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Was ist Würde?
#61
(01-03-2010, 23:34)Volere schrieb: Findest du das sich die Menschen heute "würdiger" als früher verhalten?
Gab es "würde" nicht auch schon vor 2000 Jahren?

Ich denke der Würdebegriff war vor 2000 Jahren eher noch ein anderer. Nach heutigen Wissen würden wir wahrscheinlich auch den Sklaven im alten Rom Würde zugestehen (egal nach welcher Definition). Nach dem damaligen Stand wahrscheinlich eher nicht, obwohl ja auch schon gesagt wurde dass Ciceros Vostellung von Würde eiegntlich auch auf jeden Menschen zutrifft. Nach Kants Definition hätte auch der Sklave Würde. Kommt halt immer darauf an...
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#62
(01-03-2010, 23:37)Volere schrieb:
(01-03-2010, 23:32)nidschki schrieb: Sehr interessanter Gedanke. Wenn man sich ansieht, wie viel ein Menschenleben in früheren Zeiten wert war, und wie sehr wir uns heute (schon fast zwangs-)emanzipieren, scheint da was dran zu sein. Über den Terminus Würde wird schon seit langem gepredigt, aber die Achtung des Individuums kommt erst seit kurzem wirklich zum Tragen.

Ich habe momentan eher das Gefühl, das es da eine Rückwertsbewegung gibt...

Woran erkennst du das? Sicher, nicht dass ich behaupten würde die Menschen wären am Gipfel des gegenseitigen Respekts angekommen, aber zumindest der überwiegende Teil der modernen Welt öffnet sich immer mehr für Gleichstellung.

Schwarze, vor gerade mal ~30, 40 Jahren in Amerika... Und wer ist heute Präsident?
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#63
Das kann sich schnell umkehren, betrachtet man die zukünftigen globalen Probleme.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#64
(01-03-2010, 23:47)humanist schrieb: Das kann sich schnell umkehren, betrachtet man die zukünftigen globalen Probleme.

Auf welche genau beziehst du dich?
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#65
(01-03-2010, 22:53)Gundi schrieb:
(01-03-2010, 22:43)nidschki schrieb: Ich muss dir Recht geben. Ich bin von Würde (nach Kant) als konnotierten Begriff ausgegangen, ohne wirklich zu wissen, dass er es auch so gemeint hat. Das war wohl ein Fehler. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob laut Kant wirklich gar keine Wertung des Begriffs Würde vorliegt, aber dass es so ist kann ich jetzt auch nicht bestätigen. Da weiß ich leider zu wenig über Kant.

Ob Kant gar keine Wertung durch den Begriff vornimmt weiß ich leider auch nicht. Kann schon sein dass er den Menschen aufgrund seines Bewusstsins für Gut und Böse durchaus über die Tiere stellt. Wenn das so wäre, würde natürlich auch wieder eine Wertung vorliegen.

Für Th. Hobbes ist Würde eines Menschen jene Wertschätzung, die ihm durch die Mitglieder der Gesellschaft entgegengebracht wird. Diese Gebrauchsweise, die sich mit der antik-historischen deckt, impliziert Ungleichheit.

Die in der Hochscholastik mit der oft zitierten "Gottesebenbildlichkeit" (Gen 1,26ff.) religiös begründete Menschenwürde findet bei Kant in der Lehre von der Person als "Zweck an sich selbst", die einen absoluten, unvergleichlichen Wert und nicht nur einen "Marktpreis" hat (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Riga 1785), eine bis heute gültige Neuinterpretation.

Die als Teil der Menschenrechte in Deklarationen und Verfassungen des 20. Jh festgeschriebene Würde kommt ausnahmslos jedem Mitglied der menschlichen Gattung zu. Sie ist gleichheits- und rechtsbegründend. Zuschreibungskriterium ist allein das Menschsein.

MfG B.
MfG B.
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#66
(01-03-2010, 23:45)nidschki schrieb: Woran erkennst du das? Sicher, nicht dass ich behaupten würde die Menschen wären am Gipfel des gegenseitigen Respekts angekommen, aber zumindest der überwiegende Teil der modernen Welt öffnet sich immer mehr für Gleichstellung.

Schwarze, vor gerade mal ~30, 40 Jahren in Amerika... Und wer ist heute Präsident?

Ja, oberflächlich sieht das so aus. Aber wenn man sagt das man früher stärkere Unterschiede zwischen bestimmten Gruppen hatte. So gab es eine würdigere behandlung der "oberen" Schicht
Sklaven wurden früher ja nicht als Menschen angesehen, sondern als Tiere, insoweit greift da auch nicht die Menschliche würde.
Heutzutage werden wir alle immer gleicher, aber Ich habe das gefühl, das wir uns gegenseitig eher ALLE als Sklaven sehen denn als Menschen.
"Die meisten Götter würfeln, aber das Schicksal spielt Schach, und zwar mit zwei Damen."

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#67
(01-03-2010, 23:49)Bion schrieb:
(01-03-2010, 22:53)Gundi schrieb:
(01-03-2010, 22:43)nidschki schrieb: Ich muss dir Recht geben. Ich bin von Würde (nach Kant) als konnotierten Begriff ausgegangen, ohne wirklich zu wissen, dass er es auch so gemeint hat. Das war wohl ein Fehler. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob laut Kant wirklich gar keine Wertung des Begriffs Würde vorliegt, aber dass es so ist kann ich jetzt auch nicht bestätigen. Da weiß ich leider zu wenig über Kant.

Ob Kant gar keine Wertung durch den Begriff vornimmt weiß ich leider auch nicht. Kann schon sein dass er den Menschen aufgrund seines Bewusstsins für Gut und Böse durchaus über die Tiere stellt. Wenn das so wäre, würde natürlich auch wieder eine Wertung vorliegen.

Für Th. Hobbes ist Würde eines Menschen jene Wertschätzung, die ihm durch die Mitglieder der Gesellschaft entgegengebracht wird. Diese Gebrauchsweise, die sich mit der antik-historischen deckt, impliziert Ungleichheit.

Die in der Hochscholastik mit der oft zitierten "Gottesebenbildlichkeit" (Gen 1,26ff.) religiös begründete Menschenwürde findet bei Kant in der Lehre von der Person als "Zweck an sich selbst", die einen absoluten, unvergleichlichen Wert und nicht nur einen "Marktpreis" hat (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Riga 1785), eine bis heute gültige Neuinterpretation.

Die als Teil der Menschenrechte in Deklarationen und Verfassungen des 20. Jh festgeschriebene Würde kommt ausnahmslos jedem Mitglied der menschlichen Gattung zu. Sie ist gleichheits- und rechtsbegründend. Zuschreibungskriterium ist allein das Menschsein.

MfG B.

Vielen Dank, dass sind ja auch wieder drei verschiedene Begriffsdeutungen.

Weist du näheres zu Kants "Zweck an sich selbst"? Begründet er diesen Zweck? Also wie er diesen absoluten, unvergleichlichen Wert festmacht? Wahrscheinlich nicht mit Gott, da er soweit ich weiß sehr kritisch gegenüber Religion war.
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#68
(01-03-2010, 23:48)Romero schrieb:
(01-03-2010, 23:47)humanist schrieb: Das kann sich schnell umkehren, betrachtet man die zukünftigen globalen Probleme.

Auf welche genau beziehst du dich?

Kriege um Wasser- und Ölreserven, Völkerwanderung usw.
Mit zunehmender sozialer Ungerechtigkeit, verliert auch die soziokulturelle Evolution an Fahrt.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#69
(02-03-2010, 00:01)humanist schrieb:
(01-03-2010, 23:48)Romero schrieb:
(01-03-2010, 23:47)humanist schrieb: Das kann sich schnell umkehren, betrachtet man die zukünftigen globalen Probleme.

Auf welche genau beziehst du dich?

Kriege um Wasser- und Ölreserven, Völkerwanderung usw.
Mit zunehmender sozialer Ungerechtigkeit, verliert auch die soziokulturelle Evolution an Fahrt.

Wie wahr
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#70
humanist schrieb:Das kann sich schnell umkehren, betrachtet man die zukünftigen globalen Probleme.

Auch wieder wahr. Vielleicht erlebt die Menschheit ja nach tausenden Jahren "ein Jahrzent der sozialen Gleichheit", um danach gleich wieder abzustürzen, wenn um die letzten Wasserreservoire der Erde gekämpft wird.

Man kann natürlich hoffen, dass die Menschheit den Absprung vom Brett der Vernichtung schafft und die Erde und damit sich selbst ja doch noch in letzter Minute rettet. Auch wenn im Moment nicht viel auf so ein Wunder hindeutet.
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#71
(02-03-2010, 00:04)nidschki schrieb: Auch wieder wahr. Vielleicht erlebt die Menschheit ja nach tausenden Jahren "ein Jahrzent der sozialen Gleichheit", um danach gleich wieder abzustürzen, wenn um die letzten Wasserreservoire der Erde gekämpft wird.

Man kann natürlich hoffen, dass die Menschheit den Absprung vom Brett der Vernichtung schafft und die Erde und damit sich selbst ja doch noch in letzter Minute rettet. Auch wenn im Moment nicht viel auf so ein Wunder hindeutet.

Stellt sich nur die Frage ob er dafür mehr Würde braucht, oder sie ganz aussen vor lassen sollte. :icon_cheesygrin:

[OT] Vor Kant kommt aber noch Meister Eckhart, Dante Alighieri, Sokrates... [/OT]
"Die meisten Götter würfeln, aber das Schicksal spielt Schach, und zwar mit zwei Damen."

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#72
(02-03-2010, 00:12)Volere schrieb:
(02-03-2010, 00:04)nidschki schrieb: Auch wieder wahr. Vielleicht erlebt die Menschheit ja nach tausenden Jahren "ein Jahrzent der sozialen Gleichheit", um danach gleich wieder abzustürzen, wenn um die letzten Wasserreservoire der Erde gekämpft wird.

Man kann natürlich hoffen, dass die Menschheit den Absprung vom Brett der Vernichtung schafft und die Erde und damit sich selbst ja doch noch in letzter Minute rettet. Auch wenn im Moment nicht viel auf so ein Wunder hindeutet.

Stellt sich nur die Frage ob er dafür mehr Würde braucht, oder sie ganz aussen vor lassen sollte.

Meinst du damit, um Abgase zu reduzieren sollte man vielleicht das GM-Headquarters samt Mitarbeitern in die Luft jagen? :icon_mrgreen::icon_mrgreen::icon_mrgreen:
Und Privatjets mit Lenkraketen begrüßen? :icon_cheesygrin:
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#73
(02-03-2010, 00:21)nidschki schrieb: Meinst du damit, um Abgase zu reduzieren sollte man vielleicht das GM-Headquarters samt Mitarbeitern in die Luft jagen? :icon_mrgreen::icon_mrgreen::icon_mrgreen:

Für den Anfang währe das doch schon mal was... :icon_twisted:

Ernsthaft gesagt, können wir die ganze Welt nicht unserem Standart anpassen. Also müssen wir entweder unseren Standart herunterfahren, oder eben wieder zum System von Herschern (erste Welt) und Sklaven (dritte Welt) zurückgehen. Wobei zurückgehen hier wohl falsch ausgedrückt ist, eher dabei bleiben:icon_rolleyes:.
"Die meisten Götter würfeln, aber das Schicksal spielt Schach, und zwar mit zwei Damen."

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#74
(01-03-2010, 23:54)Gundi schrieb: Weist du näheres zu Kants "Zweck an sich selbst"? Begründet er diesen Zweck? Also wie er diesen absoluten, unvergleichlichen Wert festmacht? Wahrscheinlich nicht mit Gott, da er soweit ich weiß sehr kritisch gegenüber Religion war.

Kants Ethik ist Pflichtethik.

Kant meint, dass das menschliche Dasein an sich Zweck ist, an dessen Stelle kein anderer Zweck gesetzt werden kann. Da der Wert der Person somit ein absoluter ist, können Ungleichheiten nicht vernünftig begründet werden. Die Gleichheit aller Personen anzunehmen, ist für Kant sittliche Pflicht.

MfG B.
MfG B.
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#75
(02-03-2010, 00:41)Bion schrieb: Kants Ethik ist Pflichtethik.

Vermutlich hast du recht. Nur gibt es noch so viele andere Philosophen die es verdienen dass man sich mit ihnen beschäftigt, dass ich dazu leider noch nicht in größerem Maße gekommen bin. Hoffe das aber demnächst nachholen zu können:icon_cheesygrin:

(02-03-2010, 00:41)Bion schrieb: Kant meint, dass das menschliche Dasein an sich Zweck ist, an dessen Stelle kein anderer Zweck gesetzt werden kann. Da der Wert der Person somit ein absoluter ist, können Ungleichheiten nicht vernünftig begründet werden. Die Gleichheit aller Personen anzunehmen, ist für Kant sittliche Pflicht.

Ich verstehe noch nicht ganz wie das mit dem Zweck gemeint ist. Bedeutet das, dass der Zweck des Menschen einfach darin liegt das er ist? Und da dieser Zweck immer derselbe ist, ist auch der Wert jeder Person derselbe?
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