(15-04-2019, 13:27)Ulan schrieb: Wie ich sagte, geht es nicht um den Begriff an sich
Da wäre ich mir nicht so sicher.
'Ekkard' schrieb in einem anderen Thread (genaue Fundstelle hier in Beitrag # 6) folgende Anmerkung:
(03-09-2018, 21:28)Ekkard schrieb: Schon der Begriff 'Abendland' ist historischer Müll. Das "christliche Abendland" gehört zu den 'Besser-fühl-Floskeln', also eindeutig zur ideologischen Verbohrtheit. Wer das 'christliche Abendland' im Munde führt, ist für eine sachliche Diskussion irrelevant.
Und die katholischen Bischöfe in Deutschland sind sich wie erwähnt laut Vatican News neuerdings nicht einig, ob ihnen
der Begriff "christliches Abendland" noch gefällt oder nicht.
Der Begriff aus dem 19. Jahrhundert, ursprünglich « Occident chrétien » ist manchen von ihnen zu antiquiert
Allerdings ist das auch nicht ganz logisch, stammt doch die ganze christliche Religion aus noch viel älteren Zeiten
Aufschlußreich jedenfalls das französischsprachige Wikipédia:
« Au XIXe siècle, le concept d'Occident chrétien se développe chez les auteurs ci-dessus cités, en contrepoint à la montée des nationalismes »
Occident chrétien - Wikipedia
2. Évolution du Concept
Man wollte mit dem Konzept des "Christlichen Abendlandes" dem ab 1867 immer stärker werdenden Nationalismus paroli bieten. In Großungarn der garstige Konflikt Magyaren - Slawen (beides sehr christliche Völker); und im Westen bahnte sich ein Konflikt zwischen Paris und Berlin an, wo dann katholische Franzosen auf protestantische Preußen und auf katholische Bayern schossen
Das Paradigma des « Occident chrétien » (frz.) beziehungsweise des "Christlichen Abendlandes" (dt.) wurde als Friedensprojekt konzipiert, um den allerorts aufkeimenden Nationalismus zu beschwichtigen oder einzudämmen
Ich fürchte, die Entwicklung war die Folgende: im Zuge der sogenannten "Aufklärung" wurde den Menschen der Glaube an Gott genommen; die Religion war (beginnend in Frankreich) ab 1789 nicht mehr das einigende Band für die Menschen - Napoleon mußte eine Ersatzreligion schaffen - die Ideologie der « Grande Nation »
Für die größenwahnsinnig gewordene « Grande Nation » waren die Armeen Napoleons bereit, in Spanien einzufallen, Deutschland, Polen und Italien zu überrennen, den Seekrieg mit England zu führen - und bis nach Moskau zu marschieren
Doch die « Grande Nation » gab auch nach dem Tode Napoleons keine Ruhe; 1830 kam dann Nordafrika an die Reihe . . .
Der Gedanke des Nationalismus faßte ab 1800 in allen durch die « Grande Armee » befreiten beziehungsweise eroberten Staaten Fuß, allerorts keimte nun ab 1805 Nationalismus auf (besonders schlimm war zunächst Italien betroffen, aber bald kam Ungarn dazu, als Reaktion darauf entstand der slawische Nationalismus, bis 1914 - 100 Jahre nach Napoleon - wieder ganz Europa in Flammen stand)