(19-01-2019, 19:59)Ulan schrieb:(19-01-2019, 15:57)Claro schrieb: Es sollte aber deiner Annahme widersprechen, da ich nicht denke, dass der Hang zum Krieg und zur Gewalt angeboren ist, da diese Vorkommen und Verhaltensweisen das Leben gefährden.
Angeboren ist aber mMn, das eigene Leben zu schützen.
Letzteres muss aber auch manchmal durch Anwendung von Gewalt erfolgen, und Menschen tun das halt auch proaktiv. Schimpansen ziehen z.B. in den Krieg, wenn ihre Gruppe zu gross geworden ist, als dass ihr Territorium noch genug Resourcen fuer alle abwerfen wuerde. Auch wenn Nachbargruppen ihr Territorium erweitern, wird in den Krieg gezogen, um die eigene Resourcengrundlage zu erhalten. Dabei wird durchaus in Kauf genommen, dass im Falle des Todes zu vieler eigener Mitglieder die eigene Gruppe dem Untergang geweiht ist. Da diese Vorgehensweisen weitgehend den unseren entsprechen, wuerde ich sagen, dass das Verhalten aelter ist als der Split zwischen Schimpansen und Menschen, also bereits angelegt ist.
Gewalt wird natuerlich auch fuer den Aufstieg in der sozialen Rangordnung eingesetzt. Die moderne Gesellschaft versucht dieses Gewaltpotential zu kanalisieren, unter anderem durch das staatliche Gewaltmonopol. Personen mit solchen Charakterzuegen haben heute die Spielwiese von Politik und Wirtschaft. Es gibt ja durchaus ernstzunehmende soziale Untersuchungen, die feststellen, dass ein Grossteil der gesellschaftlichen Fuehrungspersonen "asoziale" Zuege zeigen, also viele eigentlich negativ besetzte Charaktereigenschaften besitzen.
Gut, ich gehe hierbei vom Soll Zustand und von dem was auch potenziell möglich ist, aus.
Tiere haben keine andere Wahl, da sie instinktgesteuert sind, also auf gewisse Reize automatisch mit Gewalt reagieren.
In aller Regel greift der Mensch zur Möglichkeit einer gewaltsamen Auseinandersetzung aber erst, wenn er in die Enge getrieben, alle anderen gewaltlosen Möglichkeiten ausgeschöpft hat.
Durch sein Bewußtsein stellt er doch vernünftigerweise das Leben, erst einmal sein eigenes, an oberste Stelle.
Da jede Zelle nach Leben strebt, ergibt sich der Krieg, die Gewalt, das Zerstörende aus den äußerlichen Umständen,aus der Bedrohung als ein Einzelner unter vielen, und ist den Lebewesen ansich nicht angeboren.
(19-01-2019, 19:59)Ulan schrieb:Vollständig nicht, da der Mensch durch seine Vereinzelung immer irgendwie einer imaginären Bedrohung von außen, durch andere, ausgesetzt ist.(19-01-2019, 15:57)Claro schrieb: Ob rational oder irational , fällt dieses Gefühl des Bedrängtsseins weg, fehlt auch das Bedürfnis nach Gewalt.
Nein, nicht vollstaendig. Auch Menschen ist das Aufstellen einer Rangordnung innerhalb der Gruppe zu eigen, und zur Erreichung von Fuehrungspositionen wird halt auch Gewalt in verschiedenster Form angewandt, auch wenn das heutzutage weitgehend ritualisiert ist. Uebrigens verweise ich hier auf die Ergebnisse der Spieltheorie. Die beste Strategie fuer eine Gruppe ist es, wenn sich die meisten Mitglieder an "die Regeln" halten, also fair handeln, eine Minderheit dies aber nicht tut, also andere zu eigenem Vorteil ausnutzt. Es gibt also einen "zu harmonischen" Zustand.
Aber soweit, dass dieser ohne Gewaltanwendung damit fertig werden kann.
Das Aufstellen von Rangordnung kann auch friedvoll, vernünftig verlaufen.
Warum kann es einen zu friedlichen Zustand geben?
(19-01-2019, 19:59)Ulan schrieb:Zwang wäre diesbezüglich genau der falsche Weg.(19-01-2019, 15:57)Claro schrieb: Bewaffnen sich Teile davon, ist es keine pazifistische bzw friedfertige Menschheit mehr, sondern schon eine potenziell gewaltbereite Menschheit.
Prinzipiell halte ich eine pazifistische Menschheit nicht für unmöglich, da die tatsächliche Gewalt in aller Regel, das letzte Mittel der Wahl ist
Ich glaube nicht, dass das ein gangbarer Weg ist. Unter Blinden ist der Einaeugige Koenig, wie es so schoen heisst. Es gibt immer gewaltbereite Menschen, und so lange wir unsere Genetik nicht aktiv manipulieren oder die lueckenlose Ueberwachungssgesellschaft einfuehren, wird das wohl auch immer so sein. Unter diesen Bedingungen halte ich eine vollkommen unbewaffnete Gesellschaft fuer blauaeugig und potentiell suizidal.
Die Unterweisung und Schulung des Einzelnen sollte dahingehend verlaufen, dass dieser Freude daran hat das Leben zum blühen zu bringen, es nach seinen Fähigkeiten zu entwickeln.
Abgesehen von unheilbaren Soziopathen, kommen selbst gewaltbereite Menschen in einem friedvollen, vernünftigen Umfeld relativ schnell zur Besinnung.
Auf die Allgemeinheit bezogen, wäre das erst einmal eine Vision, die aber schon im Menschen angelegt ist, da sie in kleinen Gruppen auch genau so schon funktioniert.