24-01-2014, 11:38
(24-01-2014, 09:18)Sucher schrieb: Ich habe Dir die Zweite Schöpfungsmythe laut 1. Mos. 2, 5-7+19 zum Nachdenken angeboten, aus der zumindest für mich ersichtlich ist, wie widersprüchlich selbst unmittelbar aufeinander folgender Aussagen in der Bibel sein können.Nun glaub mal nicht, daß Du der erste bist, der das gemerkt hat. Irgendwann sind beide Schöpfungsberichte ja mal so zusammengestellt worden, wie wir sie heute vor uns haben. Spätestens da dürften den Leuten die Widersprüche aufgefallen sein. Wir dürfen ja nicht einfach voraussetzen, daß die damals dümmer waren als wir. Das bedeutet, daß diese Widersprüche die Redaktoren nicht weiter gestört haben. Und das kann nur heißen, daß für sie der Sinn der Erzählungen nicht darin bestand, irgendwelche Tatsachenberichte oder wissenschaftlichen Theorien zur Weltentstehung zu präsentieren.
Der erste Bericht z.B. bekam wahrscheinlich ungefähr zur Zeit des babylonischen Exils seine Bedeutung für das entstehende Judentum, d.h. in einem polytheistischen Milieu, in dem die Gestirne, aber auch Naturerscheinungen als göttliche Wesen verehrt wurden. Im Kontrast dazu stellt der biblische Schöpfungsbericht vor allem klar, daß es nur einen Gott gibt, der alles geschaffen hat, und daß Sonne, Mond und Sterne keine Gottheiten sind, sondern nur mehr oder weniger trübe Funzeln.
Man darf eben nicht den Fehler machen, etwas in die Texte hineinzulesen, was sie eigentlich gar nicht sagen wollen. Wenn man das beherzigt, muß man sich auch nicht ärgern und droht auch nicht im eigenen Geifer abzusaufen.
