(07-01-2019, 18:23)Ulan schrieb: Mustafa hat doch auf das Grundproblem hingewiesen. Die Ableitung von Moral aus der Biologie ist nicht moeglich, da man so auch ausgpesproche utilitiaristisch argumentieren kann. Z.B. waere es doch weitaus vorteilhafter fuer die Gesellschaft als Ganzes, Kranke, Alte und Leute, die keinen Nutzen fuer die Gesellschaft darstellen, zu toeten. Leid kann man vermeiden, indem man das vollkommen schmerzlos macht. Es gibt ja durchaus Gesellschaften, die so wenig Ressourcen zur Verfuegung haben, dass das dort praktiziert wird (Eskimos z.B.). Als Folge haette man sehr viel mehr Ressourcen fuer nuetzliche Dinge uebrig. Welches objektiv ableitbare Prinzip wuerde dem entgegenstehen?
Und ich habe dem Grundproblem jetzt mehrere Argumente entgegengestellt auf die ihr gerne direkt eingehen könnt, denn für mich stellt das eben kein Problem dar. Inwiefern mindert, dass das Leid der Gesellschaft alte und kranke zu töten, dass würde ich gerne verstehen? Ich glaube nicht, dass du das Prinzip verstanden hast, denn das Axiom des Leidens funktioniert nicht wie schon oben öfter erwähnt, als moralisches Oberhaupt, wie bei einem religiösen führer, sondern Orientiert sich an der Wissenschaft und ich denke unsere Technik und unser Fortschritt ist weit genug, damit wir eben kein Leid vermindern, indem wir alte kranke schwache oder andersweitig behinderte Menschen töten und das lässt sich auch leicht nachweisen. Unsere Gesellschaft ist eben fortschrittlich genug, dass eben nicht das Leid vermindern würde, sondern es eben behindern würde. Was du auch nicht verstanden hast, ist das Sam Harrises Moraltheorie eben auch funktioniert für eine kleine Eskimo Gesellschaft, denn wenn es wirklich das Leid nachweislich vermindert, dass man sich hier den kranken entledigt, dann ist dies natürlich aus der Situation der Eskimos zu betrachen, die keine andere Möglichkeit hatten. Es geht hier ja darum die faktischen Konsequenzen abwägen zu können und dies tut man eben, wenn man sich einer Moraltheorie belehrt, die einem das möglich macht. Auch habe ich schon oben argumentiert, dass diese Art von Moral gar nicht Utilitaristisch sein kann, weil sie kein ideal hat oder ein ideologisches Prinzip auf dessen sie aufgebaut wird, weil eben die Axiome veränderbar sind je nach Forschungsergebnissen. Es würde also davon abhängen nach welchem bestreben sich die Biologie des Menschen ausrichtet. Ich finde es auch sehr naiv anzunehmen und davon auszugehen, dass der Mensch biologisch gesehen absolut neutral auf die Erde kommt, also keine biologischen Indikatoren dafür hat, was für ihn gut oder schlecht ist. Eben dieses Grundaxiom, dass die Biologie eines Menschen indikatoren dafür hat eine Moral aufzubauen. Diese subjektive Art von Moral deren wir uns jetzt bedienen die an einen Gesellschaftsvertrag gebunden ist, ist doch nichts anderes als ein Gesellschaftsvertrag den die Religion mit Gott abschließt. Mein einziges anliegen ist, dass man sich für die Idee aufschließt, dass dieses Grundaxiom, nämlich dass die Biologie uns eben doch eine Richtung weisen kann und das tut sie so oder so, denn beim abschließen dieses Gesellschaftsvertrages wird doch genau dies benutzt.
Nächstes Argument: Der Gesellschaftsvertrag der subjektiver Art zustande kommt, ist eine Ansammlung von den Interessen und persönlichen Präferenzen aus unserer Gesellschaft. Nun, ist es nicht bisschen naiv anzunehmen, dass diese Gesellschaftsverträge fernab von jeder biologischen Indikation stattfinden? Ist Menschenwürde nur so eine dahergelaufene Idee, die sich aus einem Gesellschaftsvertrag ergibt? Ich denke ehrlich gesagt, das ist sehr wahrscheinlich nicht der Fall, denn ich sehe nicht wie das menschenunwürdige Nazi-Regime hier einen Äquivalenzposten in Sachen ihrer Moral beziehen kann. Falls weitere Gegenbeispiele gegen diese Art von Moraltheorie jemanden einfallen, kann er sie gerne aufbringen und ich kann weiter erläutern, warum ich denke, dass dies kein Argument dagegen sein kann.


