29-08-2012, 08:05
(28-08-2012, 23:12)indymaya schrieb: genau so könnte man auch fragen: "Brauchen wir Eltern?" Heilig nennt man die Schriften nur, weil sie eben über tausende Jahre von Gott erzählen. Was wüssten wir sonst über Gott, ohne diese Schriften? Wer nicht an Gott glaubt braucht sie am meisten oder Jemandem der davon erzählt.
Der Vergleich mit den Eltern ist nicht ganz korrekt. Man "braucht" nicht Eltern, sondern man existiert nur, weil es vorher beideEltern gab. Für religiöse Schriften gilt das nicht. Viele hunderttausend Jahre lang gab es überhaupt keine solchen Schriften, auch wenn sich möglicherweise schon früh Mythen entwickelt haben könnten. Und dann gab es über mehrere hundert Jahre lang überall mehrere Götter auf einmal.
Natürlich ist es schön, an einen guten, allmächtigen, weisen Gott glauben zu können, der dafür sorgt, dass auch Schlimmes seinen Sinn hat, und bei dem man im besten Fall das frühere Geborgenheitsgefühl als Kleinkindes bei den Eltern neu erleben kann. Falls es einem aber nicht gelingt, die oft ziemlich grausame Realität entsprechend umzudeuteln, kann dieser Glaube auch zynisch machen. Und auf den Glauben an einen Gott, der Naturkatastrophen schickt, nur weil die Bevölkerung seine Regeln nicht genau eingehalten hat, wie den Leuten früher weisgemacht wurde und manche evangelikalen Christen in den USA noch heute behaupten, hätte die Menschheit besser verzichtet. Von diesen Geschichten ist die Bibel aber voll, auch noch nach dem Kapitel von der Sintflut, auch wenn Jesus versucht, diesen Gedanken einzuschränken (Luk 13, 1-5).
Um eine Ethik auszubilden, war jedenfalls keine Religion nötig. Die dafür erforderlichen biologischen Grundvoraussetzungen (z.B. die Fähigkeit, Gefühle anderer nachzuempfinden) sind in jedem Menschen automatisch vorhanden. Im schlimmsten Fall, bei großem Fanatismus, werden sie sogar, der „besseren Sache“ wegen, auf den Kopf gestellt.