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bessere Welt ohne Religion?
(09-05-2010, 14:04)Wolfskiller schrieb: Ja Klar wenn mann in seinem Kemerlein seine Religion ausführt, Ist das ja auch Ock. Aber nicht in dem Masse Wie iches Erlebt habe. Hab euch lieb. Eu. Wolfskiller.

Hallo Wolfskiller,

wenn es darum geht Religion kritisch zu betrachten bzw. möglichst zu verbessern dann müssen deine, leider sehr negativen, Erfahrungen natürlich mitbetrachtet werden. Und auch die Erfahrungen all der vielen anderen, welche durch Religion Unrecht erfahren haben.
Aber wie schon öfters gesagt, schöpfft sich das Bild der Religion nicht nur aus solchen Bildern. Vielen anderen menschen ist die Religion eine große Hilfe und auch das muss bei einer objektiven Diskussion über Religion beachtet werden, da es nun einmal dazugehört. Einfach zu sagen Religion ist schlecht und gehört abgeschafft ist zu einfach und wird dem realen Bild von Religion nicht gerecht.
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Also Lebenshilfe vs. Unrecht.
Inwieweit Religion wirklich Antworten liefert bzw. dem Gläubigen hilft (oder gar neue Probleme verursacht), mag dahin gestellt sein. Auch unter dem Aspekt alternativer Hilfen (psychologische Beratung etwa) oder anderer Weltanschauungen (bspw. Humanismus). Führt man sich vor Augen, dass Religion sehr viel mit gesellschaftlichen Umständen und Tradition zu tun hat, ist die Notwendigkeit von Religion fraglich. Die Leute müssten nur auf den Trichter kommen, dass es (bessere) Alternativen zu Religion gibt. Dann fällt das Argument Lebenshilfe weg und es überwiegt das Unrecht, das durch Religion hervorgerufen wird.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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(10-05-2010, 11:48)humanist schrieb: Die Leute müssten nur auf den Trichter kommen, dass es (bessere) Alternativen zu Religion gibt. Dann fällt das Argument Lebenshilfe weg und es überwiegt das Unrecht, das durch Religion hervorgerufen wird.

Das Problem scheint mir, dass die anderen Weltanschauungen und "Therapien" keinerlei Trost für Menschen bietet, die schwer leiden oder die Angst vor dem Sterben und dem Tod haben. Ein achselzuckendes "Es ist halt so, damut muss man sich abfinden, das Leben ist endlich, also geniesse es", hilft spätestens im Augenblick des Sterbens eines geliebten Menschen oder gar in eigener Todesbedrohung sehr sehr selten.

Es gäbe vielleicht (?) keine Religion, wenn es den Tod nicht gäbe bzw. genauer: wenn der Mensch sich des Sterbens und des Todes nicht bewusst wäre.

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Es ist ja schon ein Phänomen, dass in modernen und aufgeklärten Gesellschaften die Religiosität zurückgeht.
Das Mem Religion kann hier offenbar nur durch Tradition und generationenübergreifende Weiterreichung überleben; dieser Trost, den du beschreibst, ist die Folge von genau dessen. Genauso verhält es sich mit der Welterklärung mittels dem Hilfskonstrukt Gott.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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Welchen Trost hast Du anzubieten, humanist? Und zwar nicht "theoretisch", sondern konkret, z.B. einem Menschen, der todkrank ist und einfach bis zum Hals voller Panik?

Es redet sich immer so leicht, wenn man diese Erfahrungen nicht gemacht hat...

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Kann die Situation nicht nachvollziehen. Aber ich denke, man könnten den Menschen auch auf andere Weise Trost spenden.
Ein Leben nach dem Tod ist nicht die einzige Alternative.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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Es geht nicht nur um ein Leben nach dem Tod... Aber wenn Du das nicht nachvollziehen kannst, dann kann diese Diskussion nicht weitergehen. Ist aber okay so, danke dennoch für Deine Gedanken.

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(10-05-2010, 11:48)humanist schrieb: Die Leute müssten nur auf den Trichter kommen, dass es (bessere) Alternativen zu Religion gibt. Dann fällt das Argument Lebenshilfe weg und es überwiegt das Unrecht, das durch Religion hervorgerufen wird.

Was für Alternativen hättest du anzubieten welche alle Bereiche abdecken mit denen Religion sich umgibt. Dein "sie müssten nur auf den Trichter kommen" klingt so als ob es diese Alternativen bereits zuhauf gäbe, einige sie nur nicht erkennen. Oder ist dem nicht so?

Was vieleicht auch noch ganz interessant ist: Viele Menschen bemängeln die soziale Kälte in D und die Religion und Kirche mit Gemeinschaft und Singen und Zeichen der Liebe etc. wirkt dann eben oftmals wie eine warme Zuflucht.
Wobei dies den Gedanken von Marx schon wieder sehr nahe kommt.

Und noch ein Frage an alle: Glaubt ihr das der Mensch es jemals ganz schaffen wird Themen wie z.b. den Tod rein rational zu betrachten oder wird er immer so etwas wie Religion dafür brauchen (wenn auch nicht jeder)? Kann man solche Themen durch vieleicht genügend Bildung und Auseinandersetzung mit dem Thema komplett loslösen von Religion und Spiritualität?
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(10-05-2010, 15:17)Gundi schrieb: Glaubt ihr das der Mensch es jemals ganz schaffen wird Themen wie z.b. den Tod rein rational zu betrachten oder wird er immer so etwas wie Religion dafür brauchen (wenn auch nicht jeder)? Kann man solche Themen durch vieleicht genügend Bildung und Auseinandersetzung mit dem Thema komplett loslösen von Religion und Spiritualität?

Ich kann mir schon vorstellen dass es auch andere Formen der Auseinandersetzung mit dem Tod gibt die hilfreich sind um mit der Endlichkeit unseres Seins zurecht zu kommen. Allerdings kenne ich persönlich bisher keine.
Bin gespannt auf Antworten von Menschen die keinen Bezug zu Religion oder Spiritualität haben.
As Salamu Aleikhum
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(10-05-2010, 15:17)Gundi schrieb: Und noch ein Frage an alle: Glaubt ihr das der Mensch es jemals ganz schaffen wird Themen wie z.b. den Tod rein rational zu betrachten oder wird er immer so etwas wie Religion dafür brauchen (wenn auch nicht jeder)? Kann man solche Themen durch vieleicht genügend Bildung und Auseinandersetzung mit dem Thema komplett loslösen von Religion und Spiritualität?

Vorstellen kann ich mir das schon, Gundi, aber mir geht es wie Zahira, ich habe noch nichts gefunden. Bzw. eigentlich habe ich GAR nichts gefunden, denn eine tröstende Religion gibt es für mich ja auch nicht, da ich nicht in dieser Form glauben kann. Aber ich bin manchmal richtig neidisch auf diese Gläubigen...

Ich habe fast zwei Drittel meines Lebens geglaubt, dass ich den Tod rational angehen könne, man ist ja schliesslich aufgeklärt und kein Bauchmensch, gell? Icon_wink Als ich dann zweimal dem Tod unsagbar nahe war, war es nix mehr mit Ratio und Kopf und Sachlichkeit, sondern es war nur der riesengrosse Wunsch da, es möge "etwas" da sein, das mich hält und trägt.

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(10-05-2010, 15:07)Der-Einsiedler schrieb: Es geht nicht nur um ein Leben nach dem Tod... Aber wenn Du das nicht nachvollziehen kannst, dann kann diese Diskussion nicht weitergehen. Ist aber okay so, danke dennoch für Deine Gedanken.

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Dann klär uns bitte auf! Leben nach dem Tod, Geborgenheit, Trost, Erklärungshilfe Gott. Was noch?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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Dieses Aufklärungsbedürfnis habe ich nicht. Gewisse Gefühle und Bedürfnisse lasse ich mir hier von den ach so "sachlichen" Postern nicht zerreissen. Ich kann und möchte nur soviel sagen, dass ich bisher keinen Ersatz für die Erfüllung dieser Bedürfnisse gefunden habe, und Du darfst mir glauben, dass ich es mir da ganz und gar nicht leicht gemacht habe. Ich mache es mir nie leicht.

Hast Du mal Deinen Tonfall überprüft? Diesen Befehlston schätze ich ganz und gar nicht.

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Die Standard-Religionen sind im Laufe der Geschichte immer mal wieder "abgeschafft" worden, in Deutschland zuletzt durch die Reformation und vielleicht nochmals durch die Aufklärung. Und was ist?

Heute sehnen sich eine Reihe Menschen so nach Religion, dass sie entweder Fundamentalisten werden oder Esoteriker.

Religion ist im Gegensatz zur analytischen Betrachtungsweise, die landläufig mit Rationalismus verwechselt wird, ein ganzheitlicher Deutungsansatz für menschliches Dasein. Dieser besteht aus einer möglichst alles umfassenden Vorstellung von der Welt. Dieser Ansatz wird im Laufe der Zeit durch zahlreiche „Ausführungsbestimmungen“ (gesellschaftliche Regeln) ergänzt und erweitert bis hin zu ideologischen Zielvorstellungen, die sogar jenseits des individuellen Lebens liegen können (Welt-Verbesserung).

Im Allgemeinen ist alles „Religion“, nach heutigem Verständnis: „Philosophie einschließlich Religion“. Auch die Metaregeln der Wissenschaft oder die Regeln der Logik und andere analytische Ansätze gehören zu diesen Deutungsmustern. Denn unser Denken verlangt nach einem Verständnis unserer Welt und unseres Lebens. Dass selbst die wissenschaftliche Welt nur auf solchen Deutungsmustern beruht, zeigt sich an den als Umbrüche erlebten Änderungen z. B. von der Makrophysik zur Quantenphysik oder von der Newtonschen Mechanik zur allgemeinen Relativitätstheorie.
Religion ist damit Ausdruck menschlichen Daseins. Religion stirbt also letztlich mit dem Menschen.

Die Negativbeispiele (Wolfskiller) sind nichts weiter, als Auswüchse eines „geregelten Lebens“ weit unterhalb des Deutungsansatzes. Im Gegenteil: Diese Art der Regel-Einbläuung widerspricht den primären Ansätzen christlicher Ethik („liebe deinen Nächsten!“)

Im Übrigen: Die Welt kann man durch nichts "verbessern", einfach deshalb, weil sie weder gut noch schlecht ist. Religion ist nicht generell Schuld an den menschlichen Miseren! Es sind immer Menschen, die handeln - und deren vergleichsweise enge Sicht auf das Dasein.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(10-05-2010, 17:05)Der-Einsiedler schrieb: Hast Du mal Deinen Tonfall überprüft? Diesen Befehlston schätze ich ganz und gar nicht.

DE

Wie meinen? Ich empfinde es eher als überheblich zu behaupten, es gäbe abseits der Religion keine alternativen Deutungen. Ich schreib nachher nochmal was dazu.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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(10-05-2010, 12:36)Der-Einsiedler schrieb: Das Problem scheint mir, dass die anderen Weltanschauungen und "Therapien" keinerlei Trost für Menschen bietet, die schwer leiden oder die Angst vor dem Sterben und dem Tod haben

und wieso nicht?

ich finde die vorstellung, daß mit dem tod alles vorbei ist, außerordentlich tröstlich. ganz im gegensatz zu den höllenängsten, die gläubige ausstehen

Zitat:Ein achselzuckendes "Es ist halt so, damut muss man sich abfinden, das Leben ist endlich, also geniesse es", hilft spätestens im Augenblick des Sterbens eines geliebten Menschen oder gar in eigener Todesbedrohung sehr sehr selten

und die vorstellung, daß er jetzt im ewigen feuer brät, hilft?

Zitat:Es gäbe vielleicht (?) keine Religion, wenn es den Tod nicht gäbe bzw. genauer: wenn der Mensch sich des Sterbens und des Todes nicht bewusst wäre

mag sein. aber religion ist eben nicht nur trost für diesen fall (zumindest fällt mir da nur das fsm ein, das alle sowieso am biervulkan naschen läßt. religionen bauen da meist wesentlich mehr drohpotential auf, was den trostaspekt doch sehr relativiert)

wenns mir um den trost im angesichts des todes geht, bin ich doch mit einer selbstgestrickten alles-wird-gut-fantasie eindeutig besser bedient als mit von anderen vorgegebenen religiösen dogmengebäuden
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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