12-09-2011, 22:14
(11-09-2011, 23:13)Gundi schrieb: Ekkard, so sehr ich deine Überlegungen schätze, muss doch auch du sehen dass die meisten Christen sehr wohl auf ein Leben im Jenseits hoffen und dieses Leben mit einem anständigen irdischen Dasein versuchen zu erreichen. Für viele läuft es nun mal leider darauf hinaus: Befolge ich Gottes Wort, erwarten mich im nächsten Leben die höchsten Freuden.Keine Ahnung, wer diese meisten Christen sein sollen. Richtig ist, es gibt Strömungen in den diversen Konfessionen, welche die tatsächliche, handfeste Erlösungsbedürftigkeit des Menschen als Erlösung von den schuldhaften Verstrickungen predigen, die einerseits den ewigen Tod als Schreckgespenst beschreiben und Jesu Kreuzestod als Sühne vor Gott.
Damit aber wären wir bei der "billigen Gnade" nach Dietrich Bonhoeffer. Es gäbe keine Schuld mehr auf Erden. Konsequent könnte man das ganze religiöse Brimborium einstampfen - unsere Schuld ist ein für alle Male gegenstandslos.
Aber das ist ganz offensichtlich nicht der Fall, wie man sehr schnell merkt, wenn man selbst schuldig geworden ist; Beispiel Unfall mit Personenschaden, an dem man sich schuldig fühlt.
Also ist es offenbar, dass man sich über Jesu Opfer erneut Gedanken machen muss. Die römisch katholische Seite verteilt die Erlösungstat Christi in kleine Häppchen und erlöst durch Hostie und "absolvo te" nach Beichte und Reueversprechen. Meine (protestantische) Auffassung verlangt viel mehr, nämlich als Christ dem Betroffenen (ggf. Geschädigten), nicht einem "Seelsorger", Verhandlungen anzubieten, das Versagen einzugestehen und Versöhnung anzustreben. Ein Seelsorger kann vermittelnd dabei sein; aber jeder Mediator tut's auch - vorausgesetzt, beide Seite wollen. Das ist meiner Meinung nach die Botschaft Jesu in Bezug auf die Sündenvergebung.
Der Tod Jesu am Kreuz ist für mich nur Ausdruck einer Verkündigung mit letzter Konsequenz. Das Eigentliche ist die Verkündigung bestehend im Wesentlichen der Nächstenliebe und der Bereinigung menschlicher Beziehungen von Schuld und Angst ("Sündenvergebung").
(11-09-2011, 23:13)Gundi schrieb: Um mal wieder auf das eigentliche Thema zu kommen:...DAS ist das Thema des Kreuzestodes! Es mag vielen befremdlich klingen, aber es gibt diese Interpretation des Opfers Jesu. Der stete Appell an unsere Vorstellungen, achtsam mit anderen umzugehen und Versöhnung anzustreben, verlangt viel mehr, als sich angesichts der eigenen Schuld auf die einmalige Versöhnungstat Christi zu berufen, damit Gott für die Ewigkeit ein günstiges Klima im Jenseits schafft.
(11-09-2011, 23:13)Gundi schrieb: Deine Ausführungen klingen so als ob der Mensch sich seines Lebens im Diesseits bewusst werden sollte und sich eben nicht durch Todesdrohungen einschüchtern lassen soll.Ganz nett gedacht! Aber Nutznießer sind gerade Jene, die an den Vielen, die leiden, schuldig werden (z. B. durch Ausbeutung, Übervorteilung, Vernachlässigung, Mobbing). Deren Sünden sind nämlich ebenso ein für alle Male vergeben, was völlig gegen den Sinn des Neuen Testaments verstößt.
Die Kirche schaffte aber meist genau das Gegenteil: Die Hoffnung auf Gerechtigkeit im Jenseits lässt den Kummer, die Wut hier vergessen. ...
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard