sie, die Kirche  zum Beispiel, hat den Juden ihr hebräisches Testament unter dem Hintern weggezogen, in "Altes Testament"  umbenannt und damit Zweidrittel des buchmaessigen Bibelumfangs gefüllt. Wer zwischen AT und NT ein Lesezeichen einfügt und die Dicke des Buchschnitts vergleicht, sieht es deutlich.

MfG
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#20
Daß die Juden nicht an die "Hölle" glauben, ist doch verständlich - Hölle oder hell oder hel sind doch Begriffe der altnordischen Mythologie.

Die Hel der alten Wikinger war eine Art riesige Bierhalle, wo an der Heldentafel Bier gesoffen und Kriegslieder gesungen wurden

In die Hel zu kommen, war keine Strafe, sondern eine Auszeichnung von der jeder germanische Krieger träumte - dorthin kam man nur durch Heldentod

Ganz anders die Vorstellung im antiken Griechenland. Odysseus im Reich der Schatten. Eine unterirdische Welt, ein chthonisches Paradigma, daher eindeutig eine vorindogermanische Vorstellung. Älter als die Griechen. Die ins Land eingefallenen Griechen hatten wohl wie alle Invasoren Frauen geraubt, diese geschwängert und zu Müttern gemacht - und so gelangte die Idee des chthonischen Reiches (Unterwelt) in die griechische Mythologie; die Söhne glaubten schon daran.

Wieder völlig anders die Idee der Etrusker. Die Etrusker waren ein isoliertes Volk, sie sprachen weder eine indogermanische noch eine semitische Sprache. Zuerst hatten sie frivole Vorstellungen vom Leben nach dem Tod (sie stellten sich das als Bordell mit allerlei Perversionen vor) - später kam bei ihnen die Idee einer Feuerkerkers auf wo pervers gefoltert wird

Die Israeliten hatten wieder völig andere Vorstellungen.
Wie ich schon in Beitrag #4 schrieb, glaubten sie an ewige Belohnung und ewige Bestrafung (Daniel 12:2); zur ewigen Bestrafung siehe auch Jeremia 23:40
Später kam noch - zumindest am Rande - die Idee der Feuerbestrafung dazu, wie 'Ulan' in Beitrag #10 schrieb: das Buch 1Enoch
Allerdings ist dieses Buch kein Teil der offiziellen jüdischen Religion
Daß solche Ideen wie in 1.Enoch angedeutet, seither im Judentum herumgeistern, ist nicht zu leugnen - aber sie sind jüdische Sektenmeinungen und nicht Bestandteil der jüdischen Religion
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#21
(14-10-2020, 22:22)Sinai schrieb: Daß die Juden nicht an die "Hölle" glauben, ist doch verständlich - Hölle oder hell oder hel sind doch Begriffe der altnordischen Mythologie.

Das ist fuer das Thema vollkommen irrelevant. Die Idee der Feuerhoelle kommt aus dem Zoroastrismus, also aus dem Kontakt der nachexilischen Juden mit ihren persischen Herrschern und deren Religion.

Hierzu ein relevantes Wikipedia-Zitat:

"Als einzige monotheistische Religion hat das Judentum in den Jahren nach dem Babylonischen Exil (6. bis 4. Jh. v. Chr.) viele Bilder aus dem Zoroastrismus, der damaligen Hauptreligion, übernehmen können, deren wichtigstes Element wohl der Glaube an das Ende der Welt ist: Die beiden wichtigsten vorchristlichen Referenzen, das Buch Daniel und das Henochbuch, sind (vermutlich) in dieser Zeit entstanden. Der Teufel als Gegenspieler Gottes geht vermutlich auf Ahriman zurück. Die Begriffe Himmel und Hölle waren im älteren Judentum unbekannt; hier dürfte ein Einfluss des Zoroastrismus, aber auch der griechischen Vorstellung von einem Hades erfolgt sein. Über die jüdische Tradition sind diese Vorstellungen auch in die christliche und die islamische Religion eingegangen und dort zu zentralen Elementen geworden."

https://de.wikipedia.org/wiki/Zoroastris...schauungen

Was den Einfluss des Henochbuches angeht, so ist dieser jedenfalls in vielen kanonischen juedischen Schriften spuerbar, und natuerlich letztlich auch im NT, auch in den Worten Jesu. Im NT wird es auch direkt zitiert.
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#22
(14-10-2020, 23:22)Ulan schrieb: Die Idee der Feuerhoelle kommt aus dem Zoroastrismus

Ich leugne nicht, daß die Idee der Bestrafung durch ewiges Feuer, das sich in manchen jüdischen Sekten festgefressen hat, aus der Avesta stammt.
Doch der deutsche Begriff "Feuer-Hölle" ist ein Unding.
Sag "Feuerkerker" dazu, oder sonstwas, dann bin ich einverstanden. Aber das Sprachelement Hölle (von altgermanisch Hel) ist hier irreführend

Hier hat Luther gepfuscht, Er wollte seinen germanischen Bauern ein ihnen schmackhaftes Wort präsentieren



(14-10-2020, 23:22)Ulan schrieb: Was den Einfluss des Henochbuches angeht, so ist dieser jedenfalls in vielen kanonischen juedischen Schriften spuerbar, und natuerlich letztlich auch im NT, auch in den Worten Jesu. Im NT wird es auch direkt zitiert.

Wenn Du das von Dir in Beitrag #10 erwähnte Buch 1Enoch meinst, dann muß ich passen.
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#23
(15-10-2020, 00:06)Sinai schrieb: Ich leugne nicht, daß die Idee der Bestrafung durch ewiges Feuer, das sich in manchen jüdischen Sekten festgefressen hat, aus der Avesta stammt.
Doch der deutsche Begriff "Feuer-Hölle" ist ein Unding.

Das "Feuer" ist ueberfluessig; Hoelle wird im allgemeinen mit Feuer assoziiert. Sprache aendert sich halt, und das gilt auch fuer Deutsch. Wo der Begriff urspruenglich herkommt, mag fuer Historiker interessant sein, spielt aber fuer die Betrachtungen in diesem Thread keinerlei Rolle.

(15-10-2020, 00:06)Sinai schrieb:
(14-10-2020, 23:22)Ulan schrieb: Was den Einfluss des Henochbuches angeht, so ist dieser jedenfalls in vielen kanonischen juedischen Schriften spuerbar, und natuerlich letztlich auch im NT, auch in den Worten Jesu. Im NT wird es auch direkt zitiert.

Wenn Du das von Dir in Beitrag #10 erwähnte Buch 1Enoch meinst, dann muß ich passen.
Das aendert nichts an meiner Feststellung. Es gibt so einige nichtkanonische Schriften, die grossen Einfluss auf juedisches oder christliches Denken gehabt haben.
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#24
(15-10-2020, 00:25)Ulan schrieb:
(15-10-2020, 00:06)Sinai schrieb:
(14-10-2020, 23:22)Ulan schrieb: Was den Einfluss des Henochbuches angeht, so ist dieser jedenfalls in vielen kanonischen juedischen Schriften spuerbar, und natuerlich letztlich auch im NT, auch in den Worten Jesu. Im NT wird es auch direkt zitiert.

Wenn Du das von Dir in Beitrag #10 erwähnte Buch 1Enoch meinst, dann muß ich passen.
Das aendert nichts an meiner Feststellung.



Bitte um eine Textgegenüberstellung

Du hast hier ein spannendes Statement abgesetzt; wäre interessant, das vergleichen zu können


In welchen kanonischen juedischen Schriften wäre das spürbar?

Und auch im NT ist von einer (- gar ewigen -) Feuerbestrafung nicht die Rede

Die obskure Geheime Offenbarung (Apokalypse) rechne ich übrigens nicht zum NT
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#25
Beitrag #23
(15-10-2020, 00:25)Ulan schrieb: Hoelle wird im allgemeinen mit Feuer assoziiert.

Präziser:
Die altgermanische hel wird mit Bier assoziiert, die neugermanische hell der Angeln und Sachsen wird mit Feuer assoziiert

Irgendwann muß ein Paradigmenwechsel stattgefunden haben
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#26
(12-10-2022, 21:51)Sinai schrieb: Präziser:
Die altgermanische hel wird mit Bier assoziiert, die neugermanische hell der Angeln und Sachsen wird mit Feuer assoziiert

Irgendwann muß ein Paradigmenwechsel stattgefunden haben

"Bier" war Walhalla, Odins spezielles Leben nach dem Tod fuer im Kampf Gefallene. Mit Hel ist das komplizierter. Das war eher kalt und mit staendigem Hunger. Allerdings haben fast alle unsere Ueberlieferungen germanischer Vorstellungen das Problem, dass sie aus christlichen Zeiten stammen, also schon Einfaerbungen christlicher Vorstellungen zu sehen sind, wie die Bestrafung von Suendern nach dem Tod. Wie auch immer, Walhalla als das vormals positive Nachleben wurde durch den Himmel ersetzt, und Hel behielt seinen Namen, wurde aber mit biblischen bzw. christlichen Feuervorstellungen in Verbindung gebracht. Gewoehne Dich einfach daran, dass sich die Bedeutung von Begriffen im Laufe der Zeit aendert.

Nur, fuer das Thema ist das uninteressant. Hier ging's darum, dass die persisch-zoroastrische Vorstellung einer Feuerhoelle schon vor Christi Geburt ein fester Bestandtei der juedischen Vorstellungswelt war.
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#27
(12-10-2022, 21:51)Sinai schrieb: Die altgermanische hel wird mit Bier assoziiert,...

Das ist Blödsinn. Ulan hat das, wie ich sehe, schon richtiggestellt.

Das germanische "Totenreich" war mehrteilig organisiert. Hier ein Überblick: https://de.wikipedia.org/wiki/Hel_(Mythologie)

Da Sinai meint, die Germanen in die Diskussion einbinden zu müssen, ist das Thema im Bereich "Kulturgeschichte" besser aufgehoben und wird dorthin überwiesen.
MfG B.
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