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Wer hat Gott erschaffen?
#31
Zitat:wojciech schrieb:

Dass dieses Universum nicht gleichzeitig Gott sein kann sollte einem klar sein wenn man Gott als ewig ansieht, als den Schöpfer der Naturgesetze ...

Guten Morgen, wojciech,

wenn man Gott aber als nicht-ewig denkt, so kann das Universum durchaus "Gott" sein. Gewisse pantheistische Richtungen vertreten z.B. diese These. Das heisst auch: Vergeht das Universum, vergeht auch "Gott"

Lieben Gruss

Petrus
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#32
(28-10-2008, 14:49)Ekkard schrieb:
(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: ...gestehst Du Steinen und Sand Leben zu ...Gase eine Persönlichkeit besitzen ...
Der Beitrag der anorganischen Materie zur Katalyse von Lebensmolekülen ist erheblich, ohne dass der Katalysator "belebt" sein muss.
Mit dem Unterschied, dass ohne Wille zum Leben auch keines aus "Zufall" entstehen kann, was eigentlich durch die Mathematik zu beweisen ist.

(28-10-2008, 14:49)Ekkard schrieb:
wojciech schrieb:Das Weltall gehorcht den Naturgesetzen, der Physik und der Mathematik...
Physik und Mathematik sind nur Methoden zur Gewinnung von Kenntnis und Deutung. Das Weltall denkt nicht daran, diesen Methoden in irgend einer Weise zu folgen.
Damit hast Du ganz recht, das Weltall "denkt" nicht.Eusa_angel
Aber es "fügt sich" eben doch den Naturgesetzen, richtig ist auch dass sich die Physik daraus erklärt, doch diese Gesetze gelten im all uns bekannten Raum.
-----------

Petrus schrieb:wenn man Gott aber als nicht-ewig denkt, so kann das Universum durchaus "Gott" sein.
Lieber Petrus,
ich glaube an einen Ewigen Gott der nicht mit seiner Schöpfung vergeht.
So sehe ich die Schöpfung auch nicht als Teil Gottes sondern eher wie ein Kunstwerk das nur durch Seinen Willen erschaffen ist.
In einem etwas hinkenden Vergleich dazu sehe ich ein Musikstück, die Komposition und die Töne werden vom Künstler
nach mathematischen Regeln zusammengestellt, das Werk ist also berechenbar und diese Klänge waren vorher nicht da.
Im Unterschied zu der göttlichen Schöpfung benötigen wir dazu aber die vorhandene Materie um die Luft zum Schwingen zu bringen,
aber dennoch ist dieses Werk kein Teil des Künstlers sondern von ihm unabhängig.
Der Künstler lebt auch ohne dieses Stück aber ohne Künstler keine Musik.
Und wenn alle CDs und Noten vernichtet wären gäbe es immer noch diesen Mensch, falls er das noch erleben würde, wie gesagt, der Vergleich hinkt wegen unserer Vergänglichkeit.

Wenn man an einen vergänglichen Gott glaubt hat man doch einen recht hoffnungslosen Glauben,
jedenfalls nach meiner Meinung. Mein Gott vergeht nicht, Er ist ewig, auch wenn wir davon kaum etwas begreifen,
von der Ewigkeit meine ich.
Davon abgesehen kann man doch mit ziemlicher Sicherheit behaupten dass das Universum keinen eigenen Willen hat,
jedenfalls ist dahingehend noch nichts festgestellt worden und das ist nur Spekulation von Menschen
die (noch) nicht an Gott glauben oder den Glaube ablehnen.


Gruß,
Wojciech
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#33
Hallo Wojciech,
ich habe kein Problem mit Deinem Glauben an einen ewigen Gott. Können wir uns vielleicht darauf einigen, dass dies aber ein Glaubensgrundsatz ist, der von anderen anders geglaubt wird, ohne dass deren Welt "untergeht".

Wojciech schrieb:Mit dem Unterschied, dass ohne Wille zum Leben auch keines aus "Zufall" entstehen kann, was eigentlich durch die Mathematik zu beweisen ist.
Solche Sprüche über die (Fähigkeit der) Mathematik oder über den Beweis des 'Willens zum Leben' mag ich gar nicht, weil sie weltanschauliche Wertung und eine besondere Art wissenschaftlicher Beschreibung (hier: Mathematik) in einer unheiligen Allianz zusammen bringen: Was ist denn Leben im mathematischen Sinn? Welches ist der 'Wille zum Leben'? (Alles eine Frage der Bewertung!)

Die (natur-)wissenschaftliche Methode hat sich, so eine ihrer Grundforderungen, jeglicher (weltanschaulicher) Wertung zu enthalten. Wie gewertet wird, entscheidet die (menschliche) Gesellschaft aufgrund ihrer Wertvorstellungen - das aber liegt jenseits der Wissenschaft.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#34
(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: Hallo Zusammen,
zuerst möchte ich auf Meleks Frage eingehen.

Danke für die Antwort .

(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: In dem Moment in dem Du meinst dass sich die unbelebte Welt selbst erschaffen hat gestehst Du
Steinen und Sand Leben zu,
und mehr noch, damit sagst Du auch, dass Gase eine Persönlichkeit besitzen mit einem eigenen Willen.

Das ist keineswegs der Fall .
Du gehst davon aus , daß Leben nicht aus unbelebtem Material entstehen kann . Weiterhin setzt du bereits voraus , daß das Leben bewusst von einer Persönlichkeit mit eigenem Willen erschaffen wurde .

Beide Annahmen kann man aber nicht einfach so voraussetzen . Sie müssten erst belegt werden .

"Leben" ist doch eigentlich nur ein Zustand , den wir als solchen definiert haben , wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind .Wenn also ansonsten unbelebtes Material sich so verhält , daß wir von "Leben" sprechen .
Von Leben spricht man dann , wenn so Dinge wie Stoffwechsel , Wachstum und Fortpflanzung gegeben sind .

Ich sehe also keinen Grund , wieso für "Leben" eine Kraft außerhalb der Welt nötig sein sollte .

Mehr noch : Da Leben etwas ist , was in unserer Natur stattfindet , müsste man sich doch fragen , ob ein solcher Gott , wie du ihn annimmst ,überhaupt "lebt" . Erfüllt er denn diese Kriterien ? Betreibt er Stoffwechsel und Fortpflanzung ?

Ich schlußfolgere : Um zu "leben" , muss sich Gott innerhalb der Natur befinden !

Ansonsten wäre er nicht lebend in unserem Sinne , sondern hätte eine andere Existenzform .
Welche sollte das sein ?

(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: Nach unseren Erkenntnissen hat der Urknall stattgefunden und wir wissen nicht was vorher war.

Richtig . Wir wissen nicht , was vorher war . Wir wissen auch nichts von einem Gott , der da ursächlich gewesen sein soll .
So ein Gott kann also nur Spekulation bleiben .

Ist es nicht ehrlicher , auf Spekulationen zu verzichten , und das zu sehen , was wirklich greifbar ist ?
Und wirklich greifbar ist nunmal nur diese Welt . Wir können erkennen , daß sie Leben hervorbringt . Wozu eine "höhere" Macht annehmen ?

Kann denn die Welt selbst nicht diese Macht darstellen , weil sie sich selbst aus sich selbst hervorbringt ?
Auch wenn sich viele Fragen auftun , die wir schwer lösen können , und auch wenn manche Dinge unser Vorstellungsvermögen übersteigen , sehe ich keinen Grund , von irgendeiner höheren Macht auszugehen .


(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: Das Universum hatte einen Anfang und es wird auch ein Ende haben, mit allem darin was lebt.

Hältst du Gott für fähig , sich selbst aus dem Nichts zu erschaffen ?

Nun , die Annahme , daß die Welt selbst diese göttliche Eigenschaft in sich trägt , ist aus meiner Sicht die naheliegendste .

Einfach deshalb ,weil wir über das "vorher" nicht bescheid wissen .
Klar ist es möglich , daß da ein Gott war , der dies gemacht hat .
Genausogut aber möglich , daß die Welt selbst in irgendeiner Form schon ewig vorhanden war , und sich mit dem Urknall erst in diese Form verwandelt hat .



(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: Aber das ist reine Theorie oder sogar Wunschdenken, es gibt jedenfalls keinen einzigen Beweis dafür.

Der Gott , von dem du sprichst , ist so gesehen auch nur Theorie und Wunschdenken , ohne einen einzigen Beweis dafür .

(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: Das Weltall gehorcht den Naturgesetzen, der Physik und der Mathematik, und diese Gesetze waren schon da bevor es damit angefangen hat.

Soweit ich weiß , galten die Naturgesetze im Umfeld des Urknalls eben nicht .
Außerdem ist es auch nicht so , daß das Weltall den Naturgesetzen gehorcht , sondern daß das Weltall einfach so ist , und wir es mittels der Naturgesetze nur beschreiben .

Da ist kein Gott , dem die Welt gehorcht .
Die Welt ist einfach nur da , und wir Menschen versuchen , sie mittels von uns definierten Begriffen zu verstehen .

(28-10-2008, 12:24)wojciech schrieb: Kannst Du Dir vielleicht vorstellen dass während und kurz nach dem Urknall Leben möglich gewesen wäre, in Millionen Grad heißer und explodierender Materie mit einer unvorstellbaren Dichte?
Ich kann das auch beim besten Willen nicht.

Nein , kann ich nicht . Muss ja auch nicht . Wie oben geschrieben , muss Leben nicht aus Leben entstehen . Und es muss dafür auch kein Bewusstsein vorhanden sein .
Das menschliche Bewusstsein ist etwas , was sich entwickelt hat .
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#35
@Melek
Ist es nicht eher so, dass unsere stillschweigenden Denkmuster unsere Wirklichkeit erschaffen?
Woher nehmen wir denn einen humanen Verhaltenskodex? Woher wissen wir, was "man tut" und was nicht?
Meines Erachtens würden wir uns ganz bald auf gefährliches Eis begeben, wenn wir unsere Vorstellungen an allzu junge Gruppenerfahrungen (Trends, Zeitgeist) binden. Für viele Menschen bedeutet die Vorstellung, Gott verantwortlich zu sein, Halt und Heimat in der Welt.
Es ist also keine Frage nach Gott, sondern nach den Menschen und ihren Bedürfnissen.

Ich gebe zu, dass ich mit allzu konkreten Gottesvorstellungen erhebliche Probleme habe, nicht aber mit dem Glauben an das 'große Ganze', der physischen Welt mit all ihren geistigen Implikationen, das uns durch die Zeit trägt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#36
(10-12-2008, 05:13)crunchyrocks schrieb: Aber den Glauben der Ungläubigen ist nicht ein Objekt der Achtung.
Und was bedeutet das jetzt? Wie stehts mit dem Menschenrecht auf Gleichheit, bzw. Gleichbehandlung durch andere, insbesondere Institutionen?
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#37
(10-12-2008, 05:13)crunchyrocks schrieb: Aber den Glauben der Ungläubigen ist nicht ein Objekt der Achtung.

Hier in diesem Forum wird auch der "Glaube des Ungläubigen" respektiert, d.h. auch er ist ein "Objekt der Achtung".

Schönen Gruss

Petrus
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#38
(06-12-2008, 01:39)Ekkard schrieb: @Melek
Ist es nicht eher so, dass unsere stillschweigenden Denkmuster unsere Wirklichkeit erschaffen?

Sicherlich ist das Bild , welches wir uns von der Realität zeichnen , durch unsere Denkmuster bestimmt , und vorher schon durch unsere (beschränkten) Sinneswahrnehmungen eingegrenzt .
Trotzdem gibt es "da draußen" eine davon unabhängige Wirklichkeit .

Aber ich nehme an , du meinst die subjektive Realität eines Menschen bzw. die kulturelle "Wirklichkeit" ?


(06-12-2008, 01:39)Ekkard schrieb: Woher nehmen wir denn einen humanen Verhaltenskodex? Woher wissen wir, was "man tut" und was nicht?

Aus viel , viel Erfahrung und deren Weitergabe ...

(06-12-2008, 01:39)Ekkard schrieb: Meines Erachtens würden wir uns ganz bald auf gefährliches Eis begeben, wenn wir unsere Vorstellungen an allzu junge Gruppenerfahrungen (Trends, Zeitgeist) binden.

Die "jungen Gruppenerfahrungen" bestimmen doch höchstens das Weltbild an sich . Der humane Verhaltenskodex ist m.E. viel tiefer im Menschen eingegraben , und wird auch durch ständige neue Erfahrungen am Leben gehalten .

(06-12-2008, 01:39)Ekkard schrieb: Für viele Menschen bedeutet die Vorstellung, Gott verantwortlich zu sein, Halt und Heimat in der Welt.
Es ist also keine Frage nach Gott, sondern nach den Menschen und ihren Bedürfnissen.

Ich gebe zu, dass ich mit allzu konkreten Gottesvorstellungen erhebliche Probleme habe, nicht aber mit dem Glauben an das 'große Ganze', der physischen Welt mit all ihren geistigen Implikationen, das uns durch die Zeit trägt.


Dem stimme ich grundsätzlich zu .
Nur sehe ich eine Entwicklung , die weg führt von den Gottesvorstellungen wie sie typischerweise den "großen alten" Religionen zugesprochen werden .
Und ich denke nicht , daß selbst bei einem Verlust dieser Religionen allzu viel verloren wäre .
Religionen unterlangen doch auch schon immer einer "Evolution" .
Irgendwann wird die Menschheit auch den Gott Abrahams hinter sich lassen ...
Zugunsten eines neuen Weltbildes , welches den Verhaltenskodex trotzdem innehat , jedoch besser angepasst ist an die Lebensumstände .
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#39
(10-12-2008, 21:33)melek schrieb: Trotzdem gibt es "da draußen" eine davon unabhängige Wirklichkeit
Soweit ich weiß, ist dies das Charakteristikum der "positivistischen Einstellung" – ein Postulat. Wenn man so will, ist dies ein Glaubenssatz.

(10-12-2008, 21:33)melek schrieb: Aber ich nehme an, du meinst die subjektive Realität eines Menschen bzw. die kulturelle "Wirklichkeit"?
Das ist richtig. Ich denke, unsere "Realität" (die Wirklichkeit) ist bis tief hinein in das, wofür wir Interesse (zu) haben (glauben), durch Subjektive Skalen (Einstellungen, Standpunkte) bestimmt. Sogar (Natur-)Wissenschaft ist weitgehend geprägt durch unsere Vorurteile (selektive Wahrnehmung!)

melek schrieb:Die "jungen Gruppenerfahrungen" bestimmen doch höchstens das Weltbild an sich. Der humane Verhaltenskodex ist m.E. viel tiefer im Menschen eingegraben, und wird auch durch ständige neue Erfahrungen am Leben gehalten.
Hierin unterscheiden sich unsere Auffassungen: Beide werden geprägt durch die ambivalenten Reste unserer Instinkte und dem, was wir aus unserem Umfeld "aufschnappen". Das Weltbild ist nur die eine Seite einer Medaille, deren andere das Menschenbild ist. Beide und das damit einhergehende Gefühl (Empathie Dingen und Lebewesen gegenüber) prägen damit das Verhalten.

melek schrieb:(Ich sehe) eine Entwicklung, die weg führt von den Gottesvorstellungen …
Dabei wird leicht vergessen, dass der monotheistische Gottesbegriff Grundlage der Vorstellung von einer "objektiven Welt" ist, in der man Forschung mit objektiven Ergebnissen betreiben kann.
Wir erleben in esoterischen Zirkeln durchaus die Rückkehr der Götter und Dämonen, der Erd- und Luftgeister, die für alles und jedes zuständig sind. Sie befriedigen eines: den Wunsch nach einer geheimnisvollen Welt, nach Zauber und Beschwörung.
Ich denke, dass viele Menschen von der fehlenden Gefühlswärme objektiven Kalküls abgestoßen werden.
Nimmt man ihnen auch noch die letzte Person, dann ziehen sie sich endgültig aus dem zurück, was wir heute als Grundlage des Denkens akzeptieren: eine (wenigstens ansatzweise) objektivierbare Welt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#40
Im "Großen" Glaubensbekenntnis lesen und beten Christen:

ICh glaube an Gott, den Vater, den Allmäcjhtigen, der alles geschaffen hat, die sichtbare und die unsichtbare Welt.....durch ihn ist alles geschaffen....

Oder in der Bibel: Am anfang war das Wort und das Wort war (bei) Gott. Und Gott sprach: es werde Licht!...

Somit hat Gott von Anfang an existiert. Das kann man glauben oder auch nicht. Beweisen können wird man es nie, denn wir wissen ja heute durch die Evolutionslehre, das sich die Entstheung und Entwicklung der Erde und des MEnschen über Millionen von JAhren hingezogen hat.

Gott war vor Erschaffung der Welt und wird auch noch nach ihrem Untergang sein. ICh gkaube nicht, das Gott eine Erfindung des MEnschen ist.
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#41
Die Frage "wer hat Gott erschaffen?" ist an sich schon völlig sinnlos. Wenn man sich unter Gott etwas transzendentes, etwas über-natürliches vorstellt, was also über die Naturgesetze hinaus geht, dann wird er unseren Naturgesetzen auch nicht ausgesetzt sein. Die Erschaffung der Welt, insofern es eine Erschaffung ist, geschieht dann nach ontologischer Natur und nicht nach physischer.
Wenn man solche Fragen stellt wie, "wer hat gott erschaffen" dann macht man aus Gott einen logisch-rationalen Gegenstand, einem empirischen Objekt, was er aber laut der Definition her, nicht sein kann.

Über die Schöpfung der Welt, kann man ebenso nichts aussagen, weil das menschliche Bewusstsein und sein Wahrnehmungsmechanismus auf eine einseitig eindimensionale, physisch dominierte und lineare Realität fixiert ist. Der Mensch projiziert eine eindimensionale physische Natur. Deshalb werden solche Begriffe wie "Geschichte" und "Evolution" linear und materialistisch definiert.
Da ich als gläubiger Mensch annehme, das Gott diese "Eindimensionalität" übersteigt, er multidimensional ist, der weder gedacht noch gefühlt werden kann, ist ein Versuchen die Schöpfung zu erklären, nicht möglich.
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#42
atman, den ersten Teil unterschreibe ich voll. Ich möchte auch noch bekräftigen: Die Erschaffung der Welt ist ontologischer Natur, d. h. von der Seinsweise dessen, was der Mensch erkennen kann, nicht zu trennen. Wir glauben einfach eine objektive, physische Welt, während wir die Seinsweisen durchaus beweisen können z. B. die Eigenschaft, eine Blauschattierung zu sein.
Ich würde auch ergänzend behaupten: An Gott zu glauben, ist eine Seinsweise praktizierender Gläubiger. Deswegen muss der Hintergrund dieses Glaubens entweder gar nicht oder nicht innerhalb der physischen, objektiven Welt existieren. Gott hat z. B. keine nennbare Masse und sendet keine Radiowellen aus.
Danke also für deine Hinweise!

Nun noch etwas zur Formulierung im Sinne einer "Eindimensionalität". Als Physiker sträubt sich da bei mir einiges! Unser Wahrnehmungsmechanismus ist durchaus räumlich, also dreidimensional. Der zeitliche Ablauf wird tatsächlich eindimensional (s. z.B. die Diskussion des Zeitpfeils in SPEKTRUM vor einigen Monaten) erlebt.
Dass wir vorwiegend "linear" denken, sei unbestritten. Dies hat damit zu tun, dass wir unseren Kosmos "in kleinem Maßstab" (also mm bis km, g bis Tonnen, Sekunden bis 100 Jahre, mm/s bis Raketengeschwindigkeit) erleben. Was darunter oder darüber liegt, entspricht nicht mehr unseren angeborenen Vorstellungen.
Ich möchte aber vor dem Lückenbüßer-Gott warnen, der als sich im Jenseits dieser Skalen aufhaltend geglaubt wird. Moderne Berechnungsmethoden gestatten es durchaus Entwicklungen jenseits unseres Erfahrungshorizontes festzustellen.

Ich hatte es schon früher sinngemäß so gesagt: Gott muss gar nicht erschaffen worden sein. ER kann sich durchaus wie eine Farbe oder ein Potential manifestieren, sofern eine dynamisch agierende physische Welt mit Beobachtern für diese selbst existiert. Ich halte insofern Gotteserlebnisse nicht für ausgeschlossen. Wichtiger ist mir aber die "Verantwortlichkeit vor Gott", wobei ich immer die Menschen im Auge habe (und nicht ein irgendwie geartetes Gottesbild).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#43
(10-12-2008, 23:25)Ekkard schrieb:
(10-12-2008, 21:33)melek schrieb: Trotzdem gibt es "da draußen" eine davon unabhängige Wirklichkeit
Soweit ich weiß, ist dies das Charakteristikum der "positivistischen Einstellung" – ein Postulat. Wenn man so will, ist dies ein Glaubenssatz.

Hm . Positivismus ist doch eher der Ausschluß von "nicht-wahrnehmbaren" Dingen , oder ?
Ich meinte es eher so , daß es ja die Realität der Welt schon gab , bevor es Menschen gab , die sie wahrnehmen hätten können .
Es gibt die Realität außerhalb menschlicher Wahrnehmung .

(10-12-2008, 23:25)Ekkard schrieb:
(10-12-2008, 21:33)melek schrieb: Aber ich nehme an, du meinst die subjektive Realität eines Menschen bzw. die kulturelle "Wirklichkeit"?
Das ist richtig. Ich denke, unsere "Realität" (die Wirklichkeit) ist bis tief hinein in das, wofür wir Interesse (zu) haben (glauben), durch Subjektive Skalen (Einstellungen, Standpunkte) bestimmt. Sogar (Natur-)Wissenschaft ist weitgehend geprägt durch unsere Vorurteile (selektive Wahrnehmung!)

Das ist natürlich richtig . Doch gerade das sagt doch aus , daß unser Wirklichkeitsbild niemals die tatsächliche , also objektive Realität darstellt ; sprich , irgendwo fehlerhaft ist .
Es ist nur leider so , daß wir nunmal nichts besseres zur Verfügung haben , was zur objektiven Erfassung der Welt geeignet wäre .

(10-12-2008, 23:25)Ekkard schrieb:
melek schrieb:Die "jungen Gruppenerfahrungen" bestimmen doch höchstens das Weltbild an sich. Der humane Verhaltenskodex ist m.E. viel tiefer im Menschen eingegraben, und wird auch durch ständige neue Erfahrungen am Leben gehalten.
Hierin unterscheiden sich unsere Auffassungen: Beide werden geprägt durch die ambivalenten Reste unserer Instinkte und dem, was wir aus unserem Umfeld "aufschnappen". Das Weltbild ist nur die eine Seite einer Medaille, deren andere das Menschenbild ist. Beide und das damit einhergehende Gefühl (Empathie Dingen und Lebewesen gegenüber) prägen damit das Verhalten.

Na so weit liegen wir vom Grundsatz her gar nicht auseinander , ich denke eben nur , daß die Erfahrungen (auch die Erfahrungen mit Verhaltenskodexen selbst) wiederum in die "Instinke" einfließen .
Auch glaube ich , daß die neuen Erfahrungen (die das Welt-und Menschenbild prägen) auch nicht unbedingt zu schlechteren Ergebnissen führen , als wenn man sich allzu fest an "alte" Weltbilder klammert.


(10-12-2008, 23:25)Ekkard schrieb: Dabei wird leicht vergessen, dass der monotheistische Gottesbegriff Grundlage der Vorstellung von einer "objektiven Welt" ist, in der man Forschung mit objektiven Ergebnissen betreiben kann.

Es muss nicht ein monotheistisch gedachter Gott sein , es kann auch einfach die Welt selbst als solche sein .

(10-12-2008, 23:25)Ekkard schrieb: Wir erleben in esoterischen Zirkeln durchaus die Rückkehr der Götter und Dämonen, der Erd- und Luftgeister, die für alles und jedes zuständig sind. Sie befriedigen eines: den Wunsch nach einer geheimnisvollen Welt, nach Zauber und Beschwörung.

Schon , aber nicht in der Ernsthaftigkeit wie einstmals , sondern eben um die Bedürfnisse zu stillen .

(10-12-2008, 23:25)Ekkard schrieb: Ich denke, dass viele Menschen von der fehlenden Gefühlswärme objektiven Kalküls abgestoßen werden.

Das stimmt schon , ich meine aber , daß es da durchaus Entwicklungsmöglichkeiten gibt .
Die von mir genannte Entwicklung spielt sich m.E. ja auch innerhalb der Religionen selbst ab .
Will sagen : das Gottesbild wandelt sich und passt sich an , und irgendwann reicht die Welt selbst , um die Gefühlswärme unterzubringen .

(10-12-2008, 23:25)Ekkard schrieb: Nimmt man ihnen auch noch die letzte Person, dann ziehen sie sich endgültig aus dem zurück, was wir heute als Grundlage des Denkens akzeptieren: eine (wenigstens ansatzweise) objektivierbare Welt.

Kannst du das bitte genauer ausführen ?
Ich meine nämlich , daß (wie oben schon geschrieben) der "Gott" für diese Objektivität gar nicht nötig ist . Es reicht die Welt selbst .
Zwar können wir Menschen sie immer nur subjektiv wahrnehmen , aber wir können uns um Objektivität bemühen , und als Grundlage eben eine "wirkliche" Welt voraussetzen , die unabhängig unserer subjektiven Denk- und Wahrnehmungsmuster existiert .
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#44
Stimmt Ekkard, es gibt ja nicht nur die Vorstellung eines persönlichen Schöpfergottes im Sinne des Monotheismus. Wenn man die panentheistische Gottesvorstellung hat, in der das Universum die äussere Erscheinungsform (Manifestation) Gottes ist, alles ein Teil Gottes ist, dann macht die Frage nach der Schöpfung erst recht keinen Sinn, da der Schöpfer von seiner Schöpfung nicht getrennt ist bzw. kann man von einer Schöpfung erst gar nicht sprechen. Die materielle Welt muss in dem Falle genauso ewig existiert haben.

Gruß
Der frühere edt
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#45
Melek, ich denke dein wesentlicher Einwand steckt in den letzen Sätzen; deswegen zitiere ich nur sie:
(11-12-2008, 19:47)melek schrieb: Ich meine nämlich , daß (...) der "Gott" für diese Objektivität gar nicht nötig ist . Es reicht die Welt selbst .
Zwar können wir Menschen sie immer nur subjektiv wahrnehmen , aber wir können uns um Objektivität bemühen , und als Grundlage eben eine "wirkliche" Welt voraussetzen , die unabhängig unserer subjektiven Denk- und Wahrnehmungsmuster existiert.
Die Dinge der objektiven, körperlichen, messbaren Welt enthält eine Reihe von Eigenschaften und Beziehungen, die nicht "körperlicher Natur" sind, aber gleichwohl nachweisbar vorhanden sind, also existieren: Wo und Wann aber existiert die Menge 5 oder "zurück" oder die Länge. Gerade die Zahlen sind an keine konkreten Objekte gebunden. Gleichwohl gibt es wunderbare Beweisketten über Aussagen zu Zahlen. Wo bleibt das alles, wenn eine Person fehlt, die das feststellt?
So auch bei der Seinsweise der Glaubenden. Wo bleibt sie, wenn mann dort keinen Kristallistationspunkt (das "Große Ganze", das Absolute, Gott) postuliert?
Dann kommt man eben zu Beziehungsaussagen wie: "die ganze Welt" (@atman: ähnlich, vielleicht sogar äquivalent, zur polytheistischen Auffassung).

Noch eine Erläuterung zum Positivismus: Meyers Lexikon sagt: "Im Gegensatz zum Rationalismus geht der Positivismus davon aus, dass die Quelle der Erkenntnis das erfahrungsmäßig Gegebene (»Positive«), die »Tatsache«, ...". Somit "gehen wir davon aus, dass" dort draußen eine Welt existiert, die wir erfahren und die wir nicht allein durch unsere Ratio erfassen können.
Über "nicht wahrnehmbare Dinge" machen wir (tunlichst) keine Aussage. Das heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Das ist ja auch meine Auffassung: Der Glaube ist eine Seinsweise und nach meiner Ansicht viel allgemeiner ist als alle -ismen uns weismachen. Sind wir Menschen nicht alle darauf angewiesen, uns auf andere und die Welt einzulassen mit Zielvorstellungen, die wir als "gut" empfinden (nicht nur halten!)?
Ein Ziel anzustreben (z. B. Verantwortlichkeit, die Seinsweise) ist nachweisbar, das Ziel selbst ist es nicht oder nicht unbedingt (im Beispiel: die globale Verantwortung, die Welt als Ganze, das Heilige oder schließlich das Göttliche.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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