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Was läuft bei dieser Menschheit falsch?
(08-02-2022, 13:46)Geobacter schrieb:
(08-02-2022, 01:15)Apollonios schrieb: Meine Aussage, dass aus naturalistischer Sicht die objektive Fundierung von Werten nur ein mentales Konstrukt ist, soll nur die naturalistische Position wiedergeben.

Dann sag mir, warum wir uns und unseren Kindern von solchen Artgenossen diktieren lassen sollen, wie die Welt funktioniert und folglich zu funktionieren habe,  welche sich in ihrer inneren Rekonstruktion der Wirklichkeit ständig selbst mit irgend welchen Werten identifizieren und vergleichen müssen, die  in ihren Großartigkeit im Empfinden, keinerlei reale - evidenzbasierte - Vergleiche mehr brauchen, derer bedürfen - haben  sollen.....  weil solchen Vergleichen auch nicht standhalten. "Mein Glaube, meine Wahrheit, meine Kariere...........mein Stolz"

Da soll`s uns doch nicht wundern, was bei so viel krimineller Selbstkorruption nach göttlichem Plan und Wille, in unserer Welt so alles "Scheiße" läuft.
Darauf würde ein Christ oder Muslim antworten, dass es Gott selbst sei, der die Werte setze und der diktiere, wie die Welt zu funktionieren hat, speziell: Was der Mensch zu tun hat. Das gehe aus den Offenbarungstexten hervor, die seine Anweisungen enthalten. In diesem Sinne ist ja auch hier und in anderen threads argumentiert worden, wenngleich nicht immer mit der wünschenswerten Klarheit. Auf die anschließende Frage, warum man den Befehlen Gottes denn folgen müsse, kenne ich zwei Antworten: Erstens, dass er die absolute Macht hat, nach seinem Ermessen zu belohnen und zu bestrafen, und es daher aussichtslos ist, sich ihm zu widersetzen, und lohnenswert, ihm zu gehorchen. Zweitens, dass er als Schöpfer der Welt und ihrer Bewohner auch deren rechtmäßiger Besitzer ist, so wie ein Handwerker Besitzer der von ihm produzierten Ware ist, und als Erzeuger und Eigentümer seiner eigenen Produkte hat er wie jeder Eigentümer das Recht, mit seinem Eigentum zu verfahren wie er will. Andere Antworten sind meist Varianten dieser beiden. Mitunter wird auch versucht, die Anweisungen als an sich vernünftig zu erweisen. Solche Argumentation ist aber problematisch, denn damit wird dem Menschen implizit das Recht zugebilligt, Gottes Anweisungen nach seinen menschlichen Kriterien zu beurteilen und sie nur zu befolgen, wenn sie nach seinem Urteil vernünftig sind. Das kann eine Offenbarungsreligion nicht zulassen, denn es läuft darauf hinaus, dass der Mensch und nicht Gott letztinstanzlich entscheidet.

Die religiös motivierte oder begründete Unterdrückung von Artgenossen ist nicht eine Folge der bloßen Existenz von Religion, sonst müsste sie überall vorkommen, wo es religiöse Menschen gibt, die über Macht verfügen, sei es auch nur Macht über die eigene Familie. Soweit die Religion nicht bloßer Vorwand ist, sondern das tatsächliche Motiv der Unterdrückung, handelt es sich um religiösen Fanatismus. Dieser kommt nach meinem Eindruck in der Regel dort vor, wo die Auffassung herrscht, es gebe Texte, die von Gott selbst oder in seinem Auftrag verfasst sind und seinen Willen in menschlicher Sprache ausdrücken. Das Vorhandensein solcher Texte ist in der Regel der Faktor, der den Fanatismus auslöst. Der Grund dafür ist, dass die eigene Urteilskraft des Menschen ausgeschaltet wird, wenn er davon ausgeht, dass Gott mit seiner überlegenen Urteilskraft schon alles entschieden hat und diese Entscheidung seinen Texten zu entnehmen ist. Dadurch wird alles, was Gott anordnet, per Definition gut und richtig und für den Menschen verbindlich. Auf diesem Weg kann sogar die sonst starke Tötungshemmung gegenüber Artgenossen ausgehebelt werden. Laut Bibel hat Gott diesen Effekt experimentell demonstriert, als er Abraham befahl, seinen Sohn zu töten. Es funktioniert so gut, dass in einem Extremfall wie diesem sogar der eigene Nachwuchs nicht verschont wird.

Philosophisch ist das im Euthyphron-Dilemma ausgedrückt. Dieses Dilemma bildet den Scheideweg zwischen dem religiös begründeten Verzicht auf die ethische Autonomie des Subjekts und dem Beharren auf der Eigenverantwortung der handelnden Person.

Wenn kein Offenbarungstext vorliegt, findet religiöse Aggressivität keinen günstigen Nährboden, denn die Legitimation durch eine überweltliche Instanz fehlt. Der Wille Gottes ist dann, falls überhaupt existent, unbekannt oder zumindest zweifelhaft, und damit fehlt die Hauptvoraussetzung dafür, dass die Autonomie des Subjekts ausgeschaltet und durch einen Befehl von oben ersetzt wird. 

Somit kann die Erzeugung einer als Text fixierten Offenbarung, was auch immer das Motiv und die Entstehungsgeschichte sein mag, als der Sündenfall der Religion bezeichnet werden. Ab diesem Punkt gerät sie zwangsläufig in Konflikt mit der Logik und den empirisch feststellbaren Tatsachen und schafft die Hauptvoraussetzung für gewaltsam ausgetragene Konflikte zwischen ihren Anhängern und deren Umwelt.


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RE: Was läuft bei dieser Menschheit falsch? - von Apollonios - 09-02-2022, 16:56
RE: Was läuft bei dieser Menschheit falsch? - von Teudebrand - 07-02-2022, 06:13
RE: Was läuft bei dieser Menschheit falsch? - von Teudebrand - 07-02-2022, 19:04

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