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Frage zu Blut
#31
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#32
jam, tut mir leid, Dir schon wieder widersprechen zu muessen.
Jesu Geschichte ist keine rein juedische und nach christlicher Definition als Messias schon erst recht nicht. Ohne das Christentum wuesstest Du doch gar nichtmal den Namen Jesus.
Zum Andern, die Nachfolge Jesu definiert sich seit ca.2000 Jahren durch den Empfang der Taufe, auch wenn darauf kein Copyright liegt, wer darueber hinaus glaubt, eine Begegnung gehabt zu habnen. Vermutlich ist das eine Freiheit die ich weder Jesus v.Nazareth noch demjenigen, der ihn wahrgenommen zu haben ueberzeugt ist, absprechen wuerde.
Aber ich moechte nun doch bitten, hier im Thread Judentum nicht immer ausschliesslicher ueber Jesus zu reden.
Wir haben dafuer im Forum die Abteilung fuer Interkonfessionelles der Religionen ("Religions-Uebergreifendes"), sonst entsteht hier der Eindruck, Du als Mitglied im Sinne Deines individuellen Lebenswegs wegen haettest diesen Bereich schon komplett uebernommen, und eigentliche Juden oder Christen als 2 Koerperschaften gebe es gar keine mehr.

Es gab in China, Mitte des 19.Jhd., eine Bewegung, da wurde auch schonmal das Bekenntnis zu Jesus ganz ohne Taufe und Koerperschaft gepredigt, Quelle war 1 Traktat aus Zuerich ueber ein Chinesenkind, dass es zu Jesus fand - das ging aber sehr ungluecklich aus - zuerst meinten sie es wohl gut, bekaempften Sucht und schlechte Sitten, bald aber bekaempften sie auch die 4 Religionen, die ein damaliger Chinese zu vereinbaren gewohnt war, indem er die Kulte je nach Situation im Leben abwechselnd in Anspruch nahm, die brannten deren Heiligtuemer nieder und erzeugten bald eine solche Verzweiflung der Einheimischen, wie es in 1600 Jahren christlicher Anwesenheit in China nie vorgekommen war, es wurde auch als Aufstand gewertet und in diesem Sinne gemeinsam von der Regierung und den Kolonial-Maechten brutal niedergeschlagen, und sogleich wurden dann auch die alten chinesischen Christen-Gemeinden einer herben Verfolgung ins Messer geliefert.
Schon aus diesem Grumd sehe ich in Deinem Weg einen Weg, den ein Individuum wohl einmal - auch mit G0TTES Leitung - gehen koennen mag, aber keinen allgemein empfehlenswerten.

Dass von Messianikern Judengemeinden in jeder Richtung unterwandert werden, ist uns schon klar und es hat das inzwischen doch schon recht gut gewesene Nachkriegs-Verhaeltnis zwischen Juden und Christen schon so generell gestoert, dass im Hl.Land stellenweise schon verstaendliche Panik herrscht. Waerest Du einfach ein Jude, wuerdest Du auf Anhieb ein Dutzend erschreckende Beispiele von Fehlverhalten aufzaehlen koennen - etwa sowas wie jemand, der in einen innerjuedischen Plauder-Chat am Sabbath einbricht und egal was er sagt, stets mit der Formel einleitet "Orthodoxe Juden glauben an Jesus Messias"
- oder NT-Ausgaben von anderen Messianikern, wo der Text so eine Formel bei jeder Erwaehnung des Namens Jesus im NT einfaelscht "unser Koenig..." - manchen ist aber auch jedes Mittel recht?

Vor ca.30 Jahren gab es mal in Deutschland eine gross aufgezogene Zeltmission von vermutlich nochmal anderen Messianikern als denen, die Du kennst. Wir teilen sie inzwischen auf in 4 bis 5 verschiedene Ansaetze - aber man fuehlt sich allmaehlich wirklich geplagt.

Da wurde auch "nur" verlangt, eventuell im Zelt anwesende Juden moechten doch bitte vortreten und einfach nur bekennen, Jesus sei der Messias, und ueerhaupt, es sei keine Koerperschaft, in die man bei ihnen eintrete, und sowas wie Taufe sei auch nicht vorgesehn, denn jeder koenne nachher weiter katholisch, evangelisch, juedisch oder gar nichts dergleichen sein und zu den Gemeinschaften weiter gehoeren. Damit ueberhaupt jemand dann vortrat und "sich bekannte", hatten sie eigene Leute gleich aus Amerika mitgebracht...

Hinsichtlich der damals in West-Deutschland (es war noch vor der Wiedervereinigung und Ost-Oeffnung) vorhandenen letzten ca.30'000 Juden war es ein Fiasko. Es war gar keiner hingekommen.
Es waere selbst den saekularisiertesten unter uns nicht im Traum eingefallen, so etwas mitzumachen, denn bitte: wozu?

Vielleicht muss ich Dir das nochmal deutlicher erklaeren:

Es sind nicht die Symbole, die Sprache, die Bibelzitate oder Gemeinde-Bezeichnungen, was einen Juden zum Juden macht. Es ist schon irgendwie das ganze Augenmerk, was "uns" aus der normal-juedischen Koerperschaft von Dir unterscheidet. Ein zu typischer "Jude" ist uns schon verdaechtig, dass das keiner von uns ist...

Deine Formulierungen liegen auf der evangelikalen Linie, ob Du es merkst oder nicht - da ist G0TT jemand, den man um ein Zeichen bittet und es passiert, oder Der einen in einer Not direkt rettet, alles im Rahmen dessen, sozusagen noch beweisen zu muessen, dass ER dabei ist.
So etwa erzaehlen auch Prediger wie Wilkinson, Baptisten (diese allerdings taufen) und Pfingstgemeinden, oder auch die "Geschaeftsleute vom Evangelium" (USA-Armenier, die kurz vor der grossen Verfolgung 1905 aus dem Vorderen Orient ausgezogen waren).

Verglichen damit sind Juden ein gemischter Haufen von Verwandten, die geraten halt so oder so, es gibt da auch Mystiker, auch Gelehrte, auch langweilige, auch sarkastische, auch welche, die es lieber nicht waeren, auch welche, die in eine Kirche gerieten, wie die Hl.Edith Stein, doch der Bund besteht eben zum Volk insgesamt, nicht zu jedem Einzelnen unter uns - aber der Einzelne sollte "anstandshalber" etwas Bundes-Erforderliches auch dazu beitragen, das braucht aber bei "613" Moeglichkeiten, durch was er was beitraegt, gar nichts plakativ-typisch Juedisches zu sein

- und der andere Haupt-Unterschied mag vielleicht darin liegen, dass kein Antisemitismus der letzten 2300 Jahre sich je die Muehe gemacht haette, sich ueberhaupt drum zu kuemmern, was der einzelne Jude eigentlich tut oder glaubt, oder WER G0TT Israels ist - und genauso wenig hat G0TT Sich den Patriarchen damals vorgestellt, ER war "einfach da".

- tja, in der Tat, es ist ein bisschen schwierig, zu beschreiben, was Judentum im Sprachgebrauch ueberhaupt ist, theo-logisch ist es durchaus auch ein beschreibbarer Glaube mit Maximen, Philosophie, Regeln, einer umreissbaren zu andern vergleichbaren Gestaltung
- de facto braucht das aber kein Jude zu glauben, um Mitglied der Judenschaft zu sein, denn es ist auch ein Volk, in dem es authentische Indianer, Schwarze, Beduinen und sogar Chinesen gibt, weil es uns halt schon so lange gibt, dass alles mal vorkommt.
Auf jeden Fall ist es aber keine Konfession Einzelner, als gebe es die andern nicht in der "Mischpoche". Am aller-seltensten tritt jemand dem Judentum nur wegen der Konfession bei, auch wenn sie fuer fromme Juden die liebenswuerdigste ist und fuer religioese die "richtige".

Ja - zum Beispiel:
fromm ist fuer uns nicht gleichbedeutend mit religioes.

Du erwaehntest in einem Text Anhaenger der Richtung, die Du als Deine Rabbiner bezeichnest, dass es sie "heimlich" gibt, zwischen anderen Juden - also meine Rabbiner haben Namen, das ist fuer Juden viel interessanter, sie heissen Szobel, Roth, Daum, Levinson, Ydit, Gelles, Berger, Weiss etc und ich lernte von jedem etwas hinzu, was auch-Judentum ist - sie waren voellig verschieden - sind aber alle in "meiner" Familie zuhaus
- damit muss ich nicht heimlichtun, sie sind in der Institution bekannt, und selbst wer sie nicht naeher trifft, hat ungefaehr eine Ahnung, welche Lehrrichtung sie vertreten bzw. vertraten (einige sind schon verstorben).

Wo sich ein Pinchas Lapide mit Theologen katholischerseits hinsetzte, oder ein Schalom ben Chorin, evangelischerseits, da geschah es nicht, um die Koerperschaften zu vermischen, sondern sozusagen war es ein Dialog auf neutral-wissenschaftlichem Boden, und zusaetzlich dazu das zwischen-menschliche Kennenlernen. Dann wurde auch mal ueber Jesus als Juden gesprochen, zumal kurioserweise im NT literatur-historisch als erstes der Titel Rabbi =Meister als Beruf Jesu auftaucht.

Aber das ganze NT ist so sehr unjuedisch formuliert, konzipiert, gestaltet, und alsbald ausgelegt und tradiert, dass es wirklich schwer faellt, darin Spuren zu finden, die bestaetigen koennen, dass es mit der Schule der Pharisaeer ueberhaupt nahe Beruehrungspunkte gab - darin spiegelt sich ja der tatsaechlich verwirrende Stand der Lehre im Judentum Judaeas der letzten Periode vor dieser Galuth wieder.
Das Hl.Land war schon fast komplett ueberfremdet, und es kam vor, dass unser Hohepriester dermassen unkundig des Judentums war, dass man sich die Nacht vor dem jeweiligen Hoechsten Feiertag mit ihn hinsetzen und das Mindestmass ueben musste, damit er wenigstens dieses wichtige Zeremoniale korrekt absolvierte.

Die Pharisaeer, also die Schule, aus der das heutige Judentum es noch blieb, die wirklich keinen Aufstand gegen Rom wollten, mussten sich vor den eigenen Landsleuten retten. Roemer waren naemlich eine wirklich schlimm raeuberische Besatzung, einige Prokuratoren holten sich sogar noch die Armenkasse des Heiligtums, aus der wir unsere Witwen und Waisen versorgen mussten, fuer ihre eigene Altersversorgung.
Der Aufstand war durchaus verstaendlich - aber Pharisaeer wollten sowas einfach nicht selbst entscheiden.
Das geht aus dem NT ueberhaupt nicht klar hervor. "Schriftgelehrte", "Sadduzaeer" und "Herodianer", das waren wieder komplett andere Richtungen, und aus der Evangelien-Sicht Galilaeas erwaehnt bedeutet "Juden" darunter nur die "Judaeer" vom Staatsgebiet her - Galilaea kam ja erst etwa zur Zeit der Geburt Caesars zum Staat Judaea zurueck (100vdZ)
- dagegen bei Paulus gesagt bedeutet "Judaios" religioes Juden, weil er ein roemischer Buerger aus Tarsus war - also schon immer in der Diaspora lebte
- doch dem christlichen Lehrer und Leser scheinen das Synomyme zu sein, die man nicht sonderlich zu unterscheiden braeuchte, die aber einem heutigen juedischen Gelehrten durchaus Zuordnungs-Probleme darstellen.

Beinahe 1000 Jahre lang waren solche offenen Gespraeche in Europa verboten. Darueber muss man erst hinwegkommen.
Der m.E.ungeeigneteste Zugang ist es aber, darauf herumzureiten, als gehe es um die Frage, kein Spielverderber zu sein, Jesus v.Nazareth fuer den eigentlichsten aller Juden zu bezeichnen, oder wie auch immer.
Er hat historisch eine eigene Gemeinschaft begruendet - und diese ist eben nicht das Judentum.
Ich lass mich nicht 2000 Jahre rueckwaerts meines Bundes enteignen.

Also bitte verlege solche Gespraeche in den dafuer vorgesehenen Ort hier im Forum, andernfalls muss ich Deine Beitraege hier in der Ecke loeschen.
Das ist unser harmloses kleines bisschen Hausrecht, verstehst Du?

mfG WiT
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#33
(16-07-2008, 12:45)Julchen schrieb: Habe gestern eine Kochsendung geschaut, da wurde koscher gekocht.
Da wurde das Ei erst im Glas aufgeschlagen um zu sehen, dass auch keine Blutspuren darin sind. Auch das Fleisch musste koscher sein , also ausgeblutet, habe ich das so richtig verstanden?
Korrekt.

(16-07-2008, 12:45)Julchen schrieb: Nun glaube ich zu wissen, dass orthodoxe Juden einer Frau nicht die Hand geben, sie könnte ja ihre Periode haben.
Völliger Unsinn, was du ja schon daran siehst, dass auch Frauen Männern die Hand nicht geben und diese ja bekanntlich keine Blutung haben.

Richtig ist, dass man das anderen Geschlecht schlicht nicht berührt, aus Schicklichkeit.

PS. Und falls das auch noch kommt, Frauen dürfen eine Torarolle berühren, auch wenn sie ihre Periode haben Icon_wink

(16-07-2008, 12:45)Julchen schrieb: Meine Frage generell: was hat es mit dem Blut auf sich ? Warum wird Blut so viel Beachtung gegeben ? Warum ist es "unrein" ?
Weil im Blut die Verbindung zum Leben, zur Seele liegt (nach der Tora).
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#34
(16-07-2008, 13:47)qilin schrieb: Hm - ich denke Letzteres geht eher auf 3Mose 15 zurück:
Zitat:19 Wenn eine Frau ihren Blutfluss hat, so soll sie sieben Tage für
unrein gelten. Wer sie anrührt, der wird unrein bis zum Abend.
Wenn eine Berührung durch einen Mann generell verboten wäre,
wäre diese Bestimmung ja unnötig...
1. Heutzutage sind alle Juden unrein, weil es keinen Tempeldienst mehr gibt, welcher für die Reinigung zwingend notwendig ist. Daraus folgt, dass sich hier einiges heute anders verhält.

2. Unter bestimmten Bedingungen kann ein Mann sehr wohl eine Frau berühren, z. B. als Arzt oder nur durch Zufall.

Obige Bestimmung legt dann nur fest, dass auch der Mann dadurch unrein wird (spielt heute wie gesagt keine Rolle).
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#35
(16-07-2008, 20:44)qilin schrieb: Wenn es so wäre wie Du sagst, wäre der ganze Absatz unsinnig, der letzte Vers unnötig - und würde dem ersten außerdem widersprechen... Eusa_whistle
Das sehe ich nicht so. Wo siehst du hier den Widerspruch bzw. die Unnötigkeit?
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#36
hi all :)
Einer der "bestimmten Umstaende" ist es, mit der Frau verheiratet zu sein.
Kultisch unrein zu sein ist im Uebrigen keine Suende, sondern nur fuer bestimmte Dinge nicht tauglich. Es gibt ja Pflichten, sich kultisch zu verunreinigen, z.B.bei Erster Hilfe, Operieren, Leben retten, Kranken beistehn, bei Entbindungen zu helfen, Tote zu bergen und bestatten, und sogar beim Schreiben einer hl.Thorahrolle macht man sich kult-unrein
viele Male im Leben - und durch Unvermeidlichkeiten wie Menses, Geburt, Verletzungen - und beim Mann durch einen Samenabgang, kann im Schlaf passieren und ist im Ehe-Vollzug eine mitunter sehr erfreuliche Pflicht des Menschen
- aber es ist ein Gebot, das man damit hielt, und man kann dann gleich noch eins beitragen durch seine kultische Reinigung.
Sich kultisch immer wieder instand zu setzen, ist eine der Pflichten aus "613" etwa gleichwertigen Geboten. Jeder darf und soll da abwaegen, was jeweils dringlicher ist.

mfG WiT :)
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#37
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#38
[quote='wojciech' pid='33459' dateline='1216281030']
Zitat:Warum die Menschen immer noch an sowas glauben hat was mit ihrer Angst zu tun und mit dem Glauben an die Überlegenheit ihrer jeweiligen Religion.Ein vernünftiger Mensch nimmt davon Abstand.
.. du kannst ja sogar mal was vernünftiges schreiben .. :clap:
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#39
(16-07-2008, 17:29)wojciech schrieb: Die Speisege- oder Verbote haben u.A. den Sinn, damit wir uns gesund ernähren wie man am Schweinefleischverbot erkennen kann, dazu gibt es genug Beweise, dass das eben nicht gesund ist und dazu möchte ich Dir mal eine Seite empfehlen: http://www.beepworld.de/members51/islamru2/sfleisch.htm

ach ja... als wäre juden oder muslimen nur schweinefleisch verboten, und letzteres geradezu giftig. auch hier gilt: sola dosis facit venenum

(16-07-2008, 17:29)wojciech schrieb: Nach dem Tod eines Organismus und dem Zusammenbruch der Immunabwehr beginnen Fäulnisbakterien, die ansonsten im lebenden Organismus nicht vermehrungsfähig sind, am deutlichsten erkennbar zunächst das Blut unter Freisetzung von biogenen Aminen wie Cadaverin und Putrescin zu verstoffwechseln...(Wikipedia)

stimmt: genau daran muß ich auch immer denken, wenn ich sehe, unter welchen hygienischen bedingungen in muslimischen ländern fleisch in der regel verarbeitet und verkauft wird...

heißt: speisegesetze mögen in der antike durchaus ihren sinn gehabt haben im sinne der gesundheitsvorsorge, heutzutage aber gilt dieses argument kaum mehr. es handelt sich vielmehr um ein festhalten an überkommenen geboten einfach um des festhalten willens, und wohl auch deshalb, weil man sich damit so schön von den ungläubigen abgrenzen kann
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#40
(17-07-2008, 11:35)Julchen schrieb: ooooo. k. ... soweit....

erst einmal danke für die vielen Antworten !

Aber warum soll Blut unrein sein ? Mir geht das einfach nicht in den Kopf

muß es auch nicht

religiöse gebote sind halt religiöse gebote und von den gläubigen zu befolgen - punkt

mit realem sinn und zweck hat das nicht unbedingt zu tun. der gläubige handelt nicht so oder so, weil er es nach reiflicher abwägung für sinnvoll hält, sondern weil es ihm seine religion eben so vorschreibt
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#41
(23-03-2009, 09:07)petronius schrieb: heißt: speisegesetze mögen in der antike durchaus ihren sinn gehabt haben im sinne der gesundheitsvorsorge, heutzutage aber gilt dieses argument kaum mehr. es handelt sich vielmehr um ein festhalten an überkommenen geboten einfach um des festhalten willens, und wohl auch deshalb, weil man sich damit so schön von den ungläubigen abgrenzen kann

Moin,

ich denke, solche Gesetze haben 2 Aspekte.

Zum einen liegt ihnen oft ein weltlich-sinnvoller Grund zugrunde. Im Falle des Fleisches vielleicht (damalige) Gesundheitsgründe. Dieses ist heute mitunter teilweise überholt, teilweise aber aus anderen Gründen wiederum sinnvoll. 'Koscher' setzt ja z.B. auch eine artgerechtere Haltung voraus, was wir heute wahrscheinlich mehr betonen als es die Menschen evtl. vpr 2000 Jahren interessiert hat.

Das andere ist der Gehorsamsaspekt. Es ist ein Gebot G'ttes (so sehen es zumindest die Gläubigen) und als solches einzuhalten. Etwas, was ich nicht unbedingt negativ sehe. Das Einhalten von Regeln kann insgesamt sinnvoll sein, auch wenn man über die einzelne Regel streiten kann. Es kann nämlich zum Gemeinschaftsgefühl und Identifikation mit dem Staat/der Gemeinschaft führen. Auch ist es ja jedem selbst überlassen, inwieweit er das einhält. Liberale Juden kümmern sich ja z.B. in der Regel nicht so streng darum.

Im jüschen sind diese Regeln entgegen der landläufigen Meinung ja auch alles andere als starr. Es geht ja nicht um das strikte Befolgen derselben sondern um das Leben damit, das Verstehen, das Akzeptieren und das 'seinen persönlichen Weg damit finden'.

Noachiden haben ja auch diese Speiseregeln. Bei mir führt das dazu, dass ich mich mehr damit auseinandersetze, was für Fleisch ich esse,, woher es kommt, aus welcher Haltung, usw.. Letztlich sind wir dadurch zu Demeter gewechselt. Das ist mein Weg damit. Den Sinn zu hinterfragen und wenn ich mein Verständnis dazu gefunden habe, meinen persönlichen Weg damit zu gehen.

Tschüss

Jörg
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#42
(23-03-2009, 09:10)petronius schrieb: muß es auch nicht

religiöse gebote sind halt religiöse gebote und von den gläubigen zu befolgen - punkt

mit realem sinn und zweck hat das nicht unbedingt zu tun. der gläubige handelt nicht so oder so, weil er es nach reiflicher abwägung für sinnvoll hält, sondern weil es ihm seine religion eben so vorschreibt

Moin,

das stimmt so nicht. Das ist, um mal deutlich zu sagen, 2000 Jahre christlichee Propaganda über angebliche jüdische Lebens- und Denkweise.

Und diese christliche Propaganda ist heute sehr in das sogenannte Allgemeinwissen eingesickert. Eben auch bei Nichtchristen.

Gerade im jüdischen wird sich sehr mit dem Sinn der Gebote auseinander gesetzt. Ein reines Befolgen um des Befolgen willen habe ich dort nicht kennen gelernt.

Tschüss

Jörg
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#43
(23-03-2009, 12:06)Flat schrieb: ich denke, solche Gesetze haben 2 Aspekte.

Zum einen liegt ihnen oft ein weltlich-sinnvoller Grund zugrunde. Im Falle des Fleisches vielleicht (damalige) Gesundheitsgründe. Dieses ist heute mitunter teilweise überholt, teilweise aber aus anderen Gründen wiederum sinnvoll. 'Koscher' setzt ja z.B. auch eine artgerechtere Haltung voraus, was wir heute wahrscheinlich mehr betonen als es die Menschen evtl. vpr 2000 Jahren interessiert hat

da stimm ich dir schon zu (daß allerdings koscheres fleisch nur von artgerecht gehaltenen tieren stamen darf, ist mir neu). der wesentliche unterschied ist aber, daß nicht "weltlich-sinnvolle Gründe" per reflexion und einsicht beachtung finden, sondern einfach sturheil getan wird, was irgendwer mal vorgebetet hat.

(23-03-2009, 12:06)Flat schrieb: Das andere ist der Gehorsamsaspekt. Es ist ein Gebot G'ttes (so sehen es zumindest die Gläubigen) und als solches einzuhalten. Etwas, was ich nicht unbedingt negativ sehe. Das Einhalten von Regeln kann insgesamt sinnvoll sein, auch wenn man über die einzelne Regel streiten kann. Es kann nämlich zum Gemeinschaftsgefühl und Identifikation mit dem Staat/der Gemeinschaft führen. Auch ist es ja jedem selbst überlassen, inwieweit er das einhält. Liberale Juden kümmern sich ja z.B. in der Regel nicht so streng darum

das mit der gehorsamkeit seh ich schon kritisch - gehorsam sollte aus einsicht erfolgen, blinder gehorsam ist mehr als gefährlich

aber es stimmt natürlich, daß rituale gemeinsamkeit und sicherheit stiften und auch das leben strukturieren. jeder kinder erziehende weiß, wie wichtig rituale für ein kind sind - als etwas, an dem es sich festhalten kann, umso mehr, als es mit gut hinterfragten komplexen entscheidungen in jeder lebenslage natürlich überfordert wäre

das gilt, in abgeschwächter form, natürlich auch für erwachsene, wobei hier der aspekt der gemeinschaft (das habe ich ja auch, negativ formuliert, mit der "abgrenzung" gemeint) im vordergrund steht. lächerlich wird es halt nur, wenn die rituale wichtiger erscheinen als die dahinter sehende sache. zerlegt z.b ein orthodoxer jude sein hähnchen auf einem hölzernen schneidebrett, ohne es nachher möglichst bis zur keimfreiheit zu reinigen, so geht er ein hohes risiko ein, an salmonelose zu erkranken - egal, ob er das brettchen dem milchernen oder fleischernen geschirr zuordnet. oder wenn ihre lächerlichkeit durch besonders trickreiche umgehungen offensichtlich werden (aufzüge, die am sabbat in jedem stockwerk stehen bleiben, damit man keine knöpfe drücken muß - oder biber als fastenspeise für mönche, denen fleischgenuß verboten ist und die deshalb schlicht alles, was im wasser lebt, als "fisch" definieren)

(23-03-2009, 12:06)Flat schrieb: Im jüschen sind diese Regeln entgegen der landläufigen Meinung ja auch alles andere als starr. Es geht ja nicht um das strikte Befolgen derselben sondern um das Leben damit, das Verstehen, das Akzeptieren und das 'seinen persönlichen Weg damit finden'.

wohl auch nicht immer. auf meine jüdischen freunde trifft deine einschätzung zweifellos zu, aber z.b. in israel besitzen die vertreter der besonders strengen denkungsart durchaus so viel politischen einfluß, daß teilweise mit verstehen und akzeptanz nichts mehr läuft (wenn etwa am sabbat autofahrende mit steinen beworfen werden)

(23-03-2009, 12:06)Flat schrieb: Noachiden haben ja auch diese Speiseregeln. Bei mir führt das dazu, dass ich mich mehr damit auseinandersetze, was für Fleisch ich esse,, woher es kommt, aus welcher Haltung, usw.. Letztlich sind wir dadurch zu Demeter gewechselt. Das ist mein Weg damit. Den Sinn zu hinterfragen und wenn ich mein Verständnis dazu gefunden habe, meinen persönlichen Weg damit zu gehen

so sollte es sein
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#44
(23-03-2009, 13:59)petronius schrieb: oder wenn ihre lächerlichkeit durch besonders trickreiche umgehungen offensichtlich werden (aufzüge, die am sabbat in jedem stockwerk stehen bleiben, damit man keine knöpfe drücken muß -

Moin,

genau diese Denkweise habe ich sehr schätzen gelernt. Dieses schelmische Umgehen mit Weisungen. Einerseits äußert man Respekt vor der Tradition, andererseits wird's dann aber so geregelt, dass es schon irgendwie passt.

Das Judentum ist eine sehr praktische Religion, eine sehr lebensnahe.

Tschüss

Jörg

PS: Solltest Du mal in den Genuß kommen, die 'jüdische Allgemeine' zu lesen: Alle 14 Tage gibt's dort eine Rubrik über Sextipps. Kann ich mir in einer katholischen Wochenzeitung eher nicht vorstellen. :dance:
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#45
Warum gibt es keine Speiseregeln, die mal sagen "Du sollst keine Tiere töten und essen"? Selbst der Buddhismus kennt sie nicht, jedenfalls nicht ausdrücklich und eindeutig.

Immer geht es nur um den Menschen und um sein Wohl. Die Tiere sind anscheinend nur dazu da, gemeuchelt und gefr**ssen zu werden.

Allein das lässt mich schon an der Existenz irgendeines Gottes und seiner "Güte" zweifeln.

DE
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