In diesem Zusammenhang ein Artikel der die Immigrationsprobleme in den Niederlanden und die Erfolge von Geert Wilders beleuchtet.
Aus der 
www.weltwoche.ch Nr. 24.09
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Leon de Winter: Der Kontext, in dem man den Erfolg von Wilders sehen muss
Bevor ich zu Geert Wilders komme, möchte ich 
Ihnen die Journalistin und Philosophin Fleur 
Jurgens (geb. 1972) vorstellen. Sie war Redaktorin 
beim Wochenblatt HP/De Tijd und hat sich 
auf die Problematik der marokkanischen Gemeinden 
in den Niederlanden spezialisiert. 
Fleur Jurgens ist eine bemerkenswert gute Beobachterin, 
die sich nicht scheut, klar und unumwunden 
aufzuzeigen, wie kritisch das Problem 
der marokkanischen Zuwanderer in den 
Niederlanden ist. 
Hier ein Zitat aus einem ihrer Artikel: «Sieben 
von zehn jungen Marokkanern verlassen die 
Schule ohne brauchbaren Abschluss; vierzig 
Prozent der jungen Marokkaner sind arbeitslos; 
jeder zehnte wird bei der Polizei als mindestens 
einer strafbaren Handlung verdächtig 
geführt. Fast jeder dritte Insasse einer Jugendstrafanstalt 
ist marokkanischer Abstammung. 
Der Prozentsatz Strafverdächtiger unter den 
marokkanischen Zuwanderern der zweiten 
Generation ist höher als bei allen anderen ethnischen 
Minderheiten in den Niederlanden und 
doppelt so hoch wie bei der ersten Generation 
zugewanderter Marokkaner. Überdurchschnittlich 
viele Marokkaner gehören zum harten 
Kern der jugendlichen Wiederholungstäter. 
Diese Jungen wachsen in bedenklichen Milieus 
auf, in denen die Inanspruchnahme von 
Sozialleistungen sehr gebräuchlich und ein 
Arbeitsplatz eine Ausnahmeerscheinung ist. 
Von den marokkanischen Männern in den 
Niederlanden beziehen sechzig Prozent Sozialhilfe, 
die Hälfte von ihnen wegen Erwerbsunfähigkeit. 
In Amsterdam lebt jede vierte 
marokkanische Familie von Sozialhilfe. Die 
Hälfte der marokkanischen Kinder in Amsterdam 
wächst in Armut auf.» 
Vielleicht beginnen Sie jetzt ein wenig zu 
verstehen, warum Geert Wilders in den Niederlanden 
so viele Anhänger gefunden hat. 
Zumal man davon ausgeht, dass der Anteil der 
Bürger marokkanischer Abstammung – mit 
derzeit rund 350 000 gegenüber einer Gesamtbevölkerung 
von 16 Millionen noch eine relativ 
begrenzte Gruppe – angesichts ihres weit 
unter dem Bevölkerungsmittel liegenden 
Durchschnittsalters rasch anwachsen wird. 
Die Einwanderung von Marokkanern in die 
Niederlande kann für alle Betroffenen eigentlich 
nur als Katastrophe bezeichnet werden. 
Die Marokkaner in den Niederlanden sind fast 
ausnahmslos Berber, die kaum Arabisch sprechen 
können. Sie stammen aus entlegenen Regionen 
des Rif-Gebirges, wo der Lebensunterhalt 
mit einfacher Feldarbeit bestritten wurde. 
Da gab es keine nennenswerte schulische Ausbildung, 
keine Lesetradition, kein vielgestaltiges 
öffentliches Leben, nicht die Spur einer 
westlichen kosmopolitischen Kultur. Die 
Übersiedlung in die offene niederländische 
Gesellschaft führte für diese Menschen zu 
grossen Anpassungsproblemen und – nach 
der Entdeckung, dass ihnen die Qualifikationen 
für eine erfolgreiche Integration fehlten 
– Desillusionierung und Frustration. Mit den 
einfachen Fertigkeiten, die schon in der traditionellen 
agrarischen Kultur im Rif zu kaum 
mehr als einem kargen Leben gereicht hatten, 
war unter niederländischen Gegebenheiten 
rein gar nichts mehr anzufangen. 
Dennoch zogen die Immigranten ein Leben mit Sozialhilfe 
in einem niederländischen Vorort dem Dasein 
in einem marokkanischen Bergdorf bei weitem 
vor – schliesslich bekam man die Sozialhilfe 
ohne nennenswerte Anstrengungen. 
Die stolzen Berber empfanden freilich keine 
Dankbarkeit gegenüber den Christen und Ungläubigen, 
die ihnen diese Sozialleistungen 
zur Verfügung stellten, sondern nahmen eine 
ablehnende Haltung ein. Statt einen Anpassungsprozess 
mitzumachen, der rasch zur Integration 
geführt hätte, wandten sich viele 
Marokkaner von der toleranten Gesellschaft 
ab, die sie so grosszügig und gastfreundlich 
empfangen hatte. Ihre Aufnahme in die niederländische 
Gesellschaft hat viele Milliarden 
Euro mehr gekostet, als sie an Produktivität 
und Steuern eingebracht haben. 
Das ist der Kontext, in dem man den Erfolg 
von Geert Wilders sehen muss. Wilders hat 
sich die Themen zu eigen gemacht, die die arrivierten 
politischen Parteien vernachlässigt 
haben. In einer Zeit, da Political Correctness 
und Kulturrelativismus die öffentliche Diskussion 
beherrschten, war es so gut wie unmöglich, 
ein Sozialverhalten zu kritisieren, 
das sich nicht mit sozioökonomischen Faktoren 
entschuldigen liess. Marokkanische oder 
islamische Immigranten werden in den Niederlanden 
ganz selbstverständlich von nichts ausgeschlossen. 
Im Gegenteil, Schulen mit einem 
hohen Anteil an ausländischen Kindern, sogenannte 
«schwarze Schulen», erhalten mehr 
öffentliche Gelder als «weisse Schulen». Die 
Möglichkeiten, die die wohlhabende und 
gut organisierte niederländische Gesellschaft 
ihnen bietet, sind in Umfang und Qualität 
himmelweit von dem entfernt, was ihnen im 
Rif geboten werden könnte. Trotzdem nutzen 
viele Kinder marokkanischer Abstammung 
diese Chancen nicht. Es fehlt an Einsatz, an 
Identifikation mit der niederländischen Umwelt, 
die Eltern motivieren sie nicht und erziehen 
sie nicht zu Mitgliedern der Gesellschaft. 
Die Probleme marokkanischer Immigranten 
sind also nicht durch sozioökonomische, sondern 
durch andere Faktoren bedingt, die wir, 
politisch korrekt, wie wir sind, nur hinter vorgehaltener 
Hand auszusprechen wagen. Es geht 
um ethnische Kultur, um die doppelten und 
dreifachen Identitätsprobleme von Berbern, die 
aus Marokko in die Niederlande gekommen 
sind, um die Identifikation von Jugendlichen 
mit dem Rock-and-Roll-Islam von al-Qaida 
und palästinensischen «Freiheitskämpfern». 
Pim Fortuyn war der erste Instant-Politiker, 
der diese Themen aufgriff, er wurde dafür von 
einem linksradikalen Tierschutzaktivisten ermordet. 
Wilders hält Fortuyns Fahne hoch und 
punktet damit. Er hat erkannt, dass der Wohlfahrtsstaat 
nur überleben kann, wenn er ausschliesslich 
gutausgebildete und hochdisziplinierte 
Immigranten zulässt und den Zustrom 
frustrierter und vor allem schlechtausgebildeter 
Muslime aus Marokko und der Türkei 
unterbindet. Ist so etwas rechtsradikal? Oder 
ist es gesunder Menschenverstand? 
In den internationalen Medien wird Wilders 
als extremer Rechtsaussen dargestellt. Das ist 
er nicht. Seine Gegner und ungenügend informierte 
ausländische Berichterstatter übernehmen 
gern die Kritik politisch korrekter niederländischer 
Politiker und Journalisten. Wilders 
ist hochgewachsen, er hat eine auffällige Haartracht, 
und wenn man ihm persönlich begegnet, 
frappiert der grosse Kontrast zwischen seinem 
Image in den ausländischen Medien – der 
Kryptofaschist – und dem sanftmütigen, fröhlichen 
Menschen, der er in Wirklichkeit ist. 
Wilders ist ein leidenschaftlicher Populist, der 
ganz genau weiss, wann er die Medien mit 
extremen Äusserungen provozieren kann. Er 
hat eine breitgefächerte Anhängerschaft von 
Sozialisten bis hin zu Konservativen, die sich 
allesamt Sorgen um die Zukunft des Wohlfahrtsstaats 
machen – der per definitionem 
nur Bestand hat, wenn die Solidargemeinschaft 
zu den Werten des Nationalstaats steht. 
Wilders wahrt achtsam Distanz zu Parteien 
und Gruppierungen, die als rechtsradikal eingestuft 
werden. Täte er das nicht, würde er seine 
Anhänger in den Niederlanden sofort verlieren. 
Setzt er seinen Vormarsch fort und 
verdrängt die arrivierten Parteien, dann kann 
er, falls er nicht ermordet wird, die Fahne Fortuyns 
nach den nächsten Wahlen in die Räume 
des Ministerpräsidenten tragen. 
Die niederländische Politik, die lange Zeit 
eine ziemlich fade Angelegenheit war, hat sich 
zu einer faszinierenden Szenerie entwickelt. 
Als Fortuyn noch lebte, habe ich ihm zu verstehen 
gegeben, dass ich ihn zwar nicht wählen 
würde, aber froh darüber sei, dass es ihn gebe. 
So geht es mir auch mit Wilders. Ob ich ihn je 
wählen werde, hängt von ihm selbst ab: Kann 
er sich auch zu einem vernünftigen Politiker mit 
Weitblick und gutdurchdachten Konzepten für 
die Zukunft der Niederlande und Europas entwickeln? 
Wir wissen, wozu er nein sagt – jetzt 
wird es Zeit, dass wir erfahren, was er bejaht. 
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
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Calling Atheism a religion is like calling bald a hair color.
Atheismus eine Religion zu nennen ist wie glatzkoepfig als Haarfarbe zu bezeichnen.