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Der Mensch - Gottes Ebenbild?
#1
In der Genesis wird davon gesprochen, der Mensch sei das Ebenbild Gottes. Dann stellen wir aber fest, dass es mit der Ebenbildhaftigkeit gar nicht so sehr stimmen konne, wenn wir uns daran messen, dass Gott doch das Gute repräsentiere und wir häufig genug dem Guten nicht entsprechen können.

Diese Frage ist nicht neu, sie wird unentwegt diskutiert und dennoch tritt man schier ewiglich auf der Stelle. Deshalb möchte ich gar nicht eine Diskussion aufkommen lassen, die die alten Argumente wiederholt. Stattdessen soll dieser Thread danach fragen, ob unsere Argumentationen als solche die falschen sind und wie wir weiterkommen könnten.
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#2
Der priesterliche Text, der die Gottesebenbildlichkeit des Menschen behauptet, ist (mit hoher Wahrscheinlichkeit) nachexilisch entstanden. Die Idee, die sich dahinter verbirgt, ist die Unterschutzstellung des Menschen. Wer sich am Menschen vergeht, schändet gleichzeitig das Gottesbild.

Gen 9,6: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden; denn nach dem Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.
MfG B.
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#3
(02-09-2012, 11:55)Bion schrieb: ... Die Idee, die sich dahinter verbirgt, ist die Unterschutzstellung des Menschen. Wer sich am Menschen vergeht, schändet gleichzeitig das Gottesbild.

Gen 9,6: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden; denn nach dem Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.

Das klingt aber sehr barbarisch! Und das soll eine heilige Schrift sein?
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#4
(02-09-2012, 13:09)Univers schrieb: Das klingt aber sehr barbarisch!

Ja! Wie auch das Talionsrecht, das in die Texte eingebunden wurde. Damals hat es geholfen, die Rechtssicherheit für die Menschen zu verbessern.

Univers schrieb:Und das soll eine heilige Schrift sein?

Da mir diese Texte nicht "heilig" sind, kann ich die Frage nicht beantworten.
MfG B.
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#5
(02-09-2012, 13:40)Bion schrieb:
(02-09-2012, 13:09)Univers schrieb: Das klingt aber sehr barbarisch!

Ja! Wie auch das Talionsrecht, das in die Texte eingebunden wurde. Damals hat es geholfen, die Rechtssicherheit für die Menschen zu verbessern.

Das ist eine weltliche Interpretation, wie wir sie zur Zeit auch an anderer Stelle im Forum als Regulierung der sozialen Verhältnisse haben, die die "heiligen Schriften" nicht als religiöse betrachtet. Da sie aber als "heilig" und auch als "religiös" gesehen werden, kann die weltliche Interpretation nicht die richtige sein.

(02-09-2012, 13:40)Bion schrieb:
Univers schrieb:Und das soll eine heilige Schrift sein?
Da mir diese Texte nicht "heilig" sind, kann ich die Frage nicht beantworten.

Ja, kann ich mir vorstellen, denn es basiert auf einer weltlichen Haltung.
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#6
(02-09-2012, 14:44)Univers schrieb: Das ist eine weltliche Interpretation, wie wir sie zur Zeit auch an anderer Stelle im Forum als Regulierung der sozialen Verhältnisse haben, die die "heiligen Schriften" nicht als religiöse betrachtet. Da sie aber als "heilig" und auch als "religiös" gesehen werden, kann die weltliche Interpretation nicht die richtige sein.

Warum denn nicht? Es kann nur dann "nicht die richtige" Interpretation sein, wenn die Bibel tatsächlich von Gott inspiriert ist. Betrachten wir sie als menschengemachte Literatur (in erster Linie damit ein Zeugnis ihrer Zeit und ihrer Anliegen), muss die Interpretation doch ein Stück weit "weltlich" sein.

Andernfalls schlage ich vor, dass du (auf die vermeintlich "religiöse" Art und Weise) zu interpretieren und womöglich zu erklären versuchst, was eine derart "barbarische" Formulierung in einer heiligen Schrift zu suchen hat.
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#7
(02-09-2012, 14:44)Univers schrieb: Das ist eine weltliche Interpretation, ...

Da sie aber als "heilig" und auch als "religiös" gesehen werden, kann die weltliche Interpretation nicht die richtige sein.

Für "heilige Schriften" gilt:

Wer diese Texte als göttlich inspiriert oder gar als Gottes Wort entgegennimmt, hat erheblich mehr Ungereimtheiten aufzulösen, als jene, die versuchen, sie im historischen Kontext zu lesen.
MfG B.
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#8
(02-09-2012, 09:40)Univers schrieb: ... möchte ich gar nicht eine Diskussion aufkommen lassen, die die alten Argumente wiederholt. Stattdessen soll dieser Thread danach fragen, ob unsere Argumentationen als solche die falschen sind und wie wir weiterkommen könnten.
Zwei wurden nun schon genannt:
  • Die historisch-kritische Interpretation und
  • die rechtliche Seite
Kürzlich haben wir im örtlichen Bibelkreis von einer weiteren Interpretation gehört:
Teilhabe des Menschen am Gestaltungsprozess.

Richtig ist die Feststellung, dass der Glaube an Gott eine "Seelenhypothese" ist, dazu da, unsere Stellung in der Welt zu festigen und uns an unsere Verantwortlichkeit und unseren Ordnungssinn zu erinnern.
Natürlich liegt zwangsläufig Vieles außerhalb dieser Hypothese. Dazu gehören eben auch Feststellungen über das Dasein im Jenseits oder Gott, z. B. Gott sei barbarisch.
Ein solcher Schluss sachlich falsch, gleichgültig, was die eigenen Überzeugungen suggerieren. Man kann's auch konzilianter formulieren: Gottesbilder und -vorstellungen bilden immer nur Teilaspekte des menschlichen Daseins oder menschlicher Sehnsüchte ab (z. B. nach mitmenschlicher Verlässlichkeit, rechtlicher Ordnung). Darüber hinaus darf man sie nicht "strapazieren".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#9
(02-09-2012, 14:44)Univers schrieb: Da sie aber als "heilig" und auch als "religiös" gesehen werden, kann die weltliche Interpretation nicht die richtige sein

welche denn sonst und wieso?

wie würde die "richtige" interpretation aussehen?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
Ich habe viele Menschen - auch in anderen Foren - kennen gelernt, die über die Frage regelrecht verzweifelten, wie unsere Ebenbürtigkeit mit Gott nur zu verstehen sei angesichts dessen, dass wir gar nicht so ebenbürtig sein könnten.

Sie argumentierten dann eigentlich ziemlich klug, kaum etwas konnte ihnen entgegengesetzt werden. Sie schlussfolgerten auch, dass sogar die Bibel falsch sei, bis ich feststellte, dass sie ihr Urteil auf Basis eines Hören-Sagens fällten. Sie hörten also lediglich von der Ebenbürtigkeit. Sie machten also trotz sonstiger Klugheit einen fatalen Fehler ...
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#11
(03-09-2012, 19:36)Univers schrieb: Ich habe viele Menschen - auch in anderen Foren - kennen gelernt, die über die Frage regelrecht verzweifelten, wie unsere Ebenbürtigkeit mit Gott nur zu verstehen sei angesichts dessen, dass wir gar nicht so ebenbürtig sein könnten.

Sie argumentierten dann eigentlich ziemlich klug, kaum etwas konnte ihnen entgegengesetzt werden. Sie schlussfolgerten auch, dass sogar die Bibel falsch sei, bis ich feststellte, dass sie ihr Urteil auf Basis eines Hören-Sagens fällten. Sie hörten also lediglich von der Ebenbürtigkeit. Sie machten also trotz sonstiger Klugheit einen fatalen Fehler ...

Von Ebenbürtigkeit hab ich allerdings noch nie was gehört. Wie kommst Du auf sowas?
Thema ist der Begriff Ebenbild.
Das ist meine ganz persönliche Ansicht. 
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#12
Nehmenwir die Begriffe mal nicht so trennscharf! Die entsprechende Stelle im AT lautet (1. Mo 1,27)Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib. Zuvor hatte Gott die Tiere geschaffen. Und durch Vers 27 wird der Mensch gegen das Tierreich abgehoben. Man kann sich also durchaus fragen: Wodurch? Dies lässt der Interpretation alle Türen offen und hat nichts mit einer gewissen Unerfüllbarkeit der Ebenbildlichkeit zu tun, wie Univers dies erlebt hat.
Sich in der Beziehung Ängste zu schaffen, halte ich für ein grobes Missverstehen des Textes. Vermutlich wurde wieder selektiv berichtet!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#13
Der eigentliche Witz dabei ist doch der, dass es keine Schrift mehr gibt die beweisen könnte was wirklich geschrieben wurde.
Der "Codex Vaticanus" und der "Codex Sinaiticus", beide aus dem 4. Jahrhundert, dazu noch unvollständig, ist alles was blieb.
Der Text von heute ist eine Übersetzung von Abschriften der Abschriften von übersetzten Abschriften, eigentlich jede Diskussion überflüssig.
Diese Stelle aus dem Buch Moses, wer weiß was dort wirklich gestanden hat, doch keiner.
Der Mensch als Ebenbild, ist einfach nur lächerlich, egal von welcher Seite man es betrachtet.
Und eine Revision nach der anderen, "Gottes Wort", unglaublich einfach und auch nicht zu glauben.
Warum ist man nicht bereit dazu es zuzugeben?
Römer und Griechen haben das hingeschrieben, eine Täuschung ists.
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#14
Eusa_think
in der Mystik, ich glaube bei Meister Eckart, wird das "Ebenbild Gottes" auch als in der Seele gespiegelter "Funken Gottes" betrachtet.
Naja, oder so ähnlich.
Und ich glaube so sollte man dies auch deuten.
Das ist meine ganz persönliche Ansicht. 
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#15
(04-09-2012, 01:27)Richard Bastian schrieb: Der eigentliche Witz dabei ist doch der, dass es keine Schrift mehr gibt die beweisen könnte was wirklich geschrieben wurde.
Du scheinst von einer übermäßigen Ehrfurcht vor alten Texten durchdrungen zu sein, als würden die Urtexte, so man sie denn hätte, mehr Klarheit für heute bringen.

Diese Ehrfurcht ist durch nichts gerechtfertigt. Wir sind heute genauso schlau, wie die Alten. Es geht allein darum, zu reflektieren, was heute notwendige soziale Handlungsweisen und psychologische Motive (Didaktik, Philologie, Pädagogik) sind. Die alten psycho-sozialen Erfahrungen und Bekenntnisse können, müssen aber nicht hilfreich sein.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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