24-01-2020, 21:05
(24-01-2020, 19:39)Sinai schrieb: Bei der Exegese soll man den Zuhörern keinesfalls nach dem Mund reden. ...Exegese ist im wesentlichen Übertragung von Texten aus einem Kulturkreis in den unseren (oder einen anderen). Von "nach dem Munde reden" kann keine Rede sein! Und eine Bibelpredigt ist auch Exegese. Also ist das Thema schon zutreffend gestellt.
Du ('Kreutzberg') hast wahrscheinlich gemeint: "Bibelpredigt ohne gesellschaftliche Rahmenbedingungen nicht sinnvoll möglich"
Es kann höchstens dabei herauskommen, dass Exegese letztendlich Brüche enthält, weil sich unsere Denkstrukturen in den Jahrhunderten seit der Antike geändert haben (Geistesentwicklung). Vor allem zu nennen ist das, was man damals für "wissenschaftlich" hielt, im Gegensatz zu dem, was man heute darunter versteht. Einen anderen "Bruch" findet man in den Erzähltraditionen. Da, wo wir Zustandsbeschreibungen erwarten, haben die Bibelautoren Werdensgeschichten erzählt, so als wären Zeugen dabei gewesen.
Und selbstverständlich stimme ich der Grundthese zu, dass Bibelexegese ohne die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht möglich sind (also einmal der Antike und zum anderen unsere). Das hat zur Folge, dass man - sagen wir in hundert Jahren - anders interpretieren wird als wir heute. Genauso kommen uns Exegesen von vor 50 bis 100 Jahren auch schon fremdartig vor.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard