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Macht Theodizee Glauben unmöglich?
#1
Interessanterweise (vielleicht bin ich auch zu doof zum Suchen^^) gibt es dieses Thema so direkt noch nicht.

Meine Problematik ist folgende: Meiner Ansicht nach folgt auf ein konsequentes Durchdenken der Theodizeeproblematik konsequenterweise eine atheistische Haltung als einzig adäquate Antwort. Jetzt gehe ich aber davon aus, dass ich nicht der intelligenteste Mensch der Welt und imstande bin, als Einzige die Wahrheit zu erkennen - die Tatsache, dass so viele Menschen trotz Theodizee an Gott glauben, lehrt mich also, dass ich irgendeinen Aspekt nicht bedacht habe.

Und das führt mich direkt zu meiner Frage: Wieso glaubt ihr an Gott, trotz der Theodizeeproblematik, trotz all des Leids auf der Welt?
Was übersehe ich?

Bin sehr auf eure Antworten gespannt Icon_cheesygrin

Glüßle!
#2
Wir haben eine Funktion namens "Suche" oben rechts. Mal ausprobieren, fördert viele auch gute Beiträge zu Tage.
Z. B. verweise ich auf meine partielle Antwort unter Theozidee.
(21-06-2012, 14:18)Keksdose schrieb: Meine Problematik ist folgende: Meiner Ansicht nach folgt auf ein konsequentes Durchdenken der Theodizeeproblematik konsequenterweise eine atheistische Haltung als einzig adäquate Antwort.
Nein, der Denkfehler - nicht nur deiner! - ist ein zu einfaches Gottesbild, das nicht leisten kann, was die betreffenden Gläubigen von ihm verlangen.

(21-06-2012, 14:18)Keksdose schrieb: ..., lehrt mich also, dass ich irgendeinen Aspekt nicht bedacht habe.
Ein Aspekt ist sicher, dass viele Gläubige soweit nicht denken. Wenn man aber genau hinsieht, dann verlangen viele Vorstellungen von Gott, so zu sein, wie ein gütiger Mensch, dem alle Ressourcen des Universums zur Verfügung stehen. Ob dies der Fall, ja überhaupt möglich ist, übersteigt die Erkenntnismöglichkeit hier auf Erden. Über die Seinsweise Gottes wissen wir definitiv nichts. Was in den Hl. Schriften steht, sind von Menschen in Worte und Sätze gegossene Vorstellungen. Diese haben eine ganz andere Aufgabe, als die Seinsweise Gottes zu beschreiben.
Im Grunde handelt es sich um Postulate, also Vorbilder, wie der Mensch seine eigene Seinsweise regeln, möglichst verbessern soll, um mit Mitmensch und Welt einvernehmlich zu leben.

Selbst ein im Gebet vorgetragenes Anliegen stellt mehr eine meditative Bearbeitung dar. Es ist eine alter Erfahrungsweisheit, dass sprachlich formulierte Anliegen häufig ihren Horror verlieren und damit der Verarbeitung zugänglich werden. (Deswegen ärgern mich auch Worthülsengebete vor versammelter Gemeinde!).

(21-06-2012, 14:18)Keksdose schrieb: Und das führt mich direkt zu meiner Frage: Wieso glaubt ihr an Gott, trotz der Theodizeeproblematik, trotz all des Leids auf der Welt?
Was übersehe ich?
Du übersiehst, dass die Vorstellung von Gott verantwortlichen Umgang mit der Mitwelt verlangt, dass Gottesbilder nicht Gott selbst sind, dass niemand über Gott selbst Bescheid weiß, und dass Gott kein Reparaturbetrieb für eine Welt voller Katastrophen ist. Wenn letztere auftreten können, müssen wir (verantwortlich!) Vorsorge treffen. Ausschließlich darin vollzieht sich Gott in dieser Welt, wenn überhaupt!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#3
Hm, nach meiner Meinung ist dieser Theodizee relativ und kann da wirklich nicht als "Problematik" ansehen - es beschränkt sich schon zum Teil auf die subjektive Warnehmung von Leid etc. und der dazugehörigen "Erwartung" von einem "übernatürlichem" Bildniss dem gerecht zu werden zu müssen und wirft da Fragen auf.

" Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg? "

Finde, solche Schlußfolgerungen sind eher sehr Subjektiv auf emotionaler Ebene mit einer schlußfolgernden Erwartungshaltung. Daher kann ich darin nicht wirklich eine plakatierte Problematik erkennen, sondern eher nur eine subjektive Annahme auf seiner eigenen Erwartungshaltung gegründet.
#4
(21-06-2012, 17:24)Ekkard schrieb: Nein, der Denkfehler - nicht nur deiner! - ist ein zu einfaches Gottesbild, das nicht leisten kann, was die betreffenden Gläubigen von ihm verlangen

wer die schuld allein auf die gläubigen abwälzen will, unterschlägt, daß ja gerade dieses gottesbild auch gepredigt wird

(21-06-2012, 17:24)Ekkard schrieb: Wenn man aber genau hinsieht, dann verlangen viele Vorstellungen von Gott, so zu sein, wie ein gütiger Mensch, dem alle Ressourcen des Universums zur Verfügung stehen. Ob dies der Fall, ja überhaupt möglich ist, übersteigt die Erkenntnismöglichkeit hier auf Erden. Über die Seinsweise Gottes wissen wir definitiv nichts. Was in den Hl. Schriften steht, sind von Menschen in Worte und Sätze gegossene Vorstellungen. Diese haben eine ganz andere Aufgabe, als die Seinsweise Gottes zu beschreiben

das sollte man mal den frommen kirchenleuten sagen

(21-06-2012, 17:24)Ekkard schrieb: Du übersiehst, dass die Vorstellung von Gott verantwortlichen Umgang mit der Mitwelt verlangt, dass Gottesbilder nicht Gott selbst sind, dass niemand über Gott selbst Bescheid weiß, und dass Gott kein Reparaturbetrieb für eine Welt voller Katastrophen ist. Wenn letztere auftreten können, müssen wir (verantwortlich!) Vorsorge treffen. Ausschließlich darin vollzieht sich Gott in dieser Welt, wenn überhaupt!

anders gesagt: du glaubst nicht an einen gott, wie er üblicherweise vesratnden wird. "gott" ist für dich nur eine hohle chiffre für alles mögliche, das du für wünschenswert hältst, aber genausogut ohne transzendenzbezug denkbar und möglich wäre

wer nicht an gott glaubt, für den ist freilich die theodizee kein problem. weiß ich ja von mir selber
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#5
(21-06-2012, 18:23)Artist schrieb: " Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg? "

Finde, solche Schlußfolgerungen sind eher sehr Subjektiv auf emotionaler Ebene mit einer schlußfolgernden Erwartungshaltung. Daher kann ich darin nicht wirklich eine plakatierte Problematik erkennen, sondern eher nur eine subjektive Annahme auf seiner eigenen Erwartungshaltung gegründet.

elegant drumherumgeredet bzw. einfach mal ein denkverbot ausgesprochen - weil ihr darauf keine antwort habt, verbittet ihr euch die frage

die fragen sind mehr als berechtigt, ja es wäre für einen denkenden menschen eine beleidigende zumutung, sie nicht zu stellen

meine antwort:

wenn es einen gott gäbe, er wäre mißgünstig und/oder schwach, um in deiner (zitierten) diktion zu bleiben
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#6
(21-06-2012, 20:06)petronius schrieb: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg? "
Weil sein Regenbogen das Zeichen ist, das es keine Sintflut mehr geben wird. Alles Übel der Welt verursacht nur der Mensch.
#7
(21-06-2012, 20:26)indymaya schrieb:
(21-06-2012, 20:06)petronius schrieb: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg? "
Weil sein Regenbogen das Zeichen ist, das es keine Sintflut mehr geben wird. Alles Übel der Welt verursacht nur der Mensch.

Gute Erkenntnis. Aber wozu braucht es dann noch Gott?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
#8
Auch HIER wurde zur Theodizee-Frage geschrieben!

Angesichts des Holocausts lassen sich für die Illusion vom allmächtigeren und zugleich allgütigen Gott keine nachvollziehbaren Argumente mehr finden, meine ich.

indymaya schrieb:Alles Übel der Welt verursacht nur der Mensch.

Der wiederum die Erfindung eines angeblich allwissenden, allmächtigen und allgütigen Gottes ist.

Mit frommen Sprüchen ist das Theodizee-Problem nicht aus der Welt zu schaffen.
MfG B.
#9
(21-06-2012, 20:06)petronius schrieb: elegant drumherumgeredet bzw. einfach mal ein denkverbot ausgesprochen - weil ihr darauf keine antwort habt, verbittet ihr euch die frage

die fragen sind mehr als berechtigt, ja es wäre für einen denkenden menschen eine beleidigende zumutung, sie nicht zu stellen

du unterstellst mir ganz schön was, aber das sind auch schon so "typisch" atheistische abblockreaktionen. da frag ich mich woher tatsächlich dieser "denkverbot" herkommt das man gerne anderen plakatiert.

für mich ist das theodizee erst garkein problem was so von manchen ecken so ziemlich dramatisiert wird weil ich diese "grundvorstellung" erst garnicht habe was dahingehend gebildet und kritisiert wird.

daher kommts für mich so rüber als würd man aus einer mücke einen dramatischen elefanten machen und diesen ballon aufblasen, nur weil man selbst der auffassung ist.

(21-06-2012, 20:06)petronius schrieb: meine antwort:
wenn es einen gott gäbe, er wäre mißgünstig und/oder schwach, um in deiner (zitierten) diktion zu bleiben

ja der eine verliert einen finger ist direkt theodizee, der andere hat noch ne familie, trotz behinderung also ist der irgendwo glücklich.

der eine verliert alles an familie, also denkt er sich alles böse.
der andere kann noch irgendwo sein künstlerischem talent nachgehen also alles gut, trotz trauer.

also subjektiv und völlig different - daher kann ich da kein tatsächlich objektives problem sehen.
#10
Gottesvorstellungen sind ein subjektives Problem, Religion und theokratische Gesellschaftsentwürfe dagegen ein objektives ...
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
#11
(21-06-2012, 22:54)Artist schrieb: für mich ist das theodizee erst garkein problem was so von manchen ecken so ziemlich dramatisiert wird weil ich diese "grundvorstellung" erst garnicht habe was dahingehend gebildet und kritisiert wird.

Das sehe ich auch so.

M.E. werden da Gottesbilder so gestrickt, dass sich ein logischer Konflikt ergibt.

Das ist nicht nur aufgrund der Frage, wieso sich "Gott" und seine Seinsweise irgendeiner menschlichen Logik unterzuordnen hätten, abwegig, auch mißachtet es die natürlich sehr differente Wirklichkeit der Menschen und ihrer Gotteswahrnehmungen.

Im Grunde genommen läuft es darauf hinaus, Gott in Formeln wie eben "allmächtig" oder/und "allgütig" zu pressen, ungeachtet dessen, dass diese Begriffe in der Religion immer nur als Assoziation zu sehen sind, weil man Gott nicht in solch simple Modelle stecken kann.
#12
(21-06-2012, 14:18)Keksdose schrieb: Und das führt mich direkt zu meiner Frage: Wieso glaubt ihr an Gott, trotz der Theodizeeproblematik, trotz all des Leids auf der Welt?
Was übersehe ich?

Das meiste Leid ist wohl selbstverschuldet. Diese Frage wird besonders in bezug auf unverschuldetes Leid gestellt, wenn also z.b. Kinder oder Tiere, die einfach keine Chance haben, einfach nichts dafür können, leiden müssen. Die beste verstandesgemäße Erklärung darauf habe ich bei einem indischen Mystiker (Aurobindo) gefunden: "Das Rätsel dieser Welt"
+http://www.kleine-spirituelle-seite.de/tl_files/template/pdf/aurobindo-das_raetsel_dieser_welt.pdf
#13
Ich ergänze mal ein Bisschen Radikalität:
Wer wirklich an Gott glaubt, IHN so glaubt, wie er wirkmächtig in der Bibel als von Menschen erlebt beschrieben wurde, der übernimmt eine fast nicht zu ertragende Verantwortung für alles Geschaffene: Kain für Abel, egal, wie der Bursche Gott für sein Anliegen vereinnahmt hat (Opferwettbewerb), Jesus für die Unterdrückten, gleichgültig, ob die Machtverhältnisse dies hergeben, oder wir heutigen für das Flüchtlingselend auf der Welt, gleichgültig, wie wir zu Konflikten und Flüchtlingen sonst stehen mögen.

Gotteskind sein zu wollen, heißt also in gar keinem Fall, nach dem Reparateur zu rufen, sondern selbst die "Zange" in die Hand zu nehmen. Alles andere sind Lippenbekenntnisse.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#14
(21-06-2012, 20:26)indymaya schrieb: Weil sein Regenbogen das Zeichen ist, das es keine Sintflut mehr geben wird. Alles Übel der Welt verursacht nur der Mensch.

du sollst doch nicht immer von dir auf andere schließen

und regenbogen?

du bist wirklich ein meister des zusammenhanglosen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#15
(21-06-2012, 22:54)Artist schrieb: du unterstellst mir ganz schön was, aber das sind auch schon so "typisch" atheistische abblockreaktionen. da frag ich mich woher tatsächlich dieser "denkverbot" herkommt das man gerne anderen plakatiert

hast du nun das problem für nicht existent und daher jedes nachdenken darüber für obsolet erklärt oder nicht?

(21-06-2012, 22:54)Artist schrieb: für mich ist das theodizee erst garkein problem was so von manchen ecken so ziemlich dramatisiert wird weil ich diese "grundvorstellung" erst garnicht habe was dahingehend gebildet und kritisiert wird

selbiges gilt für mich - und trotzdem denunziere ich die von der theodizee durchaus aufgeworfenen logischen widersprüche nicht als "Subjektiv auf emotionaler Ebene "

(21-06-2012, 22:54)Artist schrieb: daher kommts für mich so rüber als würd man aus einer mücke einen dramatischen elefanten machen und diesen ballon aufblasen, nur weil man selbst der auffassung ist

wenn got als allmächtig und liebend behauptet wird, besteht das logische problem "theodizee2 . da beißt die maus keinen faden ab. ob du selber eine solche behauptung aufstellst, ist dafür irrelevant

(21-06-2012, 22:54)Artist schrieb: also subjektiv und völlig different - daher kann ich da kein tatsächlich objektives problem sehen.

du nicht - weil du nicht begreifst, daß logik objektiv ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


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