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Das Strohmann-Argument
#16
(05-12-2024, 17:49)subdil schrieb: Dem ersten Satz, dass Spiritualität etwas hochindividuelles ist, kann ich zustimmen. Aber der zweite Satz ist dann wieder eine klischeehafte Zuspitzung und Verallgemeinerung. Nicht jeder - eher sogar die wenigsten - finden sofort ihre "Windrichtung", die sie dann für allein selig machend halten

das entspricht nicht meiner erfahrung

Zitat:Ich bezeichne mich zum Beispiel immer noch als "spirituell Suchender"

...und suchst dir eben was aus dem breiten angebot aus. heute steiner, morgen buddha...

Zitat:
(05-12-2024, 10:59)petronius schrieb: subjektiv als real empfundene geisterwesen z.b. sind natürlich nicht "wissenschaftlich messbar und nachweisbar", also nicht objektiv real...

Ich korrigiere das mal: Geistige Wesenheiten sind zumindest nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nicht messbar und nachweisbar

das muß ich wiederum korrigieren: diese "wesenheiten" sind doch schon so definiert, daß sie sich jeder wissenschaftlichen prüfung entziehen

Zitat:Es bleibt daher nur deren subjektive Wahrnehmung. Ob sie objektiv real sind, liegt daher im Auge des jeweiligen Betrachters

was im auge des betrachters liegt, mag alles mögliche sein, aber niemals objektiv
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#17
(05-12-2024, 20:16)petronius schrieb:
(05-12-2024, 17:49)subdil schrieb: Aber der zweite Satz ist dann wieder eine klischeehafte Zuspitzung und Verallgemeinerung. Nicht jeder - eher sogar die wenigsten - finden sofort ihre "Windrichtung", die sie dann für allein selig machend halten

das entspricht nicht meiner erfahrung


Was ist denn überhaupt "Spiritualität"? Aus meiner Sicht ist ja eure Definition davon schon ein Strohmann, um mal wieder den Bogen zum eigentlichen Threadthema zu bekommen. Ihr stellt es immer so dar, dass hier Menschen Welterklärungen suchen, die ihrem Bedürfnis nach was auch immer gerecht werden. Also Wunschdenken, naives Tagträumen, irrationaler Optimismus usw... 

Für mich ist Spiritualität (und ich sage es immer wieder: ich mag dieses Wort nicht, aber was soll man machen, es ist nun mal der definierte Begriff) die ernsthafte Frage danach, was die Beschaffenheit der Wirklichkeit und der wahre Wesenskern des Menschen ist. Diese Frage ist so tiefgehend und allumfassend, dass es darauf vermutlich gar keine definitive Antwort geben kann. Und schon hier merkt man: Mit der Ratio kommt man da nicht weit. 

Hier haben dann die Menschen einen riesigen Vorteil, die wirklich gut meditieren können. Ich kann das leider gar nicht. Erstaunlicherweise (oder naja, vielleicht auch nicht erstaunlicherweise) ist Meditation hier im Forum gar kein Thema. Ich mache es deshalb nicht zum Thema, weil ich selber nicht gut darin bin und nicht über etwas reden will, was mir nicht liegt. 

Was bleibt als Alternative zur Meditation? Die Kontemplation und der Diskurs. Kontemplation kann man am besten definieren als das konzentrierte Betrachten eines geistigen Themas. Und den Diskurs haben wir ja zum Beispiel hier im Forum. 

Jemand, der eurem klischeehaften Strohmann-Bild eines spirituellen Menschen entspricht, also jemand, der sich leichtgläubig und naiv irgendeiner Strömung anschließt und sich für den Rest seines Lebens von dieser Strömung treiben lässt, diese dann als den allein selig machenden Weg verkaufend, hat für mich mit eigentlicher Spiritualität rein gar nichts zu tun. Wer noch nie hinterfragt hat, noch nie an-gezweifelt hat und vor allem noch nie ver-zweifelt war angesichts der existentiellen Fragen - der hat noch nicht mal den ersten Schritt gemacht, in dem was "Spiritualität" eigentlich ist. 


(05-12-2024, 20:16)petronius schrieb:
Zitat:Ich bezeichne mich zum Beispiel immer noch als "spirituell Suchender"

...und suchst dir eben was aus dem breiten angebot aus. heute steiner, morgen buddha...

Steiner, Buddha und wie sie alle heißen haben alle ihre eigenen Realitätstunnel entwickelt - ein wichtiger Begriff, den wir glaube ich hier noch gar nicht diskutiert haben. Ein Realitätstunnel ist eine sehr spezifische Weltanschauung, die innerhalb ihrer engen Grenzen durchaus Sinn macht - die man aber insgesamt trotzdem jederzeit hinterfragen kann.

Hier gibt es nun sicherlich Leute, die eurem Strohmann-Bild entsprechen und sich in irgendeinen Realitätstunnel begeben und sich dort einrichten. Aber ich könnte das nicht. Meine Natur ist es, zu hinterfragen. Aber nicht auf eine destruktive, sondern auf eine konstruktive Art.

Fast jeder Realitätstunnel hat einige Aspekte, die einfach so gut durchdacht und intuitiv einleuchtend sind, dass sie einen gewissen Wert haben müssen, selbst wenn sie vielleicht nicht ganz der objektiven Wahrheit entsprechen - im Fall Steiner sind dies meines Erachtens seine Darlegungen zur Reinkarnationslehre. Andere Aspekte seiner Lehre sind aber so wirr und auch einfach willkürlich, dass ich damit rein gar nichts anfangen kann. 

Aber natürlich kann auch die rein wissenschaftliche Betrachtung der Welt zu einem Realitätstunnel werden. Nicht die Wissenschaft an sich, aber die Betrachtung ihrer Ergebnisse und alleinige Fixierung darauf erzeugt ebenfalls einen solchen "Ideenwirbel", der dann zu einem Realitätstunnel werden kann. Deshalb sollte man auch ich Bereich der Wissenschaft immer vorsichtig sein, dass man nicht eine zu eingeengte Sichtweise bekommt.
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#18
(05-12-2024, 21:59)subdil schrieb: Was ist denn überhaupt "Spiritualität"?

gute frage! da ich nicht spirituell bin, habe ich mich das schon oft gefragt. am häufigsten erscheint mir "Spiritualität" als "ich weiß/kann etwas, was du nicht weißt/kannst"

Zitat:Aus meiner Sicht ist ja eure Definition davon schon ein Strohmann, um mal wieder den Bogen zum eigentlichen Threadthema zu bekommen

ach, woher willst du denn meine definition kennen?

Zitat:Ihr stellt es immer so dar, dass hier Menschen Welterklärungen suchen, die ihrem Bedürfnis nach was auch immer gerecht werden. Also Wunschdenken, naives Tagträumen, irrationaler Optimismus usw... 

naja, so wird es einem zumindest oft vorgeführt von menschen, welche "spiritualität" für sich beanspruchen

Zitat:Für mich ist Spiritualität (und ich sage es immer wieder: ich mag dieses Wort nicht, aber was soll man machen, es ist nun mal der definierte Begriff)

wie lautet denn die definition?

Zitat:...die ernsthafte Frage danach, was die Beschaffenheit der Wirklichkeit und der wahre Wesenskern des Menschen ist

so, so... dieser frage rational nachzugehen, wäre also nicht ernsthaft?

Zitat:Diese Frage ist so tiefgehend und allumfassend, dass es darauf vermutlich gar keine definitive Antwort geben kann

aber nein - es gibt unendlich viele "antworten". jeder hat eine, und die meisten halten ihre eigene für die (einzig) "definitive"

Zitat:Und schon hier merkt man: Mit der Ratio kommt man da nicht weit

womit denn? ich kann nicht sehen, daß "spiritualität" uns da weiter bringt
 
Zitat:Hier haben dann die Menschen einen riesigen Vorteil, die wirklich gut meditieren können

wieso? woraus leitest du ab, daß gerade meditation zum "wahren Wesenskern des Menschen" führt? du willst das halt so glauben (aber mit begründungen hast du es ja eh nicht so)

Zitat:Steiner, Buddha und wie sie alle heißen haben alle ihre eigenen Realitätstunnel entwickelt

aha?
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einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#19
(05-12-2024, 21:59)subdil schrieb: Für mich ist Spiritualität (...) die ernsthafte Frage danach, was die Beschaffenheit der Wirklichkeit und der wahre Wesenskern des Menschen ist. Diese Frage ist so tiefgehend und allumfassend, dass es darauf vermutlich gar keine definitive Antwort geben kann. Und schon hier merkt man: Mit der Ratio kommt man da nicht weit.
Das glaube ich nicht: Dieser "Wesenskern des Menschen" ist eine Projektion aller möglichen Empfindungen an das Firmament von Vorstellungen. Das wiederum erzeugt den Eindruck tiefgehender und allumfassender Fragestellungen.
Doch hier sehe ich einen schlichten Verselbständigungsprozess, der praktisch durch nichts beschränkt oder geregelt wird. In der Wissenschaft gibt es für solche Situationen ein probates Mittel: Schneide alle Gedankengänge heraus, die wirkungslos und entbehrlich sind (Occam's razor). Warum also werden Fragen gestellt, die keine Antwortmengen enthalten? Weg damit!
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(05-12-2024, 21:59)subdil schrieb: Aber natürlich kann auch die rein wissenschaftliche Betrachtung der Welt zu einem Realitätstunnel werden. Nicht die Wissenschaft an sich, aber die Betrachtung ihrer Ergebnisse und alleinige Fixierung darauf erzeugt ebenfalls einen solchen "Ideenwirbel", der dann zu einem Realitätstunnel werden kann. Deshalb sollte man auch ich Bereich der Wissenschaft immer vorsichtig sein, dass man nicht eine zu eingeengte Sichtweise bekommt.
Achtung Strohmann: Niemand behauptet, wissenschaftliche Ergebnisse als die Wahrheit. Es ist sogar direkt falsch, soziologisch definierte und zu definierende z. B. ethische Verhaltensweisen irgendwelchen messtechnisch ermittelten Erfahrungswerten zu unterwerfen. Darum ist es auch Unfug, Ansichten über die Bedeutung und die Gefühlslage einer (Teil-) Gesellschaft "wissenschaftlich belegen" (beweisen) zu wollen. Derartige Ansichten werden durch die Gesellschaft, in der wir leben, vorgegeben, manchmal aufgezwungen. Und dergleichen braucht man nicht zu beweisen, oder logisch herzuleiten. Es genügt nachzulesen, zuzuhören, Regeln zu studieren.

Und bei Ideologien geht es eigentlich immer um die Frage nach ihren Schranken (die halt ihrer Natur nach nicht vorhanden sind).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#20
(06-12-2024, 00:40)Ekkard schrieb:
(05-12-2024, 21:59)subdil schrieb: Für mich ist Spiritualität (...) die ernsthafte Frage danach, was die Beschaffenheit der Wirklichkeit und der wahre Wesenskern des Menschen ist. Diese Frage ist so tiefgehend und allumfassend, dass es darauf vermutlich gar keine definitive Antwort geben kann. Und schon hier merkt man: Mit der Ratio kommt man da nicht weit.
Das glaube ich nicht: Dieser "Wesenskern des Menschen" ist eine Projektion aller möglichen Empfindungen an das Firmament von Vorstellungen. Das wiederum erzeugt den Eindruck tiefgehender und allumfassender Fragestellungen.
Ich hatte mal angemerkt, dass Spiritualitaet uns ueberhaupt nichts ueber die Welt sagt, sondern nur ueber uns selbst oder die Leute, die einem darueber etwas erzaehlen. Es ist strikt ein Blick ins Innere. Das Aeussere, die Welt, dient nur als Projektionsflaeche. Deshalb kann Spiritualitaet auch gar nicht das leisten, was hier von ihr erwartet wird.

(06-12-2024, 00:40)Ekkard schrieb:
(05-12-2024, 21:59)subdil schrieb: Aber natürlich kann auch die rein wissenschaftliche Betrachtung der Welt zu einem Realitätstunnel werden. Nicht die Wissenschaft an sich, aber die Betrachtung ihrer Ergebnisse und alleinige Fixierung darauf erzeugt ebenfalls einen solchen "Ideenwirbel", der dann zu einem Realitätstunnel werden kann. Deshalb sollte man auch ich Bereich der Wissenschaft immer vorsichtig sein, dass man nicht eine zu eingeengte Sichtweise bekommt.
Achtung Strohmann: Niemand behauptet, wissenschaftliche Ergebnisse als die Wahrheit. Es ist sogar direkt falsch, soziologisch definierte und zu definierende z. B. ethische Verhaltensweisen irgendwelchen messtechnisch ermittelten Erfahrungswerten zu unterwerfen. Darum ist es auch Unfug, Ansichten über die Bedeutung und die Gefühlslage einer (Teil-) Gesellschaft "wissenschaftlich belegen" (beweisen) zu wollen. Derartige Ansichten werden durch die Gesellschaft, in der wir leben, vorgegeben, manchmal aufgezwungen. Und dergleichen braucht man nicht zu beweisen, oder logisch herzuleiten. Es genügt nachzulesen, zuzuhören, Regeln zu studieren.
Ja, hier kann sich Wissenschaft tatsaechlich mit Spiritualitaet beschaeftigen; Psychologie, Verhaltensbiologie und Soziologie bieten sich da an. Das sagt dann zwar nichts ueber die Ansichten selbst aus, aber kann uns vielleicht darueber etwas sagen, wie Ansichten entstehen und wie ihre Wirkung auf das Individuum und die Gesellschaft aussieht.

(06-12-2024, 00:40)Ekkard schrieb: Und bei Ideologien geht es eigentlich immer um die Frage nach ihren Schranken (die halt ihrer Natur nach nicht vorhanden sind).
Das macht sie ja so attraktiv: sie hebeln diese Schranken aus und versuchen sich an einer Umwertung von Verhaltensweisen.
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#21
Dem stimme ich vollumfänglich zu!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#22
(06-12-2024, 15:58)Ulan schrieb:
(06-12-2024, 00:40)Ekkard schrieb:
(05-12-2024, 21:59)subdil schrieb: Für mich ist Spiritualität (...) die ernsthafte Frage danach, was die Beschaffenheit der Wirklichkeit und der wahre Wesenskern des Menschen ist. Diese Frage ist so tiefgehend und allumfassend, dass es darauf vermutlich gar keine definitive Antwort geben kann. Und schon hier merkt man: Mit der Ratio kommt man da nicht weit.
Das glaube ich nicht: Dieser "Wesenskern des Menschen" ist eine Projektion aller möglichen Empfindungen an das Firmament von Vorstellungen. Das wiederum erzeugt den Eindruck tiefgehender und allumfassender Fragestellungen.
Ich hatte mal angemerkt, dass Spiritualitaet uns ueberhaupt nichts ueber die Welt sagt, sondern nur ueber uns selbst oder die Leute, die einem darueber etwas erzaehlen. Es ist strikt ein Blick ins Innere. Das Aeussere, die Welt, dient nur als Projektionsflaeche. Deshalb kann Spiritualitaet auch gar nicht das leisten, was hier von ihr erwartet wird.
Genau das ist der berühmte "Springende Punkt". Die Beschaffenheit der Wirklichkeit als ein wahrer Wesenskern...Damit macht man die sich die Welt zur Projektionsfläche der eigenen Egozentrik. *https://www.infosekta.ch/media/pdf/Esoterik_und_Narzissmus.pdf
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#23
(05-12-2024, 21:59)subdil schrieb: Für mich ist Spiritualität die ernsthafte Frage danach, was die Beschaffenheit der Wirklichkeit und der wahre Wesenskern des Menschen ist. Diese Frage ist so tiefgehend und allumfassend, dass es darauf vermutlich gar keine definitive Antwort geben kann. Und schon hier merkt man: Mit der Ratio kommt man da nicht weit. 


(06-12-2024, 00:31)petronius schrieb: so, so... dieser frage rational nachzugehen, wäre also nicht ernsthaft?

Gestern hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit jemandem, den ich für spirituell sehr fortgeschritten halte. Diese Person hat mir im Grunde den Sinn des Christentums erklärt, so wie noch niemand zuvor. Ich bin ja eigentlich immer am Fragenstellen interessiert, am selber nachforschen usw... Er meinte, dass dies zu nichts führen kann. Der Einzelne sei nicht in der Lage, aus eigener Kraft zu höheren Erkenntnissen zu kommen, dies sei ein aussichtsloses Unterfangen. 

Gott sei nach seiner Darstellung so weit von uns Menschen entfernt, dass wir niemals in der Lage sein könnten, ihn und die Welt aus eigenen Überlegungen heraus zu verstehen. Die Bewegung muss viel mehr die Gegenteilige sein - Gott muss sich uns offenbaren. Und dies hat er getan, indem er in Form von Jesus Christus auf die Erde gekommen ist. Im Johannesevangelium wird es so beschrieben: "Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns...".

Obwohl ich vor einigen Jahren schon mal eine Phase des intensiven Bibelstudiums hatte und mir in der Zeit auch unzählige christliche Predigten angehört hatte, ist mir dieser Gedanke so tatsächlich noch nie begegnet oder wenn, dann habe ich ihn damals nicht verstanden. Ich betone hier ja öfters, dass ich die Ratio nicht für das geeignete Mittel halte, die höheren Fragen zu beantworten, hier sollte man sich mehr auf die Intuition verlassen - vielleicht ist aber auch mit Hilfe der Intuition das nicht zu finden, um was es mir ja eigentlich geht, nämlich eben eine Erkenntnis der "Beschaffenheit der Wirklichkeit und des wahren Wesenskerns des Menschen", wie ich es oben formuliert habe. 

Vielleicht sind diese Fragen für uns tatsächlich überhaupt nicht beantwortbar - weder per Ratio, noch per Intuition - weil der menschliche Geist dafür einfach zu klein und begrenzt ist. Man könnte dann tatsächlich nur auf die Offenbarung "von oben" vertrauen, weil diese eben aus der Perspektive des vollkommenen Wissens verfasst ist, welches man selber zuvor per Ratio oder Intuition angestrebt hatte.
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#24
(07-12-2024, 23:25)subdil schrieb: die höheren Fragen
Hab ich nicht.
Sieht für mich nach einem Strohmann aus.
Wenn Fundamentalisten ein Problem sind, dann ist das Fundament ein Problem. Irgendein Weiser
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#25
(07-12-2024, 23:25)subdil schrieb: Obwohl ich vor einigen Jahren schon mal eine Phase des intensiven Bibelstudiums hatte und mir in der Zeit auch unzählige christliche Predigten angehört hatte, ist mir dieser Gedanke so tatsächlich noch nie begegnet oder wenn, dann habe ich ihn damals nicht verstanden. Ich betone hier ja öfters, dass ich die Ratio nicht für das geeignete Mittel halte, die höheren Fragen zu beantworten, hier sollte man sich mehr auf die Intuition verlassen - vielleicht ist aber auch mit Hilfe der Intuition das nicht zu finden, um was es mir ja eigentlich geht, nämlich eben eine Erkenntnis der "Beschaffenheit der Wirklichkeit und des wahren Wesenskerns des Menschen", wie ich es oben formuliert habe. 

Vielleicht sind diese Fragen für uns tatsächlich überhaupt nicht beantwortbar - weder per Ratio, noch per Intuition - weil der menschliche Geist dafür einfach zu klein und begrenzt ist. Man könnte dann tatsächlich nur auf die Offenbarung "von oben" vertrauen, weil diese eben aus der Perspektive des vollkommenen Wissens verfasst ist, welches man selber zuvor per Ratio oder Intuition angestrebt hatte.

Eigentlich sollte Dir der Kern der Aussage dieses Deiner Meinung nach "spirituell weit fortgeschrittenen Menschen" klar sein: denk nicht nach, glaube einfach! Wir schauen also auf das typische Immunisierungsmuster, mit dem nun schon seit Jahrtausenden versucht wird, die Widersprueche in der biblischen Botschaft schlicht beiseite zu schieben, indem es sie als "fuer die Ratio nicht erkennbar" erklaert. So etwas nennt man auf gut Deutsch Bauernfaengerei. Du sollst Dich einfach nicht mehr daran stoeren, dass die christliche Botschaft bei naeherer Betrachtung keinerlei Sinn macht.

Dieses Immunisierungsmuster ist so alt wie die abrahamitische Religion selbst. Einer der fruehen Versuche Gottes, "sein Volk" auszuloeschen, begruendete er damit, dass sie es wagten, ihm Fragen zu stellen. Die Masche zieht also heute noch.
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#26
Ehe das hier zu einer inhaltlichen Diskussion über "höhere Weisheiten" (oder Fragen) ausartet: Die "höheren Einsichten" mögen bezweifelt werden, ein "Strohmann" sind sie nicht. Es wird ja nichts unterstellt, was nicht schon vorher Gegenstand der Diskussion geworden war. Ärgerlich ist einfach nur die Abwendung vom formalen Thema des Strohmann-Arguments in Diskussionen. Aus meiner Sicht wurden einfach Beispiele ausgewalzt.

Formal ist ein Strohmann-Argument die Aussage über eine gar nicht hinterfragte Unterstellung wie z. B. die Wissenschaftsschelte, wenn es um Bedeutung und Sinn geht.

Wenn inhaltlich über "höhere Weisheiten" diskutiert werden soll, müssten wir das Thema teilen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#27
(08-12-2024, 00:17)Ekkard schrieb: Es wird ja nichts unterstellt, was nicht schon vorher Gegenstand der Diskussion geworden war
a) Was wird aus mir nach meinem Tod?
b) Wie werde ich morgen satt?
Es wird unterstellt Fragen vom Typ a seien  wichtiger als Fragen vom Typ b.
Wenn Fundamentalisten ein Problem sind, dann ist das Fundament ein Problem. Irgendein Weiser
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#28
@Ekkard Ja gut. Aber dafuer ist auch klar geworden, was nicht ein Strohmann-Argument ist. Es gibt auch andere Tricks, Gespraechspartner rhetorisch ueber den Tisch zu ziehen.
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#29
(08-12-2024, 00:58)exkath schrieb: a) Was wird aus mir nach meinem Tod?
b) Wie werde ich morgen satt?
Es wird unterstellt Fragen vom Typ a seien  wichtiger als Fragen vom Typ b.

Klar. Nur trotzdem ist das kein Strohmann-Argument, sondern einfach die Adelung muessiger Fragen. Das kommt im Prinzip aus Standesduenkel, hat also einen komplett anderen Hintergrund.
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#30
(01-12-2024, 14:01)Ulan schrieb: In jeder Diskussion ist es notwendig - zumindest solange einem an einer fruchtbaren Diskussion gelegen ist - sich bestimmter rhetorischer Fehlschluesse bewusst zu sein, die man vermeiden sollte, um zu gedanklich folgerichtigen Ergebnissen zu kommen. Wie immer kann so etwas natuerlich auch bewusst eingesetzt werden, um die Diskussionspartner oder die Zuhoerer an der Nase herumzufuehren.

Der Begriff "Strohmann" kommt dabei von einer Strohpuppe, die frueher fuer Kampfuebungen mit der Waffe benutzt wurde, die nicht mit einem menschlichen Gegner durchgefuehrt wurde. Bei einem Strohmann-Argument wird ein Gegner benannt, dann aber stattdessen ein selbstgebauter Strohmann besiegt, der sich natuerlich nicht wehren kann, worauf dann der Sieg gegen den eigentlichen Gegner erklaert wird, gegen den nie gekaempft wurde.

Ein Beispiel fuer so etwas sind Reklovs Threads gegen die Evolutionstheorie (der eigentliche Gegner), in dem andauernd gegen Aussagen argumentiert wird, die von Reklov als angebliche Behauptungen der Evolutionstheorie bezeichnet werden, dies aber nicht sind, worauf Reklov dann seinen Sieg ueber die Evolutionstheorie erklaert, obwohl er sich mit deren tatsaechlichen Aussagen nie befasst hat.

Der grundsaetzliche Wikipedia-Artikel zum Strohmann-Argument listet dann verschiedene Untermethoden auf:
"1. Die These des Gegners wird verzerrt, übertrieben oder falsch dargestellt, dann die entstellte These widerlegt und behauptet, dass damit die ursprüngliche These widerlegt sei."

Ueblich sind Aussagen wie, dass die Evolutionstheorie sagen wuerde, aus einem Steinhaufen wuerde ein Bakterium werden, aus einem Fisch mit einem Schnipp ein Vogel, etc., mit all ihren Variationen. Dazu kommen hier staendig falsche oder falsch interpretierte Zitate von irgendwelchen Wissenschaftlern.

@ Ulan,

deine Strohmann-Deutungen lassen die "moderne" Auffassung völlig außer Acht! Als "Strohmann" wird in der Regel jemand bezeichnet, der bei juristischen Geschäften für jemanden auftritt, welcher lieber im Hintergrund bleiben möchte.-

Die Evolutionslehre ist von mir nie bestritten worden, denn allein schon die Versteinerungen geben davon ein wissenschaftliches Zeugnis ab! Außerdem wird wohl kaum jemand annehmen, "Gott" habe vor Millionen Jahren fix und fertige Lebensformen ins Wasser gelegt, wie z.B. einen Walfisch, oder auf's Land gestellt - wie z.B. ein Mammut!   Icon_razz  

Ob das Zitat von Darwin, was mir einst mal unter die Augen kam, falsch oder richtig ist, vermag ich nicht zu beurteilen!? Jedenfalls meinte er: "Wer glaubt, meine Evolutionstheorie könnte Gott ersetzen, der hat sie nicht verstanden."
Heute wird von Fachleuten u.a. angenommen, dass die kleinsten Ur-Bakterien einst per "Flugpost" in Meteoriten auf die Erde geschleudert worden waren. (?)

Auch der unfruchtbare Streit zwischen Kreationisten und Evolutionsanhängern ist völlig daneben, denn die Evolution ist ein lang laufendes, noch nicht abgeschlossenes Entwicklungsprogramm, das auch den weniger starken Lebensformen ihre biologischen Nischen nach wie vor anbietet. Zudem kennen wir ja nur die Entwicklungen auf unserer winzigen Erde, und selbst diese sind nur in beschränkten Zeit-Ausschnitten zu erfassen.

Kein Wikipedia-Artikel kann der Weisheit letzter Schluss sein, was ja unschwer einleuchten müsste. Kein Artikel kann z.B. über das Bewusstsein etwas Klärendes aussagen, außer, dass ein Autor dabei Buchstabenkombinationen versucht und sich schließlich verzettelt.

Eines darf jeder Person klar sein: Um gedanklich zu richtigen Schlussfolgerungen zu kommen, müsste der Mensch mehr über das GANZE wissen, also über uns völlig unbekannte Raum- und Zeitabschnitte.
So muss sich jeder Mensch, ob Wissenschaftler oder nicht, damit abfinden, dass alles, was ihm Gegenstand wird, aus einer Welt, in der er lebt, an ihn heran tritt, und ihm nur auf diese Weise "klar" werden kann.

Jeder Gegenstand (ob winzig oder riesig!) ist ein bestimmtes Sein. Dieses steht in Bezug auf anderes, von dem es unterschieden ist, und auf den Menschen, dem es als gedacht gegenübersteht.
Es ist damit aber noch nicht alles, und es steht, sei es astronomisch groß oder mikroskopische klein, in einem umfassenderen Sein, ist eben nicht das GANZE. 
Das Sein selber ist nicht als Gegenstand vorzeigbar, genauso wenig, wie bereits schon jeder menschliche Gedanke!

Das SEIN hat unsere Spezies in allen denkbaren Kategorien zu denken versucht: z.B. als Materie, als Energie, als Geist, als Leben usw. - Es zeigt aber nur, dass damit eine Weise bestimmten Seins, die im Ganzen des Seins vorkommt, zum Sein selbst verabsolutiert wurde. 

Das von uns unmittelbar erfahrene Sein ist "Erscheinung", die auf anderes weist. Das so vermittelt erkannte Sein ist aber als es selbst nicht "erfahrbar", - als "Gegenstand" nicht zu ergreifen.

Wen sollte es also groß wundern, dass sich völlig unterschiedliche Gedankenwelten über das Wesen der WELT im Menschen wiederfinden, religiöse und auch "wissenschaftliche" Deutungen der WELT, wie sie uns die Fachexperten anbieten - obwohl bereits auch auf beiden Gebieten ein seit jeher bekannter Experten-Streit über dies und jenes nun nicht gerade vertrauensbildend wirkt und somit also einem gesunden Skeptizismus seinen berechtigten Platz einräumen muss.   Icon_rolleyes

Gruß von Reklov
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