(26-09-2017, 16:01)Ulan schrieb: [ -> ]Es geht mir eher darum, ob Glaeubige (Christen oder was auch immer) bereit sind, Menschen, die "Gutes" tun (ich will das jetzt nicht im einzelnen definieren), in ihr Heilsschema aufzunehmen bereit sind. Ich habe das Gefuehl, dass viele Glaeubige da in einem Formalismus verharren.
Eines der größten, weil hausgemachten Problematiken der Christentums selbst, denn hier gilt nach wie vor die Unterscheidung großer Teile des Christentums:
Welcher Konfession gehörst du an? Welcher Theologie folgst du? An welches Kredo glaubst du und vieles mehr.
Das auch und gerade der Nichtchrist, der Heide als solcher, sich als denkender und nachdenkender Mensch offenbart und auch offenbaren darf und soll, in Sachen des Dings an sich, allein das ist in den Augen vieler Christen schon Ketzerei, das der Mensch als Humanist auch sittliche, ethische und moralische Letzt-Entscheidungen treffen kann, sich diesen außerhalb christlicher Glaubenssysteme unterwirft und anerkennt, auch das ist Ketzerei, oder Gottesferne, wenn nicht gar Gotteslästerung.
Wenn der Nichtchrist auf Grund empirischer Studien, oder dem Nach-Denken zu anderen Ergebnissen und Schlüssen kommt, als der Christ, also am ende seines Denkens nicht Gott steht, sondern der Glaube an die Vernunft, an die Humanitas schlechthin, oder Spinoza/Kant/Goethe zu Füßen fällt, oder was da auch immer, dann ist dieser eigenständig und selbstständig denkende und auch handelnde Mensch mit dem Automatismus christlicher Dogmen und Lehrgebäude und in den Augen christlicher Fanatiker und Fundamentalisten sowieso schon außerhalb des Menschseins.
Ich als Nichtchrist habe mich mit den tausendfältigen Seinsformen unserer Welt nicht zu beschäftigen, es sei denn, das Gott/JWWH/Allah als Summa am ende aller Erkenntnis steht, ein sittliches Handeln ohne Gott ist kein sittliches Handeln, und eine Moral ohne Gott/JHWH/Allah ist keine Moral sondern - Sünde.
Das ist die Summe meiner Erkenntnis aus vielen, wirklich vielen Jahren Diskussion mit den Christen vieler Konfessionen und Denominationen. Und Vernunft, Humanitas und wirkliche Philanthropie, auch gelebten und vorgelebten Humanismus habe ich selten bei Christen gefunden, bei Nichtchristen oft und das auf die vielfältigste und verblüffendste Weise.
Nur einmal als kurzer Einblick in die weltanschaulichen Lüfte meines weltanschaulichen Rundflugs durch die Religionen, Philosophien und Weltanschauungen, in meinem bisherigen Leben. Am ende, Kant sei Dank:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.”
(Kant, Was ist Aufklärung, 1784)
Dieses Sapere aude macht das Leben gewiss nicht problemloser, aber freier und selbstverantwortlicher, oft auch schöner und enthebt uns dem Sklavendasein unter den ungezählten Religonen. Aber es macht unser Leben nicht immer einfacher, sondern ist auch noch im 21. Jahrhundert voller Bitternisse, Rückschläge und immer wieder auch Enttäuschungen.
Habe Mut...., immer wieder aufzustehen.