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Islamisches Recht?
#1
Heute im ORF!

Einem türkischen Barbier droht in Saudi-Arabien die Todesstrafe, weil er einen Fluch gegen Gott ausgestoßen haben soll. Seine in der Türkei lebende Familie hat die Regierung in Ankara aufgerufen, sich für den Mann einzusetzen, berichtet "Turkish Daily News" gestern in ihrer Internetausgabe.

Sabri Bogday war vor elf Jahren in die saudi-arabische Stadt Jeddah ausgewandert und hatte dort ein Barbiergeschäft eröffnet. Während eines Streits mit einem Nachbarn, einem ägyptischen Schneider, soll er Gott verflucht haben. Bogday wurde von der Polizei aufgrund einer Anzeige des Schneiders festgenommen.

Während der Türke seit 13 Monaten im Gefängnis sitzt, ist der Ägypter verschwunden. Bogday wurde inzwischen von einem Gericht in erster Instanz zum Tode verurteilt, obwohl der ägyptische Zeuge wegen dessen Verschwinden nicht mehr einvernommen werden konnte.

Die Familie des Türken fürchtet, dass dieser noch vor einer Berufungsverhandlung hingerichtet werden könnte.

MfG E.
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#2
Turkish Daily News - sind die evtl. nationalistisch und wollen mit diesem Bericht den Fundi-Muslims eins auswischen?

Ich bezweifele die Quelle. Schon deshalb, weil ohne Zeuge oder Geständnis niemand wegen Apostasie, und darum handelt es sich hier, verurteilt werden darf. Nicht mal nach der schärfsten Scharia-Auslegung.

Wäre was dran an der Sache, dann hätten Menschenrechtsorganisationen längst Alarm geschlagen.

Ich kann jedenfalls nur zwei Nachrichtenseiten ergoogeln, die diese Geschichte transportieren.

Lhiannon
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#3
Lhiannon schrieb:Turkish Daily News - sind die evtl. nationalistisch und wollen mit diesem Bericht den Fundi-Muslims eins auswischen?

Na ja, mir ist auch nicht klar, warum diese Meldung gerade vom ORF kolportiert wurde und andere Medien davon offenbar nichts wissen.

Vielleicht ist es eine "Ente".

Zur Position der "Turkish Daily News" konnte ich außer das, was sie von sich selbst zu berichten weiß, nichts erfahren. Sie gehört zur "Dogan Yayin Holding", an der Springer mit 25% beteiligt sein soll.

MfG E.
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#4
Zitat:Die Familie des Türken fürchtet, dass dieser noch vor einer Berufungsverhandlung hingerichtet werden könnte.
Das Risiko ist nicht gering. Es ist kein Geheimnis, dass Saudi Arabien eine harsche Rechtsprechung pflegt.
Ob der primaere Zeuge gefunden werden "muss", ist eventuell eine Frage des Verfahrens-Rechts in Saudi Arabia, denn es ist zweierlei auch bei uns, das StGB (Strafgesetzbuch) - BGB (Buergerliches Gesetzbuch) etc - und die StPO (Straf-Prozess-Ordnung)
Vor kaum 200 Jahren galt noch in Europa eine STPO, nach der nichtmal noetig war, dass ein Mensch selbst an dem Ort zu der Zeit war, wo er etwas verbrochen haben sollte, also ein Alibi zu haben half einigen Leuten gar nichts.
Das unterscheidet sich von Staat zu Staat - man ist am Werk, sich international auf ein gemeinsames Niveau der Rechtsprechung hinzubewegen, auch verfahrens-technisch - aber das ist noch ein langer Weg.
Meine Mutter kannte mal eine Englaenderin, die in Saudi Arabien einem Prinzen als Lehrerin zugeteilt war. Diese erzaehlte, dass sie anfangs ganz angetan davon war, einen so aufregenden "Job" bekommen zu haben - der Junge war etwa 6-jaehrig - bis sie miterlebte, dass ihm irgendeiner der Diener einen Gefallen nicht tat und das Kind zuernte und diesen zum Tode verdammte - und flugs war von seinem Fenster aus zuzusehen, wie das vollstreckt wurde ... das Kind vergewisserte sich relativ ungeruehrt, dass sein Wille erfuellt wurde
- seitdem hatte sie Bedenken um ihren eigenen Kopf.
Das Koenigreich ist ja noch jung und entstand unter sehr herben Bedingungen durch an sehr herbe Bedingungen gewöhnte Menschen - erst 1930 waren die Grenzen gezogen.
Falls es glaubhaft schwerwiegend war, was der tuerkische Mann da unbedachterweise von sich gab, und das Faktum als solches feststeht, dass sie sich stritten, hatte vielleicht davon eine Bezeugung schon stattgefunden.
Vergleichen wir es mit dem Fall des jungen Marco, mit der jungen Englaenderin, dass sie sich selbst gar nicht geaeussert hat, was genau nicht-passiert oder ja-passiert war - es ist schon merkwuerdig, falls es passiert sein soll, waehrend im selben Doppelbett eine Freundin war und auf dem Balkon die grosse Schwester sass - mit einem jungen Mann
- aber der Punkt: auch in der Tuerkei ist es wohl verfahrensrechtlich nicht so, dass der Geschaedigte der klagenden Partei nochmal selber etwas dazu aussagt. Es scheint zu genuegen, wenn der Anwalt der geschaedigten bzw.Anklage veranlassenden Partei vor Gericht erscheint und aussagt. Auch merkwuerdig, wieso die Verteidiger-Partei des Angeklagten die Aussage der angeblich Beschaedigten selber beschaffen muss. Sowas muss bei uns der Anklaeger vorlegen und wuerde sich wohl hueten, den Verteidiger da hinzuzuziehn.
Historisch, in unserm Sachsenspiegel-Gesetz, da hatten weder Angeklagter noch fraglich Geschaedigter selber das Recht, überhaupt was zu sagen in ihrer Sache, sondern jede Pertei hatte einen Fuersprech und musste halt zusehn, was der schafft. Daher konnte man sogar Tire vor die Schranken zitieren, da sprach ja auch ein Fuersprech an ihrer Stelle.

Wenn mal unsere Hunderttausende mundloser Werde-Kinder auch ein Recht auf anwaltliche Vertretung haetten ... *gruebel* - dann saessen wir in Sachen zu flink vollstreckter Todesurteile nicht so im Glashaus. Nebenbei erwaehnt.

Einst gab es ein "Faustrecht", da killte jeder das an Leuten weg, was ihm entbehrlich oder schaedlich schien, in Rambo-Manier. Dann schafften wir uns eine sozial orientierte Kultur-Nation an, die sich hinter jedermanns Recht auf Leben und gerechte Nachpruefung von Beschuldigungen stellte - "die Hoheit ueber Tod und Leben" sollte in Haenden von nur nicht selbst Betroffenen liegen, mit einer Ausbildung eigens dafuer. Und nun sind wir dabei, im Namen unserer Muendigkeit, die Gemeinschaft im Blick zu behalten, waehrend wir unsere Leben einrichten, Tod und Leben kleinen Komitees zu überweisen, woraufhin diese die Leben anderer im selben Land sowohl einerseits wie andererseits eifrig "kappen" (a) kaum gezeugt b) nicht mehr jung und nuetzlich c) nicht imstande, fuer ihr eigenes Leben zu plaedieren.
Na, und gerade dann braeuchte einer keinen Anwalt, nichtmal im Namen eines Staates, der eben schrumpft an Buergern, der also jeden Buerger braeuchte?

Es tut mir ja auch leid fuer diesen tuerkischen Mann, dem das so passierte, falls es so passierte. Aber unser Verhaeltnis zum Leben anderer ist auch nicht optimal. Und das tut mir auch leid.
mfG WiT
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#5
In SA machen sie eh was sie wollen. Halte die Story zwar für ne Ente, aber die Saudi schauen auch, daß sie dem Volk islamisch genug erscheinen und da kommtdann auch mal Stuß bei raus - und zwra oft.
Sure 2 Vers 190:
"Und führt den bewaffneten Kampf fi-sabilillah gegen diejenigen, die gegen euch den bewaffneten Kampf führen; doch begeht keine Aggression! Denn gewiß, ALLAH liebt nicht die Aggressoren."
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#6
Die Wahabiten haben schlicht und ergreifend Angst davor, dass Ihnen der eigene Glaubensbruder Osama-bin-Laden den Krieg erklärt.... zumal die Familie bin-Laden zu den finanziell mächtigen potentiellen Gegnern gehören kann... Da geht`s nicht um den Islam - da geht`s um Machterhalt - und wie immer, wenn Politiker um Macht kämpfen, springen ettliche Mitmenschen dabei "über die Klinge"....
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