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An einer Stelle habe ich ausführlich den Stellenwert von Göttern aus Sicht des Buddhismus erläutert.
An anderer Stelle, dass bestimmte Bewusstseinsformen und -aspekte [im Vajrayana] behelfsweise in Gestaltform visualisiert werden (Dhyani-Buddhas und deren Ableitungen).
Das Problem ist, dass Außenstehende, in Ermangelung der Kenntnis der Lehre, diese Figuren sehen und daraus schlussfolgern und glauben, dass Buddhisten Götter verehren. Dieses Missverständnis entsteht durch unsere westliche Prägung, auch durch die Schule usw., was man so gelernt und gehört hat, vom primitiven Animismus bis über den germanischen Götterglauben/Walhalla, und schließlich zu den altgriechischen und römischen Göttern, was man gewohnheitsmäßig übernimmt, weil man diese Art Sichtweise so gelernt hat. Dann wird salopp so ein Satz in den Raum geworfen wie, ob Buddha sich an den "Bückveranstaltungen zu Ehren von Göttern" beteiligt habe. Ein "lustiger" Trigger, der mal etwas anderes ist als langweilige Darstellungen und Aufdröselungen, und auf scheinbar witzige Weise herausfordert.
Ich unterstelle Dir einfach mal, in freundlicher Stimmung, wohlgemerkt, dass Dich meine spezifischen Erläuterungen von vor ein paar Tagen in Wirklichkeit gar nicht interessiert haben.
Doch mit solcherart Hintergrund wird es schwierig: wo soll man dann da ansetzen?
Ich gehe davon aus, dass der Buddha Gautama in seiner Kindheit eingebettet war in weltliche und religiöse Rituale. Man kann hier nicht von Hinduismus sprechen, denn vor 2500 Jahren war das, was wir heute als "Hinduismus" zusammenfassen, auf jeden Fall noch anders. Man kann nur sagen, dass sich die religiöse Gerichtetheit damals mit Sicherheit von den Veden herleitete. Er hatte seine Stellung in seiner Herrscherfamilie, und mit ebensolcher Sicherheit hat er diese Rituale mitgemacht, wozu ja auch Verneigungen gehören.
Interessanterweise gibt es eine Legende, in der Gott Brahma, genauer gesagt, ein bestimmter Aspekt des Gottes Brahma, sich vor dem Buddha verneigt (also umgekehrt, als Du es denkst). Ich fasse das hier mal vereinfacht zusammen:
Laut buddhistischen Überlieferungen erschien Brahma Sahampati Buddha nach dessen Erleuchtung und bat ihn, seine Erkenntnisse mit der Welt zu teilen. Der Gott erkannte Buddhas Weisheit und verneigte sich respektvoll vor ihm, um ihn zu ermutigen, den Dharma zu lehren.
Diese Legende unterstreicht die Bedeutung von Buddhas Lehre und zeigt, dass selbst göttliche Wesen seine Erleuchtung anerkannten.
Jetzt komme ich noch gern auf "Dorje Sempa" zu sprechen. Dies ist der tibetische Name für (skrt.) Vajrasattva.
Du musstest das auch erstmal googeln, denn Du warst neugierig, wo ich mir meinen hiesigen Avatar-Namen hergesucht habe, nicht wahr?
Vajrasattva ist eine Meditationsgestalt von bestimmter Farbe (Weiß), die sich von dem Dhyani-Buddha Akshobhya (einer von fünf, in der Farbe Blau zu visualisieren) herleitet. Diese Visualisationsgestalt des Vajrasattva, oder Dorje Sempa, ist über den Link, den Du angegeben hast, als Reinigungspraxis beschrieben, wie es bei den Traditionstibetern allgemein üblich ist. Ich selbst habe allerdings in den Neunziger Jahren eine andere Praxis gelernt, eine erkenntnisbasierende Praxis. Die stand im Orden des AMM, wo ich damals Mitglied war, im Mittelpunkt. Aber da unsere Übung damals auf dem Schwerpunkt "Erkenntnis" lag, hatte sie auch in der Visualisation andere Schwerpunkte als hier bei den Traditionstibetern.
Der Orden hat sich vor ungefähr 20 Jahren aufgelöst, ich erlaubte mir eine Verschnaufpause und bin dann bei den Karma-Kagyüs, also einer traditionstibetischen Richtung, eingestiegen. (Trotzdem kannte ich bis jetzt diese Webseite, die Du hier eingestellt hast, noch nicht, also vielen Dank dafür!).
Als ich 2010 beim AMM die Vajrasattva-Praxis als Reinigungspraxis kennenlernte, hatte ich natürlich noch meine bisherige Erkenntnis-Praxis in Erinnerung. Ich erlaubte mir eine Synthese von beiden, die ich mir so zusammenstellte, dass es kompatibel für mich war. Leider sind die traditionstibetischen Lamas, im Gegensatz zu dem Geist, der im AMM herrschte, so konservativ, dass sie eine derartige Ableitung nicht erlauben würden, und weil mir das schon von vornherein klar war, schwieg ich darüber. Wie dem auch sei, ich kam gut damit zurecht, und das ist ja die Hauptsache.
Die verschiedenen Gestalten, die man während der Meditation visualisiert, verkörpern, wie schon gesagt, Bewusstseinsaspekte und -qualitäten.
Sie sind also keinesfalls als Götter zu verstehen, das wäre vollkommen kontraproduktiv und abwegig, und das ist ja auch einleuchtend, da es absurd wäre, eine Bewusstseinsqualität anzubeten. Allerdings kann es geschehen, dass einem während der Visualisation eine innere Erkenntnis aufkommt, die so wirkt, dass man innerlich zutiefst bewegt ist und man das Bedürfnis hat, das zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht unmittelbar, vielleicht aber auch im anschließenden Tagesablauf.
Wichtig ist, die Visualisation schrittweise aufzubauen und, nachdem man sie, so gut man kann, eine Weile gehalten hat, in umgekehrter Reihenfolge wieder aufzulösen. Andernfalls besteht die Gefahr, sich selbst mit der visualisierten Gestalt zu identifizieren, und das wäre mindestens genauso kontraproduktiv, wie sie mit einem Gott zu verwechseln und sie anzubeten. Dies untermauert das Verständnis, dass alle Phänomene prinzipiell Produkte unserer Geistesformationen sind.
In seltenen Fällen, wenn es sich bei dem Übenden um eine spirituell sehr fortgeschrittene Person handelt, kann aber auch die Gestalt im gewohnten Tagesablauf gehalten werden. Da aber eine ungeübte Person sowieso nicht dazu in der Lage ist, aufgrund mangelnder Fokussierung in der Konzentration, erübrigt sich die Frage, ob man es darf oder nicht. Das ergibt sich von selbst.
Vielleicht hier noch was Geschichtliches:
Die Figur Vajrasattva tauchte erstmals in den esoterischen buddhistischen Traditionen auf (Mahyana/Vajrayana). Seine Verehrung und Darstellung entwickelten sich vermutlich zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert, das war die Zeit, als tantrische Lehren aus Indien nach Tibet gelangten. (An diesem Beispiel sieht man schon, dass diese Figur eine von Menschen [Weisen] geschaffene Gestalt ist. Eine selbstgeschaffene Gestalt betet man ja nicht an).
In dieser Zeit entstanden wichtige Texte wie das Vairocanābhisaṃbodhi Sūtra und das Vajraśekhara Sūtra, in denen Vajrasattva als zentrale Figur der Reinigung und spirituellen Läuterung*) beschrieben wird. Besonders in der Nyingma-Tradition des tibetischen Buddhismus gewann er an Bedeutung, da er in den Dzogchen-Texten eine Schlüsselrolle spielt. (Dzogchen ist die zentrale Praxis bei den Nyingmas, der ältesten Grundlinie des Tibetischen Buddhismus; bei den Kagyüs ihrerseits, der zweitältesten Linie, steht Mahamudra im Mittelpunkt).
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*) Anm.: Wie schon angedeutet, gibt es viele verschiedene Praktiken der traditionellen Gestalten, mit unzähligen Nuancen. Ich wiederhole: Reinigungspraxis ist nicht die einzige Vajrasattva-Praxis.
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P. S.:
@Exkath, ich zitiere Dich noch mal:
"Wie war Buddhas Einstellung zu Göttern. Hat Buddha selber an Bückveranstaltungen zu Ehren von Göttern teilgenommen?"
Antwort:
Ich denke, "Bückveranstaltungen" hat es nur in der DDR gegeben. Im Zusammenhang mit "Bückware"
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-06-2025, 09:18 von Ulan.)
(10-06-2025, 07:56)dorjesempa schrieb: Das Problem ist, dass Außenstehende, in Ermangelung der Kenntnis der Lehre, diese Figuren sehen und daraus schlussfolgern und glauben, dass Buddhisten Götter verehren. Dieses Missverständnis entsteht durch unsere westliche Prägung, auch durch die Schule usw., was man so gelernt und gehört hat, vom primitiven Animismus bis über den germanischen Götterglauben/Walhalla, und schließlich zu den altgriechischen und römischen Göttern, was man gewohnheitsmäßig übernimmt, weil man diese Art Sichtweise so gelernt hat.
Das Bilderverbot der Zehn Gebote, christlich sublimiert, wirft halt seine langen Schatten.
Ich hatte schon oefter ueberlegt, mir irgendwo eine Nataraja-Statue (oder aus Preisgruenden wohl eher ein Bild) hinzustellen, aber ich denke, auch das wuerde zu Missverstaendnissen und dauernden Fragen fuehren; wobei die Fragen dann wohl noch besser waeren als die falschen gedanklichen Bilder von Leuten, die nicht fragen. Das spare ich mir dann lieber.
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(10-06-2025, 07:56)dorjesempa schrieb: . . . . . . . .
. . . . . . . .
Als ich 2010 beim AMM [falsch!] die Vajrasattva-Praxis als Reinigungspraxis kennenlernte, hatte ich natürlich noch meine bisherige Erkenntnis-Praxis in Erinnerung. Ich erlaubte mir eine Synthese von beiden, die ich mir so zusammenstellte, dass es kompatibel für mich war. Leider sind die traditionstibetischen Lamas, im Gegensatz zu dem Geist, der im AMM herrschte, so konservativ, dass sie eine derartige Ableitung nicht erlauben würden, und weil mir das schon von vornherein klar war, schwieg ich darüber. Wie dem auch sei, ich kam gut damit zurecht, und das ist ja die Hauptsache.
. . . . . . . . Entschuldigung, an dieser Stelle hatte ich mich verschrieben!.
Richtig muss es heißen:
"Als ich 2010 bei den Karma-Kagyüs die Vajrasattva-Praxis als Reinigungspraxis kennenlernte, hatte ich natürlich noch meine bisherige Erkenntnis-Praxis in Erinnerung. Ich erlaubte mir eine Synthese von beiden, die ich mir so zusammenstellte, dass es kompatibel für mich war. Leider sind die traditionstibetischen Lamas, im Gegensatz zu dem Geist, der im AMM herrschte, so konservativ, dass sie eine derartige Ableitung nicht erlauben würden, und weil mir das schon von vornherein klar war, schwieg ich darüber. Wie dem auch sei, ich kam gut damit zurecht, und das ist ja die Hauptsache."
Als ich in meinen Text noch mal reinschaute, war es leider schon zu spät, es noch direkt zu korrigieren.
Ich wiederhole, in den Neunzigern habe ich die Vajrasattva-Praxis beim Orden AMM als Erkenntnisübung gelernt, später bei den Karma-Kagyüs (2010) als Reinigungsübung,
und habe mir selbst eine Synthese daraus konzipiert.
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(10-06-2025, 09:17)Ulan schrieb: (10-06-2025, 07:56)dorjesempa schrieb: Das Problem ist, dass Außenstehende, in Ermangelung der Kenntnis der Lehre, diese Figuren sehen und daraus schlussfolgern und glauben, dass Buddhisten Götter verehren. Dieses Missverständnis entsteht durch unsere westliche Prägung, auch durch die Schule usw., was man so gelernt und gehört hat, vom primitiven Animismus bis über den germanischen Götterglauben/Walhalla, und schließlich zu den altgriechischen und römischen Göttern, was man gewohnheitsmäßig übernimmt, weil man diese Art Sichtweise so gelernt hat.
Das Bilderverbot der Zehn Gebote, christlich sublimiert, wirft halt seine langen Schatten.
Ich hatte schon oefter ueberlegt, mir irgendwo eine Nataraja-Statue (oder aus Preisgruenden wohl eher ein Bild) hinzustellen, aber ich denke, auch das wuerde zu Missverstaendnissen und dauernden Fragen fuehren; wobei die Fragen dann wohl noch besser waeren als die falschen gedanklichen Bilder von Leuten, die nicht fragen. Das spare ich mir dann lieber.
Nataraja ist ja der Tanzende Shiva im Flammenkreis. Ich habe mir so eine Bronzestatue gekauft, da war ich etwas über 20 Jahre alt. Ich weiß immer noch, dass die Statue mal 198 DM gekostet hat, und erwarb sie in einem Indienladen in Hamburg. Nataraja als Statue war damals unglaublich populär, im Zusammenhang mit Hippiekultur und Drogenkonsum. Meine Veranlassung, die Statue zu kaufen, war das Buch von Fritjof Capra: "Der kosmische Reigen" (Untertitel: "Physik und östliche Mystik - ein zeitgemäßes Weltbild"), welches später einen anderen Titel erhielt: "Das Tao der Physik". Ich glaube, die neueste Auflage ist von 2012. F. C. schlägt hier als Physiker eine Brücke zur kosmischen Schau der fernöstlichen Lehren, diese neue Sichtweise war damals bahnbrechend; heute gibt es viele Werke, die Solches als Ausgangspunkt benutzen, als Beispiel etwa: "Quantum und Lotos", von Matthieu Ricard und Trix Xuan Thuan.
Matthieu Ricard, von Beruf ursprünglich Naturwissenschaftler auf dem Gebiet der Molekularbiologie, wurde buddhistischer Mönch und lebt nun hauptsächlich im Shechen-Kloster in Kathmandu. Er tritt oder trat auch oft in Frankreich auf als Dolmetscher für den Dalai Lama. Darüberhinaus hat er sich als Proband für EEG- und MRT-Studien zur Verfügung gestellt, um die Auswirkungen von Meditation auf das Gehirn zu erforschen. Diese wissenschaftlichen Untersuchungen wurden im Rahmen des "Mind and Life Institute" durchgeführt, das sich mit dem Dialog zwischen Neurowissenschaft und buddhistischer Praxis beschäftigt. Tatsächlich war der Dalai Lama eine treibende Kraft hinter diesen Forschungen. Dieser ist überzeugt davon, dass M. R. hochgradig fortgeschritten ist in Meditationspraxis und darum für solche Untersuchungen am besten geeignet.
Aber zurück zu Nataraja:
Das genannte Buch von Fritjof Capra hat mich damals unglaublich fasziniert und mir vor Aufregung schlaflose Nächte eingebracht. Ein Sturm überkam mich mit dem Tenor: "Was wäre, wenn...?!" - Ich konnte mich, in meiner ersten Reaktion darauf, nur hilflos abreagieren, indem ich mir die Statue des Tanzenden Shiva kaufte. Und diese Statue hat heute noch einen seitlichen Ehrenplatz auf meinem Schrein. Das ist kein Widerspruch, denn es drückt ja meine Faszination aus zwischen Spiritualität und Astrophysik.
Heute allerdings sind die Gedankengänge von Fritjof Capra umstritten. Ich lasse das mal so stehen - alles hat seine Zeit.
Ich finde, man muss nicht so viel Rücksicht auf die Meinung der Leute nehmen. Die innere Beziehung zu etwas, nur das ist entscheidend.
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10-06-2025, 10:37
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-06-2025, 10:47 von Ulan.)
Danke fuer Deinen Einblick. Mit Hippiekultur und Drogenkonsum habe ich jetzt keinerlei Affinitaet, ausser, dass man eventuell alles etwas gelassener sehen sollte, worauf die genannten Aspekte aber wohl keinen Alleinvertretungsanspruch haben.
(10-06-2025, 10:00)dorjesempa schrieb: Heute allerdings sind die Gedankengänge von Fritjof Capra umstritten. Ich lasse das mal so stehen - alles hat seine Zeit.
Ja, da stimme ich Dir zu. Dass ich mit Quantenmystik auch nichts am Hut habe, koennte Dir eventuell beim Querlesen im Forum mal begegnet sein; wenn nicht, sei es hiermit erwaehnt.
(10-06-2025, 10:00)dorjesempa schrieb: Ich finde, man muss nicht so viel Rücksicht auf die Meinung der Leute nehmen. Die innere Beziehung zu etwas, nur das ist entscheidend.
Das stimmt wohl. Ich mag halt das Bild dahinter - in etwas abgeaenderter Form - das Leben als ein Tanz, ein staendiges Werden und Vergehen, wobei immer wieder Altes verschwindet und Neues entsteht, dabei das Streben nach Erkenntnis... so in etwa. Mit Hinduismus habe ich ansonsten nichts zu tun.
Davon abgesehen, was Meditation angeht: ich war schon ueberzeugt davon, dass sie Wirkungen auf das Gehirn hat, bevor MRT's gemacht wurden. Ich hatte frueher mal Autogenes Training ausprobiert (jedenfalls so aehnlich), und das wirkte ja auch. Ich stelle mir zumindest vor, dass da teilweise aehnliche Wirkmechanismen zum Tragen kommen.
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(10-06-2025, 10:00)dorjesempa schrieb: Reigen" (Untertitel: "Physik und östliche Mystik - ein zeitgemäßes Weltbild"), welches später einen anderen Titel erhielt: "Das Tao der Physik". Ich glaube, die neueste Auflage ist von 2012. F. C. schlägt hier als Physiker eine Brücke zur kosmischen Schau der fernöstlichen Lehren, diese neue Sichtweise war damals bahnbrechend; heute gibt es viele Werke, die Solches als Ausgangspunkt benutzen, als Beispiel etwa: "Quantum und Lotos", von Matthieu Ricard und Trix Xuan Thuan
ja, in meiner hippieaffinen zeit habe ich mir dieses "bahnbrechende" werk auch gekauft. war auch davon beeindruckt
hat nur leider mit physik eigentlich genau gar nichts zu tun, aber man kann ja gern mal alles mögliche esoterisch deuten
ich hab damals ja auch castaneda gelesen...
Zitat:Matthieu Ricard, von Beruf ursprünglich Naturwissenschaftler auf dem Gebiet der Molekularbiologie, wurde buddhistischer Mönch und lebt nun hauptsächlich im Shechen-Kloster in Kathmandu. Er tritt oder trat auch oft in Frankreich auf als Dolmetscher für den Dalai Lama. Darüberhinaus hat er sich als Proband für EEG- und MRT-Studien zur Verfügung gestellt, um die Auswirkungen von Meditation auf das Gehirn zu erforschen. Diese wissenschaftlichen Untersuchungen wurden im Rahmen des "Mind and Life Institute" durchgeführt, das sich mit dem Dialog zwischen Neurowissenschaft und buddhistischer Praxis beschäftigt. Tatsächlich war der Dalai Lama eine treibende Kraft hinter diesen Forschungen
folgen diese "forschungen" der wissenschaftlichen methode?
irgendein "institut" ist ja schnell gegründet, und auch der begriff der "forschung" ist nicht geschützt
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(10-06-2025, 13:45)petronius schrieb: folgen diese "forschungen" der wissenschaftlichen methode?
irgendein "institut" ist ja schnell gegründet, und auch der begriff der "forschung" ist nicht geschützt
Das wurde, wenn ich mich recht erinnere, mal bei Harald Lesch gezeigt. Er zumindest schien keine Einwaende zu haben. Man sieht's halt in MRT-Aufnahmen.
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(10-06-2025, 07:56)dorjesempa schrieb: An einer Stelle habe ich ausführlich den Stellenwert von Göttern aus Sicht des Buddhismus erläutert. Muss ich überlesen haben.
Zitat:Das Problem ist, dass Außenstehende, in Ermangelung der Kenntnis der Lehre, diese Figuren sehen und daraus schlussfolgern und glauben, dass Buddhisten Götter verehren. Dieses Missverständnis entsteht durch unsere westliche Prägung, auch durch die Schule usw., was man so gelernt und gehört hat, vom primitiven Animismus bis über den germanischen Götterglauben/Walhalla, und schließlich zu den altgriechischen und römischen Göttern, was man gewohnheitsmäßig übernimmt, weil man diese Art Sichtweise so gelernt hat.
Mein Religionsunterricht fand auf der Volks-/Hauptschule und Berufsschule statt. Buddhismus Hinduismus, Animismus, germanische, griechische, römische Götter waren da nie Thema. Das mag am Gymnasium anders gewesen sein.
Zitat:Ich unterstelle Dir einfach mal, in freundlicher Stimmung, wohlgemerkt, dass Dich meine spezifischen Erläuterungen von vor ein paar Tagen in Wirklichkeit gar nicht interessiert haben.
Doch mit solcherart Hintergrund wird es schwierig: wo soll man dann da ansetzen?
...
Jetzt komme ich noch gern auf "Dorje Sempa" zu sprechen. Dies ist der tibetische Name für (skrt.) Vajrasattva.
Du musstest das auch erstmal googeln, denn Du warst neugierig, wo ich mir meinen hiesigen Avatar-Namen hergesucht habe, nicht wahr?
Nicht wahr! Nach Ihrem Hinweis hab ich nach nach den Erläuterungen gesucht, erst blogintern, dann mit einer Suchmaschine. Bei der Abfrage:
"dorjesempa Götter site:https://religionsforum.de/"
bin ich dann auf die verlinkte Seite gestoßen.
Zitat:Ich gehe davon aus, dass der Buddha Gautama in seiner Kindheit eingebettet war in weltliche und religiöse Rituale.
Als Kind war ich genötigt an katholischen Bückveranstaltungen teilzunehmen. Das hat sich als Erwachsenener erledigt. Mich interessiert Buddhas Einstellung zu Gottesverehrungen, nicht die des Kindes.
Zitat:Interessanterweise gibt es eine Legende, in der Gott Brahma, genauer gesagt, ein bestimmter Aspekt des Gottes Brahma, sich vor dem Buddha verneigt (also umgekehrt, als Du es denkst). Ich fasse das hier mal vereinfacht zusammen:
Laut buddhistischen Überlieferungen erschien Brahma Sahampati Buddha nach dessen Erleuchtung und bat ihn, seine Erkenntnisse mit der Welt zu teilen. Der Gott erkannte Buddhas Weisheit und verneigte sich respektvoll vor ihm, um ihn zu ermutigen, den Dharma zu lehren.
Diese Legende unterstreicht die Bedeutung von Buddhas Lehre und zeigt, dass selbst göttliche Wesen seine Erleuchtung anerkannten.
Mit einer katholischen Gottesvorstellung nicht kompatibel.
Zitat:Leider sind die traditionstibetischen Lamas, im Gegensatz zu dem Geist, der im AMM herrschte, so konservativ, dass sie eine derartige Ableitung nicht erlauben würden, ...
Ist das nicht das autoritäre Gehabe bei dem Buddha empfiehlt es zu hinterfragen?
Wenn Fundamentalisten ein Problem sind, dann ist das Fundament ein Problem. Irgendein Weiser
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11-06-2025, 07:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-06-2025, 07:54 von Ulan.
Bearbeitungsgrund: Zitat repariert
)
(10-06-2025, 17:14)exkath schrieb: dorjesempa schrieb:Leider sind die traditionstibetischen Lamas, im Gegensatz zu dem Geist, der im AMM herrschte, so konservativ, dass sie eine derartige Ableitung nicht erlauben würden, ...
Ist das nicht das autoritäre Gehabe bei dem Buddha empfiehlt es zu hinterfragen?
Das kann man so sagen.
Ich habe schon ziemlich viel erlebt und inzwischen schätze ich es sehr, auf mich selbst und meine bescheidene Meinung zu hören - aus Erfahrung.
Hier ein Beispiel zu Deiner kritischen Frage:
Vor etlichen Jahren war hoher Besuch, Phakchok Rinpoche, zum traditionstibetischen Zentrum der Karma-Kagyüs nach Hamburg gekommen. Ich kannte ihn zu dem Zeitpunkt schon ein Jahr, da ich damals anlässlich des tibetischen Neujahrsfestes mich mit einer kleinen Reisegruppe in Kathmandu aufhielt und wir bei ihm Privataudienz hatten. Und ich hielt viel von ihm. In Hamburg nun, da erklärte er uns eine Übung, wie man wieder runterkommen kann, wenn der Geist zu aufgedreht ist: man soll sich eine dicke schwarze Kugel im Nabelbereich vorstellen, verbunden mit einem schwarzen "HUM" (=Keimsilbe/Bija-Mantra), und mittels bestimmter Atmung diese Kugel sich nach unten schwebend visualisieren, ans untere Ende des Rumpfes (als ob der Atem die Kugel runterdrückt); bis etwa hin zu den Füßen (variabel). Diese Übung sprach mich sehr an und leuchtete mir ein.
Zwei Jahre später ergab es sich so, dass in der K.-Kagyü-Zentrale ein Lama "mein Lehrer" wurde, d. h. ich glaube, er meint, er sei mein Lehrer, aber ich meine das nicht und empfinde es nicht so. Aber das nur nebenbei.
Immer, wenn ich dort zu Besuch kam, richtete ich es ein, mit ihm zu sprechen, während ich gleichzeitig mir schon nichts mehr erhoffte, aus Erfahrung. Es war nur so eine Gewohnheit, und um die Sitten zu pflegen. Vielleicht 10 Jahre nach dem Besuch von P. R. in HH kam ich auf die Idee, dessen damalige Anweisung für mich zu modifizieren. Ich kombinierte dessen Übung mit der "Wanderung durch den Körper", wie ich es in meiner buddhistischen Frühzeit mal von den Theravadins gelernt hatte, und das fängt bei den Füßen an, und ich machte es so, dass ich zunächst nur bei den Füßen blieb: ich stellte mir vor, dass an jedem Zeh eine dicke schwarze Kugel klebt, mit jeweils einem dicken schwarzen HUM innen drin. Undzwar von links nach rechts, also vom linken kleinen Zeh bis zum rechten kleinen Zeh. Das sollte meine Einschlafübung sein, da ich manchmal abends zu aufgedreht war. Wenn ich damit fertig und immer noch nicht eingeschlafen war, wanderte ich, äußerst langsam, zur Ferse, zu den Knöcheln usw., wo in meiner Vorstellung dann ebensolche schwarzen schweren Kugeln klebten. Gedacht-akustisch war dabei nur noch das "HUM" anwesend. Es war eine wunderbar funktionierende (Einschlaf-)Übung.
Als ich dann mal "meinen Lehrer" besuchte und ihm das berichten wollte, ließ er mich gar nicht ausreden und wedelte hektisch mit den Händen in der Luft herum: Nein, nein, nein, das solle ich auf keinen Fall machen (wenn ich erzählt hätte, dass Phakchok Rinpoche mich auf diese Idee gebracht hatte, hätte er vielleicht was anderes geantwortet....?) Selbstverständlich pflege ich diese Übung weiterhin, denn sie funktioniert ja.
Noch ein Beispiel: zu einem anderen Zeitpunkt hielt "mein Lehrer" mal in einem Onlinekurs Belehrungen über die Farben, die man bei der Visualisation benutzt. Um das aufzulockern, meinte er, jeder habe ja so seine Lieblingsfarbe, und.... - Tja, ich konnte mir das leider nicht alles anhören, da hatte ich aus Notfallgründen 2 Stunden Belehrungs-Ausfall. Später kontaktierte ich ihn dann mal privat und weil ich dachte, dass er ja neulich auf die Lieblingsfarben zu sprechen kam, fragte ich ihn da, warum es denn bei den traditionellen Farben kein Violett gibt. Diese Frage war mir dringlich, weil Violett meine Lieblingsfarbe ist. Aber da verstand er gar nicht, was ich meinte. Als ich dann noch anfing zu sagen, dass es eine Mischung zwischen Blau und Rot ist, so wie Akshobhya blau und Amitabha rot ist (zwei Dhyani-Buddhas), rastete er fast aus, weil er dachte, ich will Akshobhya und Amitabha miteinander verschmelzen. Das war ein ziemlich konfuses Gespräch, und wieder ließ er nichts von dem gelten, was von mir selbst und nicht aus der Tradition kam.
Ach, ich könnte noch so einige kuriose Dinge erzählen, aber sei's drum.....
Da kann man mal sehen, wie sinnlos es ist, einen "persönlichen Lama" zu haben, wenn man seinen eigenen Kopf hat. Doch sehe ich nicht ein, bei Eintritt "ins Allerheiligste" meinen Kopf an der Garderobe abzuhängen. Dabei habe ich absolut kein schlechtes Gewissen, warum auch?!, denn der Rat, sich selbst ein Bild zu machen, kommt doch direkt vom Buddha!
Es gibt auch Leute, die den Lama als Orakel missbrauchen. Da kommt vielleicht so eine junge Frau, die liebt zwei Männer und kann sich nicht entscheiden, wen sie heiraten soll, Mann A oder Mann B, und fragt den Lama, was sie machen soll. Keine Ahnung, was so ein Lama dann antwortet. Aber ich würde gar nicht auf die Idee kommen, so etwas einen Lama zu fragen, das ist doch peinlich!
Wobei ich inzwischen sowieso nicht mehr weiß, was man einen Lama üblicherweise so fragt. Bin zu oft irritiert worden.
Hm, ich glaube aber nicht, dass die Art, wie die Lehrer aus dieser Tradition sich geben, Gehabe ist. Viele von ihnen sind auch ganz locker. Ich erinnere mich aber an einige mit Gehabe; am meisten denke ich dabei an Osho, von dem ich manchmal Videos aufrufe, um sein Gehabe zu studieren. Mit dem und seiner Bewegung hatte ich aber in meinem Leben nie ernsthaft etwas zu tun.
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Darum habe ich ebenfalls vor langer Zeit beschlossen,. meinen eigenen Zen Weg zu gehen,..das Hemd muss für den Körper geschneidert werden, nicht der Körper fürs Hemd geformt,...
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(11-06-2025, 07:52)d.n. schrieb: Darum habe ich ebenfalls vor langer Zeit beschlossen,. meinen eigenen Zen Weg zu gehen,..das Hemd muss für den Körper geschneidert werden, nicht der Körper fürs Hemd geformt,...
Wie gut ich das nachfühlen kann!
Aber sag mal, in welcher Tradition hast Du Dich denn früher zuhause gefühlt und hattest Du Kontakte, eine Anlaufstelle? wenn ja, wo?
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Rhinzai Shu,.. aber bin ursprünglich durch eine Vermischung von Zen und Jediismus dazu gekommne,.. habe dann später weinen weglosen Weg durch das torlose Tor gesucht.._()_
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-06-2025, 14:09 von Sinai.)
Ja, vom berühmten "torlosen Tor" habe ich schon vor vielen Jahren etwas von einem Kampfsportler gehört, der sich mit japanischen Künsten beschäftigte, meiner Erinnerung hieß das Mumogan
Mittelalterliche Stadttore waren des Nachts verschlossen, Reisende die in der Nacht um Einlass baten, wurden abgewiesen. Nun baute man oft ein kleines Tor in das Tor, damit ein einzelner Mann durchkonnte.
Die Philosophie des "torlosen Tors" wollte mit ihrer Bezeichnung sagen, dass man für den Einlass Begehrenden das ganze Tor für ihn öffnete
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(11-06-2025, 07:43)dorjesempa schrieb: Es gibt auch Leute, die den Lama als Orakel missbrauchen
wenn sich der lama als solches mißbrauchen läßt...
wo menschen sind, menschelts halt auch immer
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-06-2025, 15:07 von Sinai.)
(11-06-2025, 07:43)dorjesempa schrieb: Es gibt auch Leute, die den Lama als Orakel missbrauchen. Da kommt vielleicht so eine junge Frau, die liebt zwei Männer und kann sich nicht entscheiden, wen sie heiraten soll, Mann A oder Mann B, und fragt den Lama, was sie machen soll.
Du meinst, wenn jemand in einer Lebenskrise steckt, eine schwierige Entscheidung zu treffen hat, soll dieser Mensch dann nicht den Lama um Rat fragen, sondern einen Lebensberater aufsuchen. Klingt vernünftig
Jeder Mensch hat eine Vertrauensperson, an die er sich wendet, um über schwierige Entscheidungen zu reden: die Eltern, ein guter Freund
Bei der Wahl der Berufsausbildung, bei der Wahl des Berufes, bei einem allfälligen Wechsel des Arbeitsplatzes, bei einer allfällig geplanten Übersiedlung ins Ausland und vieles mehr. Da sind viele stundenlange Gespräche erforderlich, viele Stunden miteinander reden, denn der Ratgeber muss die ganze Situation mit all ihren Facetten bis ins Detail kennen
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