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Masora, Masoreten
#1
Der Text der ↗Hebräischen Bibel, so wie er heute vorliegt, wird masoretischer Text (von hebr. masoret = Überlieferung) genannt. Nach ↗rabbinischer Tradition  geht der Text auf die göttliche Offenbarung, die ↗Moses am Sinai erfahren hat, zurück.

Ursprünglich war der hebräische Text nur in seinem Konsonantenbestand überliefert. Die ältesten Belege dazu stammen aus den Funden in ↗Qumran. Im 5. Jh nC setzte das Bemühen ein, den hebräischen Textbestand zu vereinheitlichen. Um den vielen Lesarten, die der Konsonantentext zuließ, entgegenzuwirken, wurde (wahrscheinlich im 7. Jh) begonnen, den Text mit einem Punktations- und Akzentsystem (Masora) zu versehen1. Die jüdischen Gelehrten, die sich mit der Textvereinheitlichung befassten, werden Masoreten genannt. Die masoretischen Schulen waren mit den ↗Talmud-Akademien in ↗Sura, in ↗Pumbedita und in ↗Tiberias verbunden. Die Gelehrtenfamilien ↗Ben Ascher und ↗Ben Naftali aus Tiberias gelten als die wichtigsten Repräsentanten der Masora.

Die Konsolidierung des hebräischen Textbestandes benötigte einen Zeitraum von sechs Jahrhunderten. Die letzte Konsolidierungsphase fand zwischen 780 – 920/930 nC  statt. Erst mit Beendigung dieser, also im 10 Jh nC,  lag die heute verbindliche Lesart der Hebräischen Bibel vor.

Die ältesten masoretischen Bibelhandschriften sind der Codex Aleppo2 (niedergeschrieben 925) und der Codex Firkowitsch oder Petropolitanus (niedergeschrieben 1008/9, früher Codex Leningradensis genannt).


1) Dazu Heinz-Josef Fabry (in: Zenger 44):
Die Vokalisation erfolgte nach unterschiedlichen Systemen: das ältere ↗palästinische (= westliche) und das ↗babylonische (= östliche) System verwendeten supralineare (oberhalb der Konsonanten angeordnete) Vokalzeichen. Sie wurden abgelöst durch das vorwiegend infralineare (unterhalb der Zeile) tiberische System, das sich bald als maßgebend durchsetzte.

2) Bedauerlich ist, dass der Codex Aleppo, der als ältester Beleg für einen Gesamttext der Hebräischen Bibel gilt, im Jahre 1947 durch einen Brand 196 von 491 Seiten verloren hat.


Lit:
Erich Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament, 82012 Stuttgart, Verl. Kohlhammer
Hanna Liss, Tanach – Lehrbuch der jüdischen Bibel, 22008 Heidelberg, Universitätsverl. Winter



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MfG B.
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