22-01-2019, 01:58
(22-01-2019, 00:13)Mustafa schrieb: Holmes, du hast deine Vorstellungen davon, wie wir Moralentscheidungen treffen sollten, ausführlich dargelegt.
Zugespitzt verstehe ich es so:
Du legst dein komplettes Vertrauen in diese 'dicke, wissenschaftliche Studie', sprich der Mega-Datenbank und nimmst dazu die heute 'bestmöglichen' Auswertungsalgorithmen.
Wobei du das Ziel, welches 'bestmöglich' erreicht werden soll, auch nicht selber bestimmen, sondern ebenfalls aus der 'Dicken Studie' rauslesen willst (wie auch immer dieser Zirkelschluß gelingen soll).
Wo steht, dass das Ziel aus einer Studie herausgelesen werden soll? Du hast das leider falsch verstanden, denn meine Rahmenbedinungen unter denen ich wissenschaftlich forschen kann, die trifft die Natur. Man nehme physikalische Axiome, die werden nicht von den Physikern bestimmt oder irgendwelchen Vereinbarungen, sondern von den Rahmenbedingungen die uns die Natur liefert. Du setzt deine Kritik auch dort an wo ich sie gar nicht nachvollziehen kann, denn alles was dort beschrieben wird, ist die naturwissenschaftliche Methodik.
Den Zirkelschluss hast du dir leider selber eingehandelt und ich verstehe auch nicht woher du rausließt, dass die "Dicke Studie" ihr Ziel selber bestimmen soll.
Ein Messfehler hat auch nicht jene Auswirkungen die dir hier vorschweben. Da mein Beispiel mit der Menschenwürde von mir sehr schlecht beschrieben wurde, sollte ich das hier auch nochmal ausführen.
Da Menschenwürde jedem Menschen einen sozusagen "unendlichen Wert" zuspricht, könnte man ja ein Gedankenexperiment wagen. Dürfen wir einen Menschen töten um dafür alle anderen zu retten? Immerhin hat dieser eine Mensch einen unendlichen Wert, also dürfen wir natürlich nicht einen Menschen töten um alle anderen dafür zu retten, weil das eben gegen dieses Prinzip vertößt. Man darf Menschenleben also nicht gegeneinander abschätzen, das ist eine sehr radikale Form der Menschenwürde und findet natürlich Abstufungen im Gesetz, dazu hatten wir auch mehr oder weniger eine Diskussion. Das Beispiel mit dem Piloten, der ein Passagierflugzeug zum absturz brachte um somit mehreren tausenden Menschen das Leben zu retten ist eines dieser Beispiele. Das Gesetz mit der Menschenwürde stößt also in manchen Fällen schnell an seine Grenzen.
Ideologische Fehler, wenn wirklich von überzeugten Menschen durchgeführt haben jedoch schreckliche Konsequenzen, dass muss ich hier doch eigentlich keinem erzählen? Denn ideologische Fehler sind für die größten Probleme der Menschheit verantwortlich.
Ich habe auch nirgends die Menschenwürde als Unfug bezeichnet, das ist eine Unterstellung die ich sehr traurig finde. Ich habe eine radikale Auslegung, die ich hier grade beschrieben habe als Unfug beschrieben und das impliziert natürlich nicht, dass das ganze Konzept der Menschenwürde unfug ist, sondern das eben auch die Idee der Menschenwürde Situationen erzeugen kann, die man als Unfug betiteln kann. Keine "Idee" enthält nur "gute" oder "schlechte" Dinge, aber jene Ideen, wenn sie schlechte enthalten, sind meistens unkorriegierbar, wenn sie von den richtigen Leuten umgesetzt wird.
Deinen letzten Kritikpunkt, kann ich auch leider nicht nachvollziehen, denn deine Empfindungen, Erfahrungen und Gesellschaftskonventionen werden doch in der Studie auch berücksichtigt. Ich denke ihr stellt euch die Studie als einen absoluten Herrscher über Raum und Zeit vor, der jedem vorgibt was er zu tun und lassen hat, aber da habt ihr glaub ich ein falsches Bild im Kopf. Der einzige Grund warum ich lieber den Richter Natur habe, ist der dass ich keine ideologischen bzw. weltanschaulichen Einflüsse in unserem Umfeld haben will, die dann eben auch die Moral bestimmen können. Es ist eben der Gedanke, dass eine subjektive Moral zu einer absolut schrecklichen Vorstellung der Welt führt, weil der Mensch sich öfters in etwas verharren kann, was er erst durch blutige Schlachten lernen kann und diese brauchen wir nicht, wenn wir sofort aus unserer Natur der Dinge lernen können. Ich probiere ja genau Gegenteilig zu argumentieren, weil ich denke, dass man sich der weltanschauliche Komponente dadurch entledigen kann.