17-01-2019, 00:16
(15-01-2019, 23:33)Ekkard schrieb: Wir haben komplett unterschiedliche Auffassungen, was Wissenschaft, insbesondere Naturwissenschaft ist und tut. Auf dieser Basis kann man das Problem nicht diskutieren.
Wissenschaftlich ist es, was unser Problem angeht, Tausende Menschen nach ihren Empfindungen zu fragen und z. B. mit ihrem Fortpflanzungserfolg über lange Zeiträume zu korrelieren. Nehmen wir an, dabei zeigt sich dass leidarme Leute mehr Kinder bekommen.
Heißt das für dich: Es ist ethisch besser, für weniger Leid zu sorgen?
Wenn du diese Frage deshalb bejahst, dann trägst du deinen Maßstab "besser" in diese Korrelation hinein (und verlässt damit die wissenschaftliche Methode). Denn ethisch genauso gut wäre es, für mehr Leid und damit weniger Kinder zu sorgen, deine Bedingung im Hinterkopf, dass es in bestimmten Situationen besser ist, weniger Nachwuchs zu erzeugen.
Übrigens taugt die Arterhaltung nicht als ein wissenschaftlicher Maßstab. Das hängt nämlich von der Konkurrenz um den Lebensraum ab. Affen haben ein anderes Verhältnis zu Ansprüchen der Spezies homo!
Ich werde diese Frage doch in diesem konrekten Beispiel nicht beantworten, sondern dafür ist doch dann die Biologie zuständig. Die Biologie wird auch nicht von der Befragung abhängen, sondern davon, was eben faktisch nachweisbar ist in diesem Moment und was nicht. Deine Frage ist viel zu einsichtig, denn es geht bei Arterhaltung ja nicht nur um einen Fortpflanzungserfolg, sondern auch darum ob dies der Arterhaltung dient oder nicht und wenn es in diesem speziellen Fall der Arterhaltung dient, dann muss man das biologisch abwägen und sich eben die Sachlage anschauen.
Die Arterhaltung ist nur ein Beispiel gewesen und soll natürlch nicht als absoluter Maßstab gelten, da ich mich nicht so gut mit den biologischen Gegebenheiten auskenne, denn da kann ein anderer bestimmt besser antworten.
Es geht hier doch nicht um die Konkretieserung der Theorie, denn wenn wir schon bei dem Punkt wären, eine konkrete Moraltheorie über die Biologie zu definieren, dann wären wir ja schon längst über den Punkt hinaus, dass die Biologie so etwas kann. Der Streitpunkt auf den wir hier doch eingehen sollten, ist der, dass die biologischen Gegebenheiten von allen Arten eben solche Soll-Forderungen in sich tragen. Mein großer Kritikpunkt ist eben der, dass wir schon Soll-Forderung durch unsere Biologie mit bekommen, also dass sich in unserer DNA schon solche konkreten Soll-Forderungen befinden. Das Axiom soll ja an diese Stelle treten, denn es soll ja festlegen, dass diese Soll-Forderungen eben in unserer Biologie existieren, welche das sind, darüber kann ich hier ja nur spekulieren und meine bisherige Erfahrung mit euch teilen, aber das es diese Soll-Forderungen schon gibt und wir hier dann ein Axiom setzen könnten, darüber würde ich eher gerne diskutieren.
Die eigentliche Frage die es auch zu diskutieren gilt, die bezieht sich direkt auf unser Zusammenleben. Lassen sich unsere jetzigen Moralforderungen, nicht auch auf solche biologischen Soll-Forderungen reduzieren? Als Beispiel würde ich hier das Nicht-Töten nehmen, denn für mich scheint es schlüssiger, dass sich dieses Nicht-Töten nicht aufgrund einer gesellschaftlichen Vereinbarung herausgebildet hat, sondern deswegen, weil es Evolutionsbiologisch eben ein Vorteil für die Gesellschaft war und weil eben solche evolutionären Fakten hinweisen, dass die Biologie uns eben sozusagen "vorgibt" was wir tun sollten und was nicht. Warum sich z.B in früheren Gesellschaften die Leute gegenseitig ins Grab befördert haben lässt sich damit auch erklären, denn wenn es biologisch von Vorteil war, dass man sich den Kopf einschlägt, wenn fremde Gefahr droht, dann scheint es für mich schlüssig anzunehmen, dass die menschliche Moral sich daran richten lässt, was für sie biologisch von Vorteil ist.