(12-01-2019, 20:47)Gundi schrieb: [ -> ] (12-01-2019, 12:07)Holmes schrieb: [ -> ]Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet,
Jetzt fängst du schon wieder an, dass die Biologie selbst die Moral vorgeben würde.
Dann muss ich dich wieder fragen, wie konkret das aussehen soll? Wie kommt die Biologie von einer Sein-Aussage (Lebenserhaltungstrieb) zu einer Soll-Aussage (kein Mensch darf getötet werden).
Im Grunde hast du es in Beitrag #30 auf den Punkt gebracht:
"Meine Behauptung ist, dass man biologisch festellen kann, dass der Mensch etwa ein Bedürfnis hat zu überleben und das einzige Axiom das du hier ziehen musst, ist das dieses Bedürfnis deine Sollaussage herstellen soll."
Hier gibst du doch zu, dass Moral eben nicht aus der Biologie selber kommt, sondern durch ein Axiom (das nicht biologisch begründet wird) entsteht.
Und ein solches Axiom gründet auf einer Weltanschauung.
Ein solches Axiom, wie ich auch schon in etlichen Beiträgen davor beschrieben hat, gründet nicht auf einer Weltanschauung, sondern auf der wissenschaftlichen Methode, denn wenn du meinst hier liegt eine Weltanschauung vor, dann bitte begründet eure Behauptungen doch. Diese Beiträge habe ich doch schon adressiert und meine Argumente dazu niedergeschrieben.
Immer wieder dem Hammer raus holen und sagen hier liegt eine Weltanschauung vor bringt keinen weiter, denn eine Begründung fehlt. Wo genau kommt die Weltanschauung hier ins Spiel? Wenn ich nicht weiß wo genau ihr das Problem seht, dann kann ich es auch nicht adressieren.
Jetzt auch noch einmal, vlt besser verständlich als es davor ist, denn das
Axiom selber hängt von der Biologie ab. Die physikalischen Axiome hängen letztlich auch von den Entdeckungen in der Physik ab, deswegen meine Frage an euch. Wo genau kommt hier die Ideologie ins Spiel.
Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten für euch entweder ihr verneint weiterhin, dass es keine Sollensaussagen für die Biologie geben kann, dann gibts noch die Möglichkeit, dass es diese Sollensaussagen zwar geben kann, aber diese nicht frei von einer Weltanschauung sein können, dann müsste man aber Beweisen, dass die biologisch gewählten Axiome eine Weltanschauungen enthalten. Weiterhin enthalten sonst Axiome der Mathematik und Physik auch weltanschauliche Elemente und damit kritisiert ihr nicht nur mein Axiom, sonder das Axiom der Naturwissenschaften.
Wo genau enthält ein Axiom, dass davon abhängt, welche Ergebnisse die Biologie zu tage trägt, weltanschauliche Elemente?
Ich verstehe deinen Einwand auch nicht Mustafa, du beschreibst, dass die Instinkte, Triebe, Bedürfnisse und die Kultur den Moralischen Kompass bestimmen, all das lässt sich doch letztlich auf die Biologie reduzieren? Du gibts mir doch sogar Freiraum für meine Argumente?
Ich denke wo hier der Hauch herkommt, ist die Betrachtung, dass es nicht die Biologie den Menschen ausmacht, sondern der Mensch einen geistigen Teil, der nicht Naturwissenschaftlich erfasst werden kann und die Biologie deswegen nicht als Richter für die Moral herangezogen werden kann. Moral ist nichts geistiges auch Kultur ist nichts geistliches, sondern lässt sich auf Prozesse reduzieren, die sich durch die naturwissenschaftliche Methode beschreiben lassen. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht perfekt funktioniert, aber ich habe lieber ein Maßstab, der nicht ideologischer Natur ist, wie die jetzige Moralvorstellung die wir haben.
Vorlieben, Prägungen, Intelligenz all das hat biologische Ursachen. Ideen entstammen der Biologie woher auch sonst? Diese Ursachen werden doch schon längst untersucht und man geht zum Seelendoktor oder eben zum Evolutionspsychologen und lässt sich von ihm erklären, warum man die falschen Entscheidungen getroffen hat. Die innersten und grundlegendsten Bedürfnisse eines jeden Lebewesen sind schon längst klar und verständlich untersucht. Es geht um die Arterhaltung, denn wozu sonst die Klassifizierung Lebewesen, es geht nicht um Tote Wesen, sondern um
Lebendige. Komischerweise interessiert man sich immer mehr und mehr nur für Lebewesen, denn die Toten, die haben eben keine Menschenwürde oder Totenwürde für andere Lebewesen. Wenn man schon auf Bedürfnisse, Instinkte und auf Verhaltensweisen vom Menschen reagiert, warum bleibt man bei der Ebene stehen, bei denen der Mensch Fehlfunktionen entwicklen kann.
Es gibt Menschen die können in ihren Bedürfnissen Fehlfunktionen entwickeln und das liegt Verhaltenspsychologisch daran, dass es eben ein Basisprogramm gibt, dass sich an den Grundwerten von Menschen richtet, falls man von diesem "Basisprogramm" eine zu große Abweichung nimmt, dann kommt es zu Verhaltungsstörungen oder auch zu Fehlfunktionen im Hirn und eben auch zu Bedürfnis-Störungen. Das kann natürlich nicht nur durch direkte Einflüsse passieren, sondern auch durch genetische Unglücke, aber gemeinhin kann der Arzt ja heutzutage von einer Genkrankheit und anderem unterscheiden.
Mir ist klar, dass es trotz alldem Individuell sehr große Unterschiede geben kann, in Bereichen dieser Bedürfnisse und das man hier nicht zu Empathie-los an die Sache rangehen kann, aber ich denke dass sich dieses Basisprogramme auch nicht auf Bedürfnisse reduzieren lässt, sondern darauf wie der Mensch eben grundlegendsten funktioniert. Dieses Basisprogramm von dem ich spreche, dass auf jedem Menschen läuft, dass denke ich sollte untersucht werden und falls sich herausstellt, dass es dieses "Software" eben ein Programm ist, dass alle Lebewesen teilen und das sich auch nicht dann ändert, wenn man sich andere Tiere anschaut, dann denke haben wir hier etwas gefunden, das man nicht ignorieren sollte.
Falls dieses Basisprogramm eben die Zeilen enthält "X - erhalten". X steht hierbei für ein X-beliebiges Lebewesen, dann denke ich haben wir hier schon ein Beispiel dafür, wo das "Sollen" ansetzt. Falls dieses Basisprogramm eben auch enthält "X - leid minimieren", dann schaut man sich an auf was man sich eben reduzieren kann. Auf was lässt sich grundlegend menschliches Verhalten, die Kultur und anderes reduzieren.
Da sich letztlich alles auf Erfahrung reduzieren lässt, ist der Fall für mich eindeutiger, als er den meisten von euch erscheint. Der Mensch kann auf nichts anderes als auf seine Erfahrung zurückgreifen, es ist für mich also letztlich klar, dass es jegliches Argument auf die Empirie zurückgreifen muss. Kultur und Moral können also nicht abseits von Empirie stattfinden. Abseits von Empirie heißt, dass sie Meinungsabhängig sind und somit nicht empirisch begründbar sind. Vernunft ist empirischen Ursprungs und deswegen können einem da auch nur die positiven Wissenschaften behilflich sein, die unabhängig von metaphysischen religiösen Vorgaben sind.
Die Metaphysik und die Religion, sowie die Kulturabhängige Moral haben ausgedient, solange es nur erfahrungsabhängiges Wissen gibt.