(10-11-2009, 20:23)t.logemann schrieb: [ -> ]In meiner Religion (Baha'i) ist es eines der Grundprinzipien, dass Religion und Wissenschaft übereinstimmen sollen. Das bedeutet jetzt nicht, dass entweder die geistigen Gelehrten den wissenschaftlich Gelehrten "hinterher rennen", es bedeutet auch nicht dass die wissenschaftlich Gelehrten sich dem "Diktat der Religion" zeu beugen haben -- es bedeutet ganz einfach, dass Religion und Wissenschaft aus der gleichen "Quelle" schöpfen und die zunächst durchaus sichtbare Unterschiedlichkeit der Ergebnisse der Forschung beider Bereiche auf eine von beiden Seiten gleichermassen akzeptierte "Basis" gestellt werden können - solange, bis eine der beiden Seiten eine neue oder neuartigere Überlegung ("Theorie") erstellt
dieser anspruch muß imho scheitern, weil religion und wissenschaft schon von der methodik her unvereinbar sind. daß sie denn tatsächlich aus der "gleichen Quelle" schöpften, scheint mir ebenso fraglich bzw. zumindest erklärungs- und begründungsbedürftig
Zitat:Darwin hat eine auf biologischer Beobachtung basierende Theorie aufgezeigt, die im Prinzip Teil des "göttlichen Plans" ist
der erste satz bescheribt eine tatsache, der zweite deine bzw. die vermutung deiner religion
Zitat:Diese Theorie alleine sagt aber noch nichts darüber aus, warum - laut der Bibel - der Mensch "die Krone der Schöpfung" sei
das ist richtig - und das beansprucht sie auch nicht
in religiösem sinn mag man sich natürlich gerne wünschen, man wäre "die Krone der Schöpfung"
Zitat:Das Problem, dass vorwiegend atheistische/materialistische Menschen mit Religion haben, ist dass der Materialismus "lehrt", dass nur das mit den "fünf Sinnen begreifbare" real ist
nun muß man ja nicht einem solchen vulgärmaterialismus anhängen. ich z.b. sehe den realitätsbegriff weitaus problematischer
Zitat:Nehmen wir einmal an, das menschliche Leben ist einem solchen "dualen Prinzip" unterworfen - dann stehen wir heute vor dem Problem, dass mit dem was wir physisch real ansehen die "Traumrealität" nicht bewiesen werden kann (umgekehrt genauso). Ist etwas, was sich heute nicht beweisen lässt deswegen automatisch "Einbildung"?
non sequitur. daß physische realität und individuelle erlebte (und damit für das erlebende subjekt höchst reale) "Traumrealitäten" einander nicht gegenseitig beweisen können, ist so wenig möglich wie notwendig. daß aus dieser simplen tatsache abgeleitet werden könne, nicht beweisbares sei automatisch "Einbildung", scheint mir abwegig
Zitat:Alle Weltreligionen der Welt lehren dass der sexuelle Verkehr vor der Eheschliessung verboten/missbilligt ist und dass nach der Eheschliessung sich der sexuelle Verkehr nur auf die eigenen Ehepartner zu beschränken ist.
...
Logisch ist es aber, dass der HIV-Virus diese riesige Verbreitung die er weltweit hat, nicht hätte haben können, wenn die Menschen sich an die moralischen Gebote ihrer Religion gehalten hätten
klingt gut, ist leider falsch
enthaltung von vorehelichem sex schützt nicht vor aids. eine infektion kann viele wege nehmen und dann auf einen, und sei es ein jungfräulicher, partner übertragen werden
- übertragung bei der geburt von einer hiv-infizierten mutter (gut, das wäre vermutlich bekannt, und der partner wüßte, daß er sich schützen muß)
- übertragung durch infizierte injektions-kanülen oder (gut, du kannst sagen, deine religion verbietet ja auch drogensucht. aber in nicht wenigen krankenhaüsern der dritten welt ist die lage derart katastrophal, daß hier der standard nicht überall gewährleistet ist)
- übertragung durch blutprodukte (gut, sollte heute zumindest im "zivilisierten westen" nicht mehr vorkommen)
eine infektion mit hiv erfolgt, wenn viren in die blutbahn gelangen. das kann nicht nur bei vor- oder außerehelichem sex der fall sein
Zitat:"Die "Freiheit des Menschen im Materialismus", jenseits aller Normen der Moral (und damit auch der Religionen) hat also letztlich dazu beigetragen, dass sich eine Seuche weltweit nahezu ungebremst ausbreitet. Was ist jetzt vernünftiger: den Kindern in der Schule beizubringen, möglichst früh "Gummi's" zu kaufen und zu benutzen - oder sich auf die Moral zurück zu besinnen und die Kinder so zu erziehen, dass sie die Freude des Sexes erst ab der Eheschliessung geniessen und dabei auch noch monogam bleiben....
ersteres natürlich. hiv ist da - du kannst es nicht wegbeten. du kannst dich nur davor schützen
Zitat:Ist "schrankenlose Freiheit" - egal in welchem Bereich - erstrebenswert?
warum stellst diese rhetorische frage?
wer hätte denn "schrankenlose Freiheit" gefordert?
die freiheit des einen findet sinvollerweise immer ihre schranken dort, wo sie die des anderen beeinträchtigt
Zitat:Wenn ja - warum gibt es dann Gesetze? Wenn nur die "menschlich erdachten" Gesetze zählen sollen - warum funktionieren sie dann nicht?
tja, das tun die "religiös erdachten" ja etablierter weise auch nicht. manche, ich z.b., würden sogar sagen: noch weniger
Zitat:Und warum haben die religiösen Gesetze, die von Menschen teilweise über Jahrhunderte ausgelegt wurden, nicht funktioniert - lag das an den Gesetzen (der Ethik, der Moral, der Sittlichkeit) per se oder an den Menschen?
na, an wem denn sonst?
alles, was der mensch macht, liegt an ihm
nur was sollen gesetze ausrichten, die am menschen scheitern - weil sie offenbar nicht für den menschen und sein wesen geschaffen sind?
Zitat:Könnte "wahre/echte" Freiheit nicht die Freiheit sein, sich eben freiwillig "Gesetzen" zu unterwerfen, die einen zivilisatorischen, kulturellen Fortschritt ermöglichen können
klingt wieder gut. aber wie gewährleisten, daß diese "Gesetze", denen man sich freiwillig unterwirft, das auch leisten?
Zitat:und diese Gesetze einfach deswegen "anzunehmen", weil sie seit Jahrtausenden durch die Religionen gelehrt werden?
das nun wäre ganz sicher kein grund. schon wegen nachweislicher erfolglosigkeit