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"Was er [Jesus] sagt, ist unerträglich"
#71
(11-11-2018, 20:46)Ulan schrieb: Uebrigens schreibt Papias von einer "hebraeischen" Fassung, aber "Hebraeisch" wurde in alten Texten oft benutzt, auch wenn eigentlich Aramaeisch gemeint war (die meisten christlichen Schreiber haetten das eh nicht unterscheiden koennen).

Wir kennen diese Papias-Behauptung nur über eine Erwähnung bei Eusebius.

Bei Eusebius (h.e. III 39, 16) heißt es:

"Bezüglich Matthäus aber behauptete er: Matthäus hat in hebräischer Sprache die Reden zusammengestellt; ein jeder aber übersetzte dieselben so gut er konnte."


Schon für den Eusebius war das, was Papias zu berichten wusste, von zweifelhaftem Wert. Er hat sich recht abfällig über ihn geäußert (h.e. III 39, 11f.). Er schreibt:

"Nach meiner Meinung hat Papias diese Anschauung zusammen mit alten Erzählungen der Apostel aufgenommen, wobei er das, was die Apostel geheimnisvoll in Andeutungen gesprochen hatten, nicht verstanden hat. Obwohl er, wie man aus seinen Worten schließen kann, geistig sehr beschränkt gewesen sein muss, hat er doch sehr vielen späteren Kirchenschriftstellern,..., Anlass zu ähnlicher Lehre gegeben."

Übrigens hatte Papias  erstmals  Evangelientexte mit Apostelnamen in Verbindung gebracht. In dem von ihm benannten MkEv wollte er ein Petrusevangelium sehen. Mk sei der Übersetzer von Petrus gewesen und habe das, was er von diesem gehört hatte, aufgeschrieben, meinte er. Auch das MtEv wurde von ihm erstmals so benannt. Die Evangelien nach Lk und Joh hat er offenbar nicht gekannt.


Der Neutestamentler R. Schnackenburg schreibt in einem Kommentar zu MtEv:

"Der Verfasser ist nach altkirchlicher Überlieferung, die sich auf Papias (um 130) stützt, der Apostel Matthäus, der im Ev selbst mit dem 'Zöllner' identifiziert wird. Doch dieser Zöllner, der ein Gastmahl für Jesus und seine Jünger veranstaltete, heißt bei Mk 2, 14 (und Lk 5, 27) 'Levi', und erst Mt hat den sonst unbekannten Levi mit dem Apostel gleichgesetzt. Daraus erklärt sich die altkirchliche Überlieferung, aber ohne zureichenden Grund. Auch die aus dem Papias- Zeugnis herausgelesene Annahme eines aramäisch geschriebenen Urmatthäus ist nicht haltbar. Das Mt-Ev ist ein original griechisch geschriebenes Werk, und der Evangelist dürfte ein aus dem (hellenistischen) Judentum stammender Mann der zweiten Generation sein."

Rudolf Schnackenburg, Matthäusevangelium. 2 Bde. 4. Aufl. 2005 Würzburg. Echter Verl. Bd 1, S. 10.
MfG B.
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RE: "Was er [Jesus] sagt, ist unerträglich" - von Bion - 12-11-2018, 01:11

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