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Markusevangelium
#1
Das ↗Evangelium nach Markus wird von den meisten Theologen als ältestes der vier Evangelien des Neuen Testaments angesehen. Es  ist mit hoher Wahrscheinlichkeit während des ↗jüdisch-römischen Kriegs (66-70 nC bzw. 74 nC, Fall von ↗Masada), kurz nach Zerzörung des Tempels (70 nC) entstanden.

Die Mehrheit der Gelehrten nimmt an, dass es sich bei der in Mk 13, 1f.  geweissagten Zerstörung des Tempels um eine Prophezeiung post faktum handelt, der Tempel also bei der Niederschrift des Textes schon zerstört gewesen war. Eine Minderheit hält es für möglich, dass sich das Geschehen in den Kriegswirren bereits so deutlich abgezeichnet hatte, dass eine solche Voraussage mit wenig Risiko getätigt werden konnte.

Vor dem ↗Sanhedrin wird Jesu vorgehalten, er habe behauptet, er werde den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen (Mk 14,58). Offenbar passte der Evangelist in Mk 13, 1f. die Prophezeiung von der Tempelzerstörung an die tatsächlichen geschichtlichen Verläufe an (Theissen, Das Neue Testament, Verl. Beck 2010, 64).

Über seinen Verfasser verrät das Evangelium nichts. Erst Bischof ↗Papias von Hierapolis (gest. ca. um 140 nC) behauptete, der Autor des Evangeliums sei Markus, der Dolmetscher des Petrus1 gewesen (Eus KG III 39, 15).

Geschrieben wurde das Evangelium mit einiger Wahrscheinlichkeit in ↗Rom bzw. im Westen des Römischen Reichs2. Dagegen plädiert G. Theißen, Syrien für den Entstehungsort anzunehmen (Theissen 2010, 64).

Literaturgeschichtlich ist das Markusevangelium interessant, weil mit ihm erstmals ein literarischer Text als "Evangelium" bezeichnet wurde (Mk 1,1). Der Text wurde in griechischer Sprache (↗Koine) verfasst.

Weitgehende Übereinstimmung unter den Fachgelehrten besteht in der Annahme, dass sich der Markustext an ↗heidenchristliche Gemeinden wendet.

Die Absichten des Werks sind ↗christologischer Natur. Ersichtlich ist das schon im ersten Satz des Evangeliums, mit dem eröffnet wird, dass von Jesus ↗Christus, dem Sohn ↗Gottes, die Rede ist. Die Verkündigung ↗Johannes des Täufers, dass ein Stärkerer kommen werde (Mk 1, 7) und die göttliche Adoption Jesu (Mk 1, 11)  verschaffen dem Leser vom Anfang an Klarheit.

Schwer durchschaubar sind Konstruktionen des Autors, wie beispielsweise in Mk 5, 22-24.35-43 und Mk 8, 27-33, wo die Widersprüchlichkeiten zwischen Bekenntnis und Schweigegebot zum Wissen von der Aufnahme Jesu in die göttliche Welt, von William Wrede (1859 - 1906) als ↗Messias-Geheimnis bezeichnet, Rätsel aufgeben.

Der Text endet mit 16, 8.

16, 9-20 ist eine spätere Hinzufügung (siehe: ↗Markusschluss).


1) Gemeint hat Papias offenbar Johannes Markus, den Begleiter des ↗Paulus (Apg 12,12).

2) In Mk 12,42 wird erklärt, dass zwei Lepta  den Wert von einem Quadrans, einer Münze, die nur in der Westhälfte des Römischen Reichs (Prägeort Rom)  im Umlauf gewesen war, ausmachen. Lepta hingegen war eine Münze gewesen, die in Palästina geprägt wurde und dort wohl bekannt war.

Der Evangelist erklärt also den Wert einer in Palästina gängigen Münze mit einer anderen, die nur in Rom und Umgebung bekannt gewesen war.



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MfG B.
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