05-02-2022, 04:14
(04-02-2022, 15:56)Reklov schrieb:Der Anfangsbeitrag dieses threads ist konfus formuliert, dennoch lässt sich mit etwas gutem Willen erkennen, was der Initiator der Debatte eigentlich ausdrücken wollte. Es geht nicht um das uferlose Thema, was "bei der Menschheit falsch läuft", sondern nur um die These, die Menschheit benötige die als Gott bezeichnete Instanz, um das Zusammenleben ethisch richtig zu gestalten - weil, wie hier erläuternd ergänzt werden müsste, die wissenschaftlich beschreibbare Natur diesbezüglich keine Vorgaben macht und machen kann, da sie nicht wertet, und damit (wie der Gedankengang lautet) eine quasi übernatürliche Instanz erforderlich wird, welche Wertungen als objektive Fakten etabliert, statt sie als bloße mentale Konstrukte einzelner Individuen aufzufassen und damit dem Bereich subjektiver Willkür und Phantasie zu überlassen. Daraus kann dann, im Gegensatz zu einem konsequent naturalistischen Weltbild, die Möglichkeit einer objektiv fundierten Ethik abgeleitet werden, was das Ziel der Überlegung ist. Das ist das, was der Initiator im Einleitungsbeitrag hätte ausdrücken sollen, um sein Anliegen verständlich zu machen.(03-02-2022, 21:27)Geobacter schrieb:(03-02-2022, 14:38)Reklov schrieb: Empfehlung: Lass doch andere Menschen auch mal was zum "Traumbild über die Welt" beitragen. Ins Schwarze treffen vermag dabei sowieso keiner!
Und warum "SOLLE" dann jeder - auch die Atheisten - dieses von dir so gedachte Chiffre "Gott" als Höchstes denken.. und über das hinaus man nichts Höheres denken SOLLE (Sich keiner was zu denken habe...?) Reklov.... Reklov ... Hinter solch Größenwahn und Forderung, steckt ein Mensch, der wohl selber am allerwenigsten, oder überhaupt nicht damit klarkommt, wenn jemand an ihm vorbei, sich gar nicht mal dafür interessiert. Das Traumbild solcher Leute ist wohl echt Scheiße........ und trifft noch nicht mal annähernd die richtige Richtung.
Hallo Geobacter,
... diese Möglichkeit des Denkens über "Gott" stammt ja bekanntlich nicht von mir, sondern von Anselm. Ich halte sie aber für ein geeignetes Maß oder Mittel, denn sie schiebt jeden Aberglauben auf den Prüfstand - auch den "wissenschaftlichen", der ja nicht selten in Theorien und Vermutungen "schwimmt" und gar die Wortchiffer "Gott" als überflüssig deklarieren möchte. Das könnte man nun leicht auch als echte Sch..ße bezeichnen, denn auch das trifft nicht mal annähernd in die richtige Richtung.
Hierzu wird nun versucht, Anselms Überlegung, d.h. seinen ontologischen Gottesbeweis aus dem Proslogion, geltend zu machen. Dieser ist bekanntlich wie alle Gottesbeweise widerlegt, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass der Gedankengang nichts taugt. Versucht man letzteres zu überprüfen, stellen sich allerdings schnell Schwierigkeiten ein. Anselms Originaltext lautet "aliquid quo nihil maius cogitari potest". Er spricht also wörtlich von "nichts Größeres", wobei magnus auch die Konnotation "mächtig" hat. "nichts Höheres" ist also ungenaue Übersetzung. Ziehen wir alle drei Übersetzungsmöglichkeiten in Betracht. "Groß" ist eine quantitative Bezeichnung, bezogen auf Ausdehnung im Raum. Ist Gott also dreidimensional oder n-dimensional ausgedehnt? Oder falls "groß" nur metaphorisch gemeint ist: Was genau soll die Metapher ausdrücken? Warum nicht "dasjenige, über das hinaus nichts Kleineres gedacht werden kann"? Wenn nichts Größeres gedacht werden kann, muss es eine unendliche Größe sein; diese kann aber übertroffen werden, wie etwa beim Vergleich der Mächtigkeiten ungleichmächtiger Mengen. Somit gibt es auch dann etwas Größeres. Nimmt man die Bedeutung "höher", so haben wir eine hierarchische Rangordnung, und diese orientiert sich, wie das "maius" im Sinne von "mächtig" zeigt, an der Fähigkeit, Macht auszuüben. Dann aber gibt es Anselms aliquid nicht, denn zu jedem Mächtigen kann man sich gedanklich etwas noch Mächtigeres vorstellen. Außerdem ist zu fragen, warum die Fähigkeit des Menschen, sich etwas gedanklich vorzustellen, ein Kriterium dafür abgeben soll, ob etwas ontologisch real ist. Anselm selbst schreibt im Proslogion 15, Gott sei maius quam cogitari possit, also gerade nicht das größte Denkbare, vielmehr größer als dieses - womit er seine eigene Bestimmung entkräftet, welche die Denkbarkeit als Kriterium hernimmt. Hierauf sollte antworten können, wer behauptet, Anselms aliquid quo nihil maius cogitari potest sei "ein geeignetes Maß oder Mittel, denn sie schiebt jeden Aberglauben auf den Prüfstand".