(09-01-2019, 00:42)Ekkard schrieb: [ -> ]Was du hier "Axiome" nennst, sind bereits gesellschaftspolitische, zwischenmenschliche, soziologische Soll-Forderungen. Diese einmal akzeptiert und wissenschaftlich ausgefeilt, bedingen natürlich moralische (ethische?) Folgen. Aber es führt doch kein Weg von der deskriptiven Wissenschaft auf diese Axiome. Umgekehrt, die Axiome akzeptiert, können natürlich die Entwicklung schmerzstillender Medikamente, humanere Behandlung von Kindern und vieles mehr erzeugen und verbessern.
Darum meine Frage: Was widerspricht eigentlich meiner ursprünglich geäußerten Haltung, dass die Wissenschaft (als eine Methodenlehre) nicht in der Lage ist, (reduktionistisch) objektive moralische Richtlinien zu erzeugen wohlgemerkt: ohne die sozialen, soziologischen und innermenschlichen Zusatzannahmen.
Wir lassen einfach die wissenschaftliche Methodenlehre das Mittel objektiver Feststellung sein, und überlassen jene Zusatzannahmen ("Axiome") der menschlichen Gesellschaft und unserem Gefühlsleben (Nützlichkeit, Leidvermeidung usw.).
Ich denke ich kann die Kritik verstehen, aber ich denke auch, dass ein Punkt vergessen wurde, dass nämlich meine Forderung eben nicht gesellschaftspolitisch ausgehandelt werden kann oder eine soziologische Soll-Forderung ist, sondern eben ( "Richtig ist, dass der (natur)wissenschaftliche Begriff der Objektivität sehr reduktionistisch ist und möglichst auf Zusatzannahmen verzichtet", Ekkard) reduktionistischer Art ist.
Meine Annahme reduziert menschliche Werte bzw. Moralaussagen darauf, dass weder Mensch noch irgendeine andere Gattung, ohne diese intrinsisch ihm eingegeben Werte auf die Welt kommt. Welche diese sind, dass vermag die Biologie zu beantworten, aber ich denke Leidreduzierung trifft es hier schon ganz gut, aber das ist nur das Beispiel, dass hier als praxisnahes Verhältnis dienen soll, deswegen ist hier natürlich keine Utilitaristische oder andere ideologische Weltanschauung enthalten.
Ich denke ich hab mich auch vielleicht zu kryptisch ausgedrückt und sollte mich expliziter Ausdrücken, deswegen probiere ich das jetzt noch einmal. Der Punkt, dass Naturwissenschaft keine reduktionistischen objektiven moralischen Richtlinien zu erzeugen vermag, halte ich für den wichtigsten, denn das ist wohl der größte Kritikpunkt und den auf den man sicher als wichtigsten ansehen kann.
Das Problem besteht weiterhin dahin, dass als Annahme von Anfang an gilt, die Biologie kann keine normativen Aussagen über Menschliches verhalten treffen. Diese Annahme ist aber sehr hinderlich, wenn man ihn aus einem reduktionistischen Aspekt betrachten will, wie du es beschrieben hast Ekkard, denn wenn von Anfang an ausgeschlossen wird, per Grundannahme, dass die Biologie bzw. die gesamte Naturwissenschaft, keine normativen Aussagen treffen kann, dann macht deine Kritik bezüglich der soziologisch und innermenschlichen Annahmen ja keinen Sinn? Selbst wenn ich dir ein Konzept liefern würde, dass frei von diesen soziologisch und innenmenschlichen Konflikten ist könntest du es, wegen dieser Grundannahme nicht akzeptieren oder sehe ich das falsch? Selbst wenn mein Axiom bzw. meine Annahmen frei von all diesen Dingen wäre, selbst dann müsste es eigentlich keinen Unterschied machen, deswegen verstehe ich deine Kritik teilweise auch nicht, denn wenn deine Kritik schon diese Ebene erreicht hat, dann müsstest du schon eigentlich die Möglichkeit sehen, dass normative Aussagen aus einer Naturwissenschaft abgeleitet werden können, ansonsten denke ich, ist deine Kritik umsonst.
Lautet deine Kritik aber, dass wir davon ausgehen, dass die Naturwissenschaft objektive Aussagen treffen kann, aber daraus folgen würde, dass diese Aussagen nicht frei von gesellschaftlichen Vereinbarungen sein können oder innermenschlichen Annahmen, dann sehe ich deine Kritik eher an dem Konzept an sich und nicht an der Unmöglichkeit normativer Aussagen. Daraus würde ich dann ableiten, dass das Konzept fehlerhaft ist, aber nicht die Annahme, dass Naturwissenschaft keine normativen Aussagen über Moral und Werten treffen kann.
Meine nächste Frage an dich wäre ob die reduktionistischen Annahmen der Naturwissenschaft, dann nicht auch innenmenschliche Zusatzannahmen enthalten, die eben auch sozial bedingt sind. Wie ich schon, wahrscheinlich sehr schlecht, beschrieben habe, ist die Naturwissenschaft in der metaphysischen Philosophie keine objektive Wissenschaft, denn objektiv heißt hier ableitbar aus irgendeiner absoluten Gewissheit und diese existiert nunmal nicht. Wenn wir also jeden Zusammenhang nicht aus einer Gewissheit ableiten können, sondern nur reduzieren können auf ein Axiom oder eine Annahme die erfahrungsbedingt getroffen wurde, dann reduziert man sich hier gewiss auf eine soziale gesellschaftliche Vereinbarung, nämlich, dass unsere Zusammenhänge eben irgendeinen Wert darstellen. Ob dieser Wert jetzt für die Nützlichkeit der Wissenschaft steht oder dafür steht, dass wir keine andere Wahl haben, als diese Welt zu akzeptieren, macht keinen Unterschied, denn ein Werteurteil wurde getroffen und dieses Werturteil muss gesellschaftlich und oder soziologisch vereinbart worden sein.