Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Adam & Eva : ein individueller Erklärungsansatz über den Entstehungshintergrund
#44
(18-03-2023, 08:12)Farius schrieb: Also, wenn die Bibel sich selbst widerspricht, dann ist das für Dich durchaus in Ordung. Wenn ich das jedoch tue, wie Du vermutest, dann ist das bestenfalls erheiternd - interessant.

Richtig. Dass die Bibel innere Widersprueche hat, ist verstaendlich, ist sie doch an dieser Stelle eine Sammlung von Nacherzaehlungen alter Mythen verschiedenster Urspruenge. Die erste Schoepfungsgeschichte ist z.B. mesopotamischen Ursprungs (wir kennen sie so aehnlich aus dortigen Texten, die aelter sind als das AT), die zweite offensichtlich in einer Wuestenumgebung entstanden. Dass solche Mythen mit unterschiedlichem Ursprung nicht deckungsgleich sind, ist eine ganz normale Erwartung. Der priesterliche Sammler dieser Geschichten hat diese zwar editiert, aber innere Konsistenz des Gesamtwerks war wohl nicht das primaere Ziel dieser Edition.

Du dagegen erfindest Deine vollkommen eigene Geschichte. Das hat die Funktion fuer Dich, auf Biegen und Brechen den Text zu etwas zu machen, was er nicht ist, um Dein vorgefasstes Bild von Fehlerlosigkeit in der Bibel zu retten. Du schreibst die Bibel komplett in Deine eigene Version um. In dem Moment wird sie zu Deinem eigenen Text und hat mit der Vorlage nichts mehr zu tun.

(18-03-2023, 08:12)Farius schrieb: Du glaubst allen Ernstes, dass die Schlange den Menschen die Fähigkeit der Erkenntnis gebracht hat und dass Gott eifersüchtig sein kann!!?

Das sind beides Aussagen, die die Bibel selbst macht und hat nichts mit irgendeinem Glauben zu tun, dem ich anhaenge. Dass Gott eifersuechtig ist, steht in Dutzenden (!) von Bibelstellen, oft als Selbstaussage Gottes. Beide Konzepte sind hier in der Paradiesgeschichte wunderbar verknuepft (Gen 3, EU):

"22 Dann sprach Gott, der HERR: Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden, dass er Gut und Böse erkennt. Aber jetzt soll er nicht seine Hand ausstrecken, um auch noch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben."

So ja, der Mensch hat einen Schritt in Richtung goettlicher Macht getan dadurch, dass er jetzt die Faehigkeit zur Erkenntnis erlangt hat. Erst dieser Schritt hat den Menschen zu mehr gemacht als nur einem Objekt in Gottes kleinem Privatzoo, er ist "wie einer von uns geworden", und dass der Mensch irgendwie in den inneren Zirkel der Goetter kommt, war offensichtlich nicht erwuenscht, wie Gott es hier woertlich ausdrueckt. Der Mensch wird des Paradieses verwiesen, weil Gott die Gefahr sieht, dass er sich auch noch die Unsterblichkeit nimmt und dann vollends goettlich wird.

Das ist im Prinzip das erste Gebot: Gott will keine anderen Goetter neben sich haben. Wie Ex 34 es ausdrueckt: "Denn der HERR, der Eifersüchtige ist sein Name, ein eifersüchtiger Gott ist er."

(18-03-2023, 08:12)Farius schrieb: Und wenn ich versuche, den Schriften einen nachvollziehbaren Sinn abzuringen, was meines Erachtens von einer Religion durchaus erwartet werden darf ... naja, ich freue mich, Dich erheitert zu haben.

Ach komm! Meine Kritik hat nicht zum Inhalt, dass Du aus den Schriften einen Sinn ziehen willst, sondern wie Du das machst. Im Prinzip erkennst Du den Sinn, aber das Ergebnis dieser Erkenntnis gefaellt Dir nicht. Aus diesem Grund schreibst Du die Bibel um und konstruierst Dir Deine eigene Geschichte, die den Sinn des Textes komplett ignoriert. An dem Punkt redest Du dann nur noch ueber den Sinn Deiner eigenen Geschichte, nicht mehr ueber den der Bibel.

Das ist offensichtlich ein methodisches Problem. Bevor wieder die Entgegung kommt, die verschiedenen Ansaetze waeren irgendwie aequivalent: nein, sind sie nicht. Ich schaue mir die Evidenz an, also den Bibeltext selbst, und interpretiere diesen. Wenn relevant fuer Interpretation,  beachte ich auch ausserbiblische Evidenz, wie z.B. die mesopotamischen Schoepfungsmythen (die haben zwar keinen direkten Einfluss auf die Interpretation des Bibeltextes, geben uns aber einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Bibeltexts, was uns wiederum verstaendlich macht, wie manche uns merkwuerdig erscheinende Bibelaussagen zustandekamen).

Du dagegen zaeumst das Pferd von hinten auf. Du startest mit der vorgefassten Interpretation. Da Du erkennst, dass die Evidenz (der Bibeltext) nicht zu Deiner Interpretation passt, aenderst Du einfach die Evidenz, indem Du den Bibeltext durch Deinen eigenen ersetzt. Aus dem Grund ist der Sinn, von dem Du hier redest, nicht der des Bibeltexts, sondern der von Dir so gewollte.


Nachrichten in diesem Thema
RE: Adam & Eva : ein individueller Erklärungsansatz über den Entstehungshintergrund - von Ulan - 18-03-2023, 09:54

Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Adam und Eva oder Evolution Sinai 60 5307 20-07-2023, 13:22
Letzter Beitrag: Sinai
  Was soll ich glauben? Fragen über Fragen wasweißich 5 2533 28-10-2020, 18:02
Letzter Beitrag: Ekkard
  Adam und Eva Bestrafung? Snowcastor 12 8599 06-05-2020, 18:26
Letzter Beitrag: Ekkard

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste