04-07-2014, 17:35
Zitat:Du kennst sicher Jesu Beschreibung der Zukunft in Matthäus 24 bzw. in den entsprechenden Parallelen der beiden anderen synoptischen Evangelien. Er nahm in einer Kurzbeschreibung vorweg, was in der Apokalypse näher ausgeführt ist, übrigens dort so, dass sich die wesentlichen der vorhergesagten Ereignisse in einem schlüssigen Zeitrahmen einbringen lassen.Ja, kenne ich. Er (Jesus) meinte allerdings auch, dass diese „Zukunft“ noch zu Lebzeiten irgendwelcher Umstehenden eintreten würde. Also innerhalb der nächsten hundert Jahre. Dass er sich dabei so sehr verschätzt hat, spricht nicht gerade für den Wahrheitsgehalt dieser Voraussage.
Wichtiger ist jedoch ein anderer Unterschied zur Apokalypse: Während Jesus (in den Evangelien) die vor dem Ende angeblich auftretenden Kriege und Naturkatastrophen (die in den Evangelien noch nicht ganz so martialisch sind wie in der Apokalypse) als unangenehmes, aber notwendiges Übel bezeichnete, d.h. als etwas das leider zwangsläufig geschehen müsse, bevor das Reich Gottes anbrechen kann – fehlt dem Autoren der „Offenbarung“ jegliches empathische Mitgefühl, und er kann es gar nicht erwarten, bis es endlich so weit ist.
Zitat:Jesus wusste um den fatalen Hang des Menschen, trotz drohender selbstverursachter Katastrophen sein Verhalten nicht zu ändern.Gott WILL doch angeblich diese Katastrophen. Warum ist es dann trotzdem wieder der Mensch, dem alles zum Vorwurf gemacht wird?
Zitat:In der Schrift steht übrigens nichts von einem Weltuntergang. Wenn doch, sind das Falschübersetzungen.Na gut: Nur monatelange Folter und schließlich die grausame Ermordung von vielen Millionen Menschen auf Gottes Anordnung. Für die wäre das mit einem Weltuntergang gleichzusetzen. Dass die Erde selbst evtl. bestehen bleibt, ist für die, die die Apokalypse erleben müssen, dann höchstens ein schwacher, wahrscheinlicher aber gar kein Trost.
Zitat:Was aber in der Schrift steht: Am Ende des der Erde gesetzten Zeitrahmens von siebentausend Jahren - also von jetzt an gerechnete in ca. 10 x 100 Jahren - wird die Erde und mit ihr der gesamte Kosmos in einer Art Fusions-Reaktor in Wärme-Energie umgewandelt - völlig friedlich.Ja, es muss ein schönes Gefühl sein, wenn die ganze Erde zu einem gleißenden Feuerball wird, dem niemand entkommen kann. Für jemanden, der das Inferno, wie Gott und der Offenbarungs-Autor, von außen betrachten kann, sicher sehr schön anzusehen. Der Pilz einer Atombombe ist ja auch ein schöner Anblick, wenn man das Bild losgelöst von dem Leid betrachtet, die diese Bombe auslösen kann.
Zum Glück haben wir demnach ja noch 1000 Jahre Zeit, und nach Meinung der Naturwissenschaftler dauert es sogar noch Millionen oder Milliarden Jahre. Dann ist die Menschheit eh´ ausgestorben.
Interessant ist aber, dass die antiken Schreiber angeblich schon vor 2000 Jahren über Kernfusionen Bescheid wussten, während sie andererseits noch an Dämonen glaubten.
Zitat:Unrecht und Demütigung zu ertragen, ist dem Menschen nicht von Natur aus gegeben. Deren Hinnahme wäre aber eine wesentlichen Voraussetzung, um den Frieden zwischen den einzelnen Menschen und unter Nationen zu sichern...Nein. Die Voraussetzungen wären andere. Erstens die Fähigkeit, andere Menschen nicht nach ihrer Nation zu beurteilen, und zweitens die Bemühung, schon den Kindern in der Schule klarzumachen, dass andere Menschen auch Menschen mit den gleichen Gefühlen und Rechten sind wie sie selbst. Daran hapert es zwar (auch bei uns) noch, aber es gibt Fortschritte.
Du gehst davon aus, dass jemand, der gedemütigt wird, unbedingt Rache will, und dass ein Teil der Apokalypse darin besteht, diese Rachegelüste zu befriedigen (was übrigens nicht mit der Feindesliebe, die Jesus forderte, in Einklang zu bringen ist). Das ist aber gar nicht mal so oft der Fall, wie du denkst. In einer Situation, in dem man einem (evtl. böswilligen) Gegner hilflos ausgeliefert ist, mögen Rachewünsche automatisch auftreten. Ist der Betroffene aber aus dieser Situation befreit und weiß, dass er nie wieder hineingeraten wird, können die gleichen Rachewünsche verschwinden.